Was Ältere vor Stürzen schützt

Stuttgart/Berlin – Einmal reicht: Nicht aufgepasst, gestürzt, und dann wochen- oder monatelang mit den Folgen kämpfen. Gerade Ältere müssen darauf achten, nicht zu fallen – gleichzeitig ist das Risiko eines Sturzes bei ihnen besonders hoch.

«Bei Senioren lässt oft die Kraft nach, und sie bekommen Probleme in der reaktiven Balance: Dann treten Dinge unerwartet auf, die sie aus dem Gleichgewicht bringen und sie brauchen zum Beispiel einen Ausfallschritt, um sich abzufangen», sagt Prof. Clemens Becker, Chefarzt für Geriatrische Rehabilitation im Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus.

Selbsttest zum Sturzrisiko

Oft leugnen die Betroffenen aber, dass sie sturzgefährdet sind. Oder sie wollen es nicht wahrhaben. Dabei kann man das eigene Risiko selber testen: «Wenn Sie für zehn Meter Gehen mehr als zehn Sekunden brauchen oder Sie fünfmal von einem Stuhl aufstehen und dafür länger brauchen als 15 Sekunden, sind Sie im gelben Bereich», erklärt Becker. Dann sollte man etwas tun. Nur was?

«Nehmen Sie mehrere Medikamente ein, sprechen Sie Ihren Arzt darauf an, inwieweit Ihre Bewegungsfähigkeit und Aufmerksamkeit dadurch beeinträchtigt sind», sagt Erhard Hackler von der Deutschen Seniorenliga.

Kurse und Übungen für mehr Trittsicherheit

Der wichtigste Punkt bei der Sturzprophylaxe, so Becker: «Trittsicherheit kann man trainieren – auch mit 85. Über 250 Studien belegen das.» Je nachdem, wie fit man ist, sind Seniorentanz genauso wie Thai-Chi und Chi-Gong sehr gut dafür geeignet. Auf der Webseite der
Zentralen Prüfstelle Prävention (ZPP) findet man von den Krankenkassen geprüfte Angebote.

Den Alltag anspruchsvoller gestalten kann man auch mit den Übungen, die Becker gemeinsam mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) entworfen hat. Die entsprechende Broschüre ist kostenlos auf deren Webseite bestell- oder
abrufbar. So kann man zum Beispiel statt jeden Morgen mit zwei Beinen nur noch mit einem Bein aufstehen.

Gefahrenquelle Haushalt

Ein Irrglaube ist, dass man meistens draußen oder auf Glatteis stürzt. «Ältere Menschen halten sich nämlich bis zu 90 Prozent zu Hause auf«, sagt Becker. Und daheim sind Senioren unkonzentrierter. «Sie meinen, weil sie schon 10 000 Mal den Weg zur Toilette gegangen sind, dass es auch beim nächsten Mal klappt.»

Am leichtesten kann man hier mit den Schuhen gegenwirken: «Hausschuhe sollten sicheren Halt bieten», sagt Hackler von der Deutschen Seniorenliga. «Am besten sind geschlossene mit Klettverschluss. Zumindest sollten sie über einen verstellbaren Fersenriemen verfügen.»

Vom Haltegriff bis zum Treppenlift

Viele Betroffene scheuen sich, ihr Heim diesen Problemen anzupassen. Dabei ließe sich die Zahl schwerer Stürze so deutlich reduzieren, erklärt Hackler. Doch ab wann sind Um- und Anbauten sinnvoll? «Griffe und Halterungen im Nasszellen- und Toilettenbereich sollte man anbringen, wenn man regelmäßig die Armlehnen braucht, um von einem Stuhl aufzustehen», sagt Becker.

Relativ leicht lässt sich meist das Licht im Haus oder in der Wohnung verbessern. «Schummrige Ecken und unbeleuchtete Treppen sind genauso gefährlich wie zu grelles Licht, das blendet und damit die Orientierung erschwert», sagt Hackler. Da viele Stürze nachts passieren, sollte der Weg zur Toilette beleuchtet sein, rät Becker – zum Beispiel mit Bewegungsmeldern.


(dpa/tmn)

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