Zuckerbrot und Peitsche: Werder-Coach Kohfeldt sucht den Mix

Mallorca – Florian Kohfeldt ist auf der Suche. Zusammen mit den Verantwortlichen von Werder Bremen nach neuen Spielern.

Vor allem aber nach der richtigen Mischung, um sein nach der schlechtesten Hinrunde der Vereinsgeschichte völlig verunsichertes Team wieder in die Spur zu bringen. Nur 14 Punkte, 41 Gegentore, Platz 17 – es geht nur noch darum, den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga zu verhindern, dessen sind sich alle in Bremen inzwischen bewusst. Doch wie führt Kohfeldt in seiner ersten Krise als Chefcoach seine Mannschaft von den Abstiegsrängen?

Im Trainingslager auf Mallorca versucht es der 37-Jährige mit einer Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche. In den Trainingseinheiten ist der Trainer des Jahres 2018 sehr präsent, scheut auch nicht davor zurück, seine Spieler lautstark zurechtzuweisen. «So etwas will ich nie wieder sehen», schrie Kohfeldt zum Beispiel zu Beginn des Camps auf der Baleareninsel, als Marco Friedl im Training nach einem verlorenen Zweikampf einfach liegenblieb und seine Mannschaft dadurch ein Gegentor bekam. «Wir kassieren in der Hinrunde vier Gegentore, weil wir liegen bleiben.»

Einige Spieler zuckten richtig zusammen, als Kohfeldt den Fehler Friedls so lautstark ansprach. Wobei der Coach anmerkte, dass es gar nicht ungewöhnlich sei und nichts mit der prekären Situation in der Tabelle zu tun habe, dass er im Training auch einmal laut wird. «Das passiert auch während der Saison. Deshalb trainieren wir auch mal nicht öffentlich, damit es nicht jeder mitbekommt.»

Auch Geschäftsführer Frank Baumann legte Wert darauf, dass sich Kohfeldt in den Tagen von Mallorca nicht anders gibt als sonst. «Wer in den früheren Trainingslagern dabei war, hat immer einen sehr engagierten Florian Kohfeldt erlebt», sagte Baumann. «Das ist nicht anders als in den Jahren zuvor.»

Engagiert ja, aktionistisch nein – so tritt Kohfeldt nach der kurzen Winterpause auf. Die freien Tage hat er genutzt, um zunächst selbst ein bisschen im Kreise der Familie abzuschalten. Nach Weihnachten begann der Bremer Trainer dann aber bereits wieder mit den Planungen für die Rettung. «Da habe ich Lösungsansätze gesucht, was man jetzt besser machen kann», sagte Kohfeldt über die Tage rund um den Jahreswechsel. «Ich habe ja noch kleine Kinder, die gehen früh ins Bett, da hat man danach noch Zeit», sagte Kohfeldt mit einem Augenzwinkern.

Besonders wichtig ist es Kohfeldt, sich selbst treu zu bleiben. Dinge zu machen, nur um die Öffentlichkeit zu beeindrucken, das ist nicht seine Sache. Auf Mallorca gab er seinen Profis daher auch eineinhalb Tage frei. Die Spieler sollen bei aller Brisanz nicht den ganzen Tag an den Abstiegskampf denken, nicht verkrampfen. Am Mittwoch standen daher Sightseeing, Golf spielen und ein bisschen Sonne tanken auf dem Programm.

Dass mancher Beobachter die viele Freizeit verwundert zur Kenntnis nahm, ist Kohfeldt egal. Er glaubt, die richtige Mischung für die Rettung gefunden zu haben. Ob das so ist, wird schon das richtungsweisende Kellerduell bei Fortuna Düsseldorf am 18. Januar zeigen.


(dpa)

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