Weniger Äpfel aus Deutschland erwartet
Osnabrück – Spätfröste und Hagelschäden werden nach aller Voraussicht in diesem Jahr zu einer unterdurchschnittlichen Apfelernte führen. Die Erzeuger hoffen auf auskömmliche Preise.
Für die Verbraucher dürften sich die Kilopreise im üblichen Bereich bewegen, schätzte Helwig Schwartau von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) in Hamburg. Er rechne mit Preisen zwischen 1,45 Euro bis 2 Euro pro Kilo. «Das ist der normale Bereich, der der Ware auch gerecht wird.» Immerhin sorgt die Sonne dafür, dass die Früchte von guter Qualität sind.
40.000 Tonnen Hagelschaden
Die Erzeuger ihrerseits erhoffen sich nach einem Überangebot im vergangenen Jahr wieder Erlöse, die die Produktionskosten decken. Von den Hagelschlägen seien alle deutschen Anbaugebiete betroffen gewesen, sagte Schwartau. Insgesamt rechnen die Experten in diesem Jahr mit einer Gesamterntemenge von rund 912.000 Tonnen in Deutschland. Die Durchschnittserntemenge liegt bei gut einer Million Tonnen Äpfel. Wegen der Hagelschläge seien 30.000 bis 40.000 Tonnen Tafeläpfel verloren gegangen, sagte Schwartau. Für einzelne Betriebe sei die Situation existenzbedrohend. Nicht alle würden von den voraussichtlich steigenden Erzeugerpreisen profitieren.
Für die Erzeugerpreise ist die europäische Apfelernte wichtig – auch diese wird den Prognosen zufolge mit rund 10,6 Millionen Tonnen um gut drei Millionen Tonnen geringer ausfallen als im Vorjahr. Das liege daran, dass die osteuropäischen Anbaugebiete, und hier vor allem Polen, unter den Folgen von Spätfrösten leiden. «Aber im Alten Land haben 70 Prozent der Bestände Frostschutz», sagte Schwartau. Mit Hilfe von Beregnungsanlagen können Obstbauern die Bäume schützen.
Bäume brauchen Ruhepause
Insgesamt sei mit einer steigenden Verbrauchernachfrage nach Äpfeln zu rechnen, weil die Ernte in den Hausgärten und auf den Streuobstwiesen in diesem Jahr geringer ausfallen werde als 2018, erklärte Schwartau. Das liege vor allem an der Trockenheit, aber auch an der so genannten Alternanz: Nachdem die Bäume im vergangenen Jahr sehr reichlich trugen, bräuchten sie in diesem Jahr gewissermaßen eine Ruhepause – mit einem entsprechend geringeren Ertrag.
Rund 30 Prozent der Ernte gehe in den Verarbeitungsbereich und wird etwa zur Saftherstellung verwendet. In der Regel werden dafür nicht als Tafeläpfel vermarktbare Früchte genutzt, sagte Schwartau: «Die Erzeuger haben im vergangenen Jahr zwischen 4,5 und 5,5 Cent pro Kilo Mostäpfel bekommen.» Die Produktionskosten liegen allerdings zwischen 35 und 45 Cent pro Kilogramm. Nur mit dem Verkauf der Tafelware könnten die Bauern Geld verdienen.
Niedersachsen besser als Bayern und Berlin-Brandenburg
Niedersachsen gehört in diesem Jahr zu den Bundesländern, die zumindest örtlich erneut unter großer Trockenheit leiden. Für die Apfelerzeuger an der Elbe sei das aber kein Thema, sagte Matthias Görgens von der Obstbauversuchsanstalt Jork der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. «Wir haben hier mehr oder weniger ausreichend Wasser zur Verfügung.» Allerdings führe die extreme Sonnenbestrahlung zu Sonnenbrand bei den Äpfeln, die nicht vom Laub verdeckt sind. «Das sind normalerweise die Schönsten.» Der Sonnenbrand bei Äpfeln zeige sich in hässlichen Stellen, Verbräunungen und Einsenkungen.
Auch die Apfelernte in Brandenburg ist von einer Spätfrostnacht Anfang Mai zu einem großen Teil zunichte gemacht worden. «Dafür gibt es nur ein Wort: Katastrophe», sagt Klaus Henschel, Präsident des Gartenbauverbandes Berlin-Brandenburg. Blüten und teils Fruchtansätze zersprangen im Frühjahr wie Glas. Schon ausgebildete Früchte fielen wegen Trockenheit dann im Juni von den Bäumen. «Es tut uns weh. Wir wissen noch nicht, wie viele Betriebe das überstehen werden», sagt er. Viele befürchten einen Ausfall von 90 bis 100 Prozent. Die Verluste können noch nicht genau beziffert werden.
Auch die bayerischen Apfelbauern rechnen für dieses Jahr mit einer unterdurchschnittlichen Erntemenge. Ein Grund sei die Trockenheit des vergangenen Jahres, sagte Karl-Ludwig Rostock vom Bayerischen Erwerbsobstbau-Verband der Deutschen Presse-Agentur. «Weil die Knospen für das Folgejahr bereits im Juni dieses Jahres gebildet werden», erklärte Rostock. Und im Juni 2018 gab es sehr wenig Niederschlag – schlecht für die Apfelknospen.
(dpa)