Werder will auch gegen Bayern München punkten
Bremen – Die Erinnerungen an bessere Tage hallen auch in Corona-Zeiten noch vor jedem Spiel durch das Bremer Weserstadion.
Der 3:1-Sieg beim damals großen Rivalen Bayern München, durch den Werder am 8. Mai 2004 die vierte und bis heute letzte deutsche Meisterschaft perfekt machte, ist fester Bestandteil des Liedes «Lebenslang Grün-Weiß», das auch ohne Zuschauer vor jedem Anpfiff gespielt wird. Der Treffer von Ivan Klasnic nach schwerem Patzer von Oliver Kahn, die weiteren Tore von Johan Micoud und Ailton – es waren unvergessliche Momente für die Werder-Familie.
16 Jahre später haben sich Werder und Bayern soweit voneinander entfernt wie der Fußball-Betrieb im Corona-Modus von der Normalität. 45 (!) Punkte liegen drei Spieltage vor dem Saisonende zwischen den beiden Clubs, für die am 16. Juni (20.30 Uhr/Sky) daher auch ganz Unterschiedliches auf dem Spiel steht. Die Münchner können mit einem Dreier ihren achten Meistertitel in Serie perfekt machen, die Bremer brauchen jeden Zähler, um den ersten Abstieg seit 40 Jahren doch noch irgendwie abzuwenden.
Gleich ist bei beiden Teams, dass sie mit sehr viel Zuversicht in den Saisonendspurt gehen, was vor allem bei den Bremern neu ist. Doch die Norddeutschen waren der große Gewinner des Wochenendes. Selbst klar in Paderborn gewonnen, dazu Niederlagen der direkten Konkurrenz aus Düsseldorf und Mainz – besser hätte es für die Grün-Weißen nicht laufen können. «Ich gehe davon aus, dass wir den Klassenerhalt schaffen», sagte Angreifer Niclas Füllkrug nach seinem Comeback mit Torerfolg voller Optimismus.
Die Bremer haben sich in eine Position gebracht, die ihnen noch vor ein paar Wochen niemand zugetraut hätte: Sie haben sogar den direkten Klassenerhalt wieder selbst in der Hand. Nach dem schweren und nahezu aussichtslosen Duell mit den Bayern folgt am Samstag der brisante Vergleich mit dem schwächelnden FSV Mainz 05. Am letzten Spieltag gastiert dann der 1. FC Köln an der Weser.
In Paderborn bewiesen die Grün-Weißen, dass sie mit Druck umgehen können. Gegen die Bayern ist dieser eigentlich gering, denn niemand erwartet etwas von den Bremern. Da Mainz am folgenden Tag in Dortmund vor einer ähnlich schweren Aufgabe steht, dürfte sich an der Gesamtkonstellation im Normalfall nichts ändern.
Doch einfach abschenken werden sie die Partie gegen die Münchner nicht. Dafür steckt nach wie vor zu viel Prestige in den Duellen zwischen Nord und Süd, und am Dienstag steht auch einfach zu viel auf dem Spiel. «Wir stehen noch immer auf dem direkten Abstiegsplatz. Gewonnen ist noch gar nichts», sagte Trainer Florian Kohfeldt mit Blick auf das Duell mit dem designierten deutschen Meister. Dass bei den Bayern in Robert Lewandowski und Thomas Müller zwei absolute Weltklasse-Leute zurückkommen, macht die Sache für Werder nicht leichter.
(dpa)