Warum Rasenroboter doch noch einen Gärtner brauchen

Berlin/Köln – Rasenroboter sollen Hobbygärtner bei einer Arbeit entlasten, die mühsam und anstrengend ist, damit sie mehr Zeit für das im Garten haben, was Spaß macht. Die Idee funktioniert auch gut – trotzdem sollten sich alle, die ein solches Gerät kaufen wollen, von der Idee verabschieden, der kleine Roboter könne autark arbeiten. Er braucht Hilfe, oft sogar täglich – auch um nicht zum Sicherheitsrisiko zu werden.

Denn die Sensoren der Geräte stoppen diese bei einigen Hindernissen und sogar Kinder-Attrappen nicht ausreichend. Letzteres bei keinem der elf Geräte, die die Stiftung Warentest geprüft hat (Zeitschrift «test», Ausgabe 4/2020). So wurden Nachbauten von Kinder-Ärmchen oder -Beinchen angeschnitten, zerschnitten oder zerkratzt.

Kind kann unter das Gerät und ins Messer greifen

Außerdem konnten die Tester bei allen bis auf einem Gerät simulieren, dass ein spielendes Kind unter den laufenden Roboter und damit in seine Messer greifen kann. Für Hunde lässt sich das Ergebnis wohl übertragen.

Zum gleichen Ergebnis kommt der ebenfalls gerade veröffentlichte Test von Tüv Rheinland gemeinsam mit der Zeitschrift «Selbst ist der Mann» (Ausgabe April 2020): Elf der zwölf Geräte verletzten eine Attrappe eines Kinderarms.

Gleichermaßen erkennen die meisten Rasenroboter nicht, dass Gegenstände noch auf dem Grün liegen. «Meine Erfahrung bei diesem Test hat gezeigt, man muss wirklich an jedem Abend aufräumen, sonst werden auch liegengebliebene Bälle und Gartenwerkzeuge am nächsten Tag beschädigt», berichtet Peter Baruschke, Test-Redakteur von «Selbst ist der Mann».

Hersteller weisen auf die Gefahren hin

Aber er kann die Gefahr für Kinder auch etwas relativieren: «Die geltenden Sicherheitsnormen werden von allen Geräten eingehalten», sagt Baruschke. «Leider sind aber vereinzelt Unfälle mit Kindern geschehen, die auf dem Rasen von einem Rasenroboter verletzt wurden.»

Daher sei bereits entschieden worden, die gängige Norm um zwei Tests zu erweitern – die inzwischen auch bei aktuellen Sicherheitsbeurteilungen berücksichtigt werden. Dazu gehöre, dass die Geräte einen knienden Kinder-Dummy und einen Nachbau eines Kinderarms mit ausklappbarem Metallfinger – den «Kinderprüfarm» – erkennen und umfahren sollen, berichtet Baruschke.

«Diese Tests sind bereits nötig, um das GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit zu erhalten», ergänzt der Experte. Sein Rat lautet dennoch: Konsequent den Rasen aufräumen, bevor der Roboter loslegt.

Übrigens muss man den Herstellern auch zu Gute halten: Laut den Testern beider Seiten weisen die Firmen in der Betriebsanleitung darauf hin, dass Kinder und Haustiere von aktiven Rasenrobotern fern gehalten werden sollen.

Kleine Geräte fahren sich in Hindernissen fest

Die Tester haben noch einen weiteren Kritikpunkt: So mancher Rasenmäher braucht auch oft praktische Hilfe, um seine Arbeit erledigen zu können. Vor allem besonders kompakte Mähroboter und auch einige der preiswerteren Geräte brauchten fast täglich eine Hand, die sie nach einem Stillstand wieder befreiten, berichtet Baruschke.

Die Geräte fuhren sich etwa an Unebenheiten im Rasen fest oder hatten Probleme beim Rückweg die Ladestation zu finden. Das Bild war teils «jämmerlich», wie der Test-Redakteur beschreibt: Die Roboter irrten manchmal in einer Endlosschleife am Rasenrand herum oder fuhren mit drehenden Rädern gegen einen Widerstand an, bis der Akku schlapp macht. Dabei hinterließen sie Fahrspuren im schönen Rasen.

Rasenroboter mähen immer besser

Es gibt aber auch gute Nachrichten: Die Stiftung Warentest genauso wie «Selbst ist der Mann» testen regelmäßig Rasenroboter und können den aktuell erwähnten Modellen, die sie aus organisatorischen Gründen natürlich bereits letzten Sommer testen mussten, bessere Leistungen bestätigen. Sie navigieren weitgehend problemlos, auch bleiben nur wenige fransige Stellen zurück.

Fazit der Warentester: Selbst die günstigen Geräte ab 330 Euro mähten mit «gutem» bis «befriedigendem» Ergebnis. Und Baruschke betont: «Bei einigen Herstellern hatte man auch kaum was zu tun: Wir haben die Geräte angeschlossen und im Test ein, zwei Wochen lang einfach laufen lassen – ohne Probleme.»

Rasenrobotern mit Begrenzungszaun die Arbeit erleichtern

Auch die Verzweiflungsfahrten der Roboter gegen unüberwindbare Hindernisse lassen sich in Griff bekommen. Wichtig ist, dass man gewissenhaft den Begrenzungsdraht verlegt: Ähnlich wie ein Weidezaun für Kühe zeigt dieser mit Hilfe eines leichten Stromflusses dem Rasenroboter seine Grenzen an Rasenkanten oder vor Beeten auf.

«Notfalls muss man auch leicht hervorstehende Wurzeln damit umgeben», sagt Baruschke. Das gilt insbesondere für die kleinen Geräte, die weniger schlecht über Hindernisse hinwegfahren können. «Ansonsten besser zu einem anderen Gerät greifen: Je größer die Rasenroboter sind, desto weniger Probleme haben sie.»

Dann artet das Befreien eines Rasenroboters aus Fallen auch nicht in Arbeit aus – den Zeitaufwand dafür sollte man nicht überschätzen. Denn der Rasenroboter sollte im Sommer bis zu fünf Mal wöchentlich arbeiten, will man einen dicht gewachsenen, saftigen Rasen.

Info-Kasten: Die Testergebnisse im Überblick:

Die Testsieger der Zeitschrift «test»/Stiftung Warentest, alle mit Gesamtnote «befriedigend» sind: Indego S+400 von Bosch, Automover 105 von Husqvarna, Robolinho 500E von Al-Ko, RMI 422.0 von Stihl, Easymow 6HD von Power G und ROB S600 von MCCulloch.

Die Testsieger der Zeitschrift «Selbst ist der Mann», alle mit der Gesamtnote «gut»: RMI 422 PC von Stihl, smart Sileno lif von Gardena, Robolinho 500i von Al-Ko, Automower 305 von Husqvarna und P10 Powerworks.


(dpa/tmn)

(dpa)