Wo Fahrgäste 2020 mehr zahlen
Berlin – Mit Beginn des neuen Jahres müssen Fahrgäste von Stadtbussen, Straßenbahnen und U-Bahnen für Tickets vielerorts wieder tiefer in die Tasche greifen. Von den großen Verkehrsverbünden erhöhen zum Jahreswechsel die meisten die Preise.
Nach einer Auswertung durch die Deutsche Presse-Agentur betrifft das etwa Kunden im Ruhrgebiet, im Rheinland, in Berlin und Brandenburg, in den Großräumen Hamburg und Bremen sowie im Rhein-Main-Gebiet. Hinzu kommen alle, die in Regionalzügen außerhalb von Verkehrsverbünden unterwegs sind.
Zwischen 1,3 und 3,3 Prozent mehr verlangen die Verkehrsunternehmen von ihren Kunden. Damit sollen etwa höhere Gehälter der Mitarbeiter und gestiegene Kraftstoffpreise ausgeglichen werden.
Regionale Unterschiede
Viele Kunden in Süddeutschland dagegen kommen ungeschoren davon. Im Großraum
München brachte eine Tarifreform Mitte Dezember im Schnitt sieben Prozent niedrigere Preise. In und um
Stuttgart machten einfachere Tarifzonen viele Verbindungen günstiger. Im Verkehrsverbund Großraum
Nürnberg bleiben die Preise gleich.
Mehr Menschen sollen Bus und Bahn fahren statt Auto und so klimaschädliches Kohlendioxid vermeiden. Das ist eines der Ziele des
Klimaprogramms, das Bundestag und Bundesrat kurz vor Weihnachten beschlossen haben. Der Bund steckt dazu auch zusätzliches Geld in den Nahverkehr.
Da waren die Fahrpreiserhöhungen aber schon beschlossen. Höhere Gehälter, Diesel- und Strompreise sowie Materialkosten machten dies unumgänglich, argumentierte etwa der Verkehrsverbund Rhein-Sieg. Zwischen Aachen, Bonn und Remscheid steigen die Preise um 2,5 Prozent. Im Nachbarverbund Rhein-Ruhr sind es im Schnitt 1,8 Prozent, im Rhein-Main-Verkehrsverbund und damit für die meisten Bewohner Hessens gehen die Preise um 1,5 Prozent nach oben, im Hamburger Verkehrsverbund um 1,3 Prozent.
Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs
Gleich 3,3 Prozent teurer wird es dagegen in Berlin und Brandenburg. Die Verkehrswende sei nur mit dem
öffentlichen Nahverkehr zu stemmen, hieß es. In der Region hatte es zwei Nullrunden gegeben. Nun sei zusätzliches Geld nötig für neue Busse, U-Bahn- und Straßenbahnzüge, für Wartung, Personal und Investitionen in umweltfreundliche Antriebe.
«Die Klimaschutzziele im Verkehrssektor sind nur über einen starken öffentlichen Personenverkehr zu erreichen», sagte Ingo Wortmann, der Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen. «Das ist eine gemeinsame Aufgabe von Bund, Ländern, Kommunen und den Verkehrsunternehmen.» Massive Investitionen seien nötig, um die Netze von Grund auf zu erneuern und auszubauen. Die jährlichen Einnahmen von 13 Milliarden Euro aus dem Fahrscheinverkauf seien dafür entscheidend. Drei Viertel davon deckten die Betriebskosten. Der Rest für Betrieb und Investitionen komme aus den öffentlichen Haushalten.
Preissenkungen im Fernverkehr
In den ICE und Intercitys der Deutschen Bahn fallen zum Jahreswechsel die Preise erstmals seit 17 Jahren. Für Kunden wird es zehn Prozent günstiger. Möglich macht das die Mehrwertsteuersenkung für Fernzugfahrkarten.
Wer aber mit der Deutschen Bahn oder einem ihrer Konkurrenten im Regionalverkehr unterwegs ist, zahlt im neuen Jahr unter Umständen mehr. Fahrten außerhalb von Verkehrsverbünden werden nach Angaben des Tarifverbands der Bundeseigenen und Nichtbundeseigenen Eisenbahnen in Deutschland 1,7 Prozent teurer. Das betrifft immerhin jeden fünften Kunden.
(dpa)