Wie lassen sich Spielplätze am besten von Kippen befreien?
Lund – Wer auf Spielplätzen in der schwedischen Stadt Lund nach rauchenden Eltern oder weggeworfenen Kippen sucht, der ist eine Weile beschäftigt. Seit Anfang Juli gilt in Schweden ein verschärftes Rauchverbot – auch auf öffentlichen Spielplätzen.
Und das macht sich bemerkbar: «Schon jetzt gibt es deutlich weniger Kippen hier», sagt ein Vater. Während sein Sohn im Stadtpark eine Rutsche hinuntersaust, hat er nur Positives für den Schritt der Regierung übrig: «Das ist eine richtig gute Sache.»
Anders in Berlin: «Auf den Wiesen im Blaschkopark sind überall Kippen zu finden. Sauber ist anders», sagt eine Mutter aus Berlin-Neukölln über einen aufwendig gestalteten Spielplatz, der erst vor wenigen Jahren eröffnet wurde. Zu den Raucherhochburgen gehört der Hohenstaufenplatz in Kreuzberg. «Im Oktober 2018 habe ich dort rund 2000 Kippen gefunden», berichtet Johannes Spatz vom «Forum Rauchfrei». Spatz leitete 2006 eine Untersuchung zu Kippen auf Berliner Spielplätzen. Damals wurden binnen zwei Monaten auf dem Hohenstaufenplatz mehr als 7000 Zigarettenstummel gefunden.
Auch in vielen kleineren Städten und Dörfern bundesweit gehören Kippen auf Spielplätzen zum Alltag – hinterlassen nicht nur von Erwachsenen, sondern auch von Jugendlichen, die Spielplätze ebenfalls gern als Treffpunkte nutzen.
Die Verbots-Regelungen hierzulande gleichen einem Flickenteppich. «Brandenburg, Bremen, NRW, und das Saarland sowie verschiedene Kommunen verbieten das Rauchen auf Spielplätzen», berichtet Katrin Schaller, Expertin für Tabakkontrolle vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg (DKFZ).
«Grundsätzlich wäre ein bundesweites Rauchverbot auf Spielplätzen aus mehreren Gründen sinnvoll», betont sie. Es schütze vor Passivrauchen und unterstütze die Vorbildfunktion der Eltern. Vor allem aber helfe es, Kippenmüll zu vermeiden, der vor allem für Kleinkinder gefährlich sei. Das Verschlucken von Zigarettenkippen kann zu Vergiftungserscheinungen mit Übelkeit, Erbrechen und Durchfall führen.
Schweden will bis 2025 rauchfrei werden – dieses Ziel hat die sozialdemokratische Regierung in Stockholm vor längerem ausgegeben. Zum 1. Juli hat sie die Regelungen verschärft. Dabei gilt Schweden mit einer Quote von weniger als 9 Prozent schon heute als das EU-Land mit den wenigsten regelmäßigen Rauchern.
Deutschland liege mit einer Raucherquote von 25 Prozent im europäischen Vergleich im oberen Mittelfeld, sagt ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums mit Verweis auf Daten von 2017. Jede sinnvolle Initiative zur Rauchprävention werde durch das Haus von Minister Jens Spahn (CDU) unterstützt. «Zunächst sollte aber das Tabak-Werbeverbot durchgesetzt werden. Wir setzen auf Aufklärung und Prävention», betont der Sprecher.
Aus Sicht Schallers wäre es hierzulande vordringlicher, die Innengastronomie vollständig rauchfrei zu machen. Personal und Gäste in Raucherräumen seien einer sehr hohen Tabakrauchbelastung ausgesetzt. «Hier muss als erstes nachgebessert werden – bei dieser Gelegenheit wäre es allerdings durchaus sinnvoll, darüber nachzudenken, in den verbesserten Nichtraucherschutz auch öffentliche Plätze einzubeziehen», so die Expertin.
In Schweden wird empfohlen, mit Schildern auf die neuen Regelungen hinzuweisen. Vor Supermärkten oder auch Cafés sind immer wieder Hinweise zu finden, auch in deutscher Sprache. Auf Lunds Spielplätzen fehlen sie noch. In Deutschland hat eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums bereits vor zehn Jahren gezeigt, dass Rauchverbote ohne Hinweisschilder hierzulande nicht viel nützen: In Würzburg wurden auf Spielplätzen beispielsweise trotz bayernweiten Rauchverbots fast genauso viele Kippen gefunden wie in Mannheim, wo es kein Rauchverbot gibt. In Würzburg wurde nicht auf das Verbot hingewiesen.
In Heidelberg – mit kommunalem Rauchverbot und sichtbaren Hinweisschildern auf Spielplätzen – lag die Zahl der gefundenen Kippen nur bei etwa einem Drittel. «Erst durch Hinweisschilder oder Plakate werden Raucher beim Besuch eines Spielplatzes auf ihre Verantwortung gegenüber den Kindern aufmerksam gemacht», heißt es in einem Bericht des DKFZ.
(dpa)