Wolfspopulation: Hohe Anzahl illegaler Tötungen

Wölfe sind bundesweit eine streng geschützte Tierart. Dennoch werden viele illegal erlegt, wie eine aktuelle Untersuchung zeigt.

Jeder zehnte Wolf wird erschossen

Wölfe werden immer öfter Opfer strafbarer Tötungen. Laut einer aktuellen Pressemitteilung des Leibnitz-Instituts für Zoo- und Tierforschung (IZW) hat ergeben, dass von 1.000 tot aufgefundenen Tieren ungefähr jedes zehnte illegal einer Schusswaffe zum Opfer gefallen ist. Die häufigste Todesursache sind laut der IZW-Mitteilung aber Kollisionen mit Pkw und Lkw: Etwa drei Viertel der untersuchten toten Wölfe sind ihnen zum Opfer gefallen.

Es trifft dabei besonders wandernde Jungtiere, die ihr Elternrudel verlassen, um sich ein eigenes Revier zu suchen. Allerdings ist bei dieser Erkenntnis Vorsicht geboten, da durch einen Autounfall getötete Wölfe leichter aufzufinden sind als solche, die jenseits von Autobahn und Landstraße versterben.

Weitere Todesarten sind innere Verletzungen durch Knochensplitter in der Nahrung und Verletzungen, die durch potenzielle Beutetiere verursacht wurden.

Wiederansiedlung und Populationswachstum der Wölfe

Die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland begann offiziell im Jahr 2000, als das erste Wolfsrudel in der Lausitz nachgewiesen wurde. Seitdem hat sich die Population kontinuierlich vergrößert. Die deutschen Bundesländer Sachsen, Brandenburg und Niedersachsen haben die größten Populationen, aber Wölfe wurden auch in anderen Teilen des Landes gesichtet. Nach Angaben des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) gab es im Monitoringjahr 2021/2022 in Deutschland etwa 157 bestätigte Wolfsrudel, 27 Paare und 19 Einzeltiere.

Lebensraum und arttypisches Verhalten

Wölfe sind anpassungsfähige Tiere, die in einer Vielzahl von Lebensräumen überleben können. In Deutschland bewohnen sie hauptsächlich Wälder und Heidelandschaften, aber sie sind auch in landwirtschaftlich genutzten Gebieten anzutreffen. Wölfe sind territoriale Tiere und leben in Rudeln, die aus einem Elternpaar und deren Nachwuchs bestehen. Ihre Hauptnahrung besteht aus Wildtieren wie Rehen, Hirschen und Wildschweinen, aber auch Nutztiere wie Schafe und Ziegen können betroffen sein.

Konflikte und Herausforderungen

Die Rückkehr der Wölfe hat zu einer Vielzahl von Konflikten geführt, insbesondere in ländlichen Gebieten, wo Nutztiere gefährdet sind. Viehhalter befürchten Verluste und sehen die Anwesenheit von Wölfen als Bedrohung für ihre Existenz. Tatsächlich kommt es gelegentlich zu Übergriffen auf Nutztiere, was Entschädigungszahlungen und Schutzmaßnahmen notwendig macht. Herdenschutzmaßnahmen wie Elektrozäune und Herdenschutzhunde haben sich als wirksam erwiesen, um Verluste zu minimieren.

Ein weiterer Konfliktpunkt ist die öffentliche Wahrnehmung des Wolfes. Während Naturschützer und viele Stadtbewohner die Rückkehr des Wolfes begrüßen, weil sie die Biodiversität fördert und als Erfolg des Artenschutzes gilt, sind viele Landbewohner skeptisch oder sogar ablehnend. Medienberichte über Wolfsangriffe auf Nutztiere oder sogar auf Menschen, obwohl letztere äußerst selten sind, tragen zur Verunsicherung bei. Hier könnte auch die Ursache für das illegale Abschießen von Wölfen liegen.

Rechtlicher Schutz und Management

In Deutschland sind Wölfe streng geschützt. Sie unterliegen dem Bundesnaturschutzgesetz und der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union. Das Töten eines Wolfes ist nur unter bestimmten Bedingungen erlaubt, zum Beispiel wenn ein Wolf wiederholt erhebliche Schäden anrichtet und andere Maßnahmen versagt haben. Die Verwaltung und das Management der Wolfspopulation liegen in der Verantwortung der einzelnen Bundesländer, was zu unterschiedlichen Ansätzen und Maßnahmen führen kann.

Zukunftsperspektiven

Die Zukunft der Wolfspopulation in Deutschland hängt von einem ausgewogenen Management ab, das sowohl den Schutz der Wölfe als auch die Interessen der Menschen berücksichtigt. Forschung und Monitoring spielen eine entscheidende Rolle, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Es ist auch wichtig, die Öffentlichkeit über die Rolle der Wölfe im Ökosystem und die Möglichkeiten des Zusammenlebens zu informieren. Nur durch Dialog und Zusammenarbeit kann eine nachhaltige Koexistenz zwischen Mensch und Wolf erreicht werden.

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