Wachstum der Reisebranche in Deutschland ungebrochen
Trotz wirtschaftlicher Schieflage hält die Reiselust der Deutschen weiter an. Die Reisebranche blickt optimistisch in die Zukunft und erwartet ein neues Rekordjahr. Auch Deutschland wird als Reiseziel immer beliebter.„Die wirtschaftlichen Eckdaten sind hervorragend“, schwärmte Jürgen Büchy, Präsident des Deutschen Reiseverbands, am Dienstag vor der Reisemesse ITB in Berlin.
Buchungen haben weiter zugenommen – Zurückhaltung nur bei Griechenland und Ägypten
„Zwei bis drei Prozent Marktwachstum sind möglich.“ Die Zunahme der bisherigen Buchungen sprechen eine deutliche Sprache: Besonders beliebt seien Reisen in die Türkei, nach Kroatien und Spanien. Auch weiter entfernte Ziele wie die USA, die Karibik und viele asiatische Länder stiegen in der Beliebtheit der Deutschen. Etwas verhalten sind Urlauber wegen der anhaltenden Unruhen aber bei Griechenland und Ägypten.
Deutschland als Urlaubsziel immer attraktiver
Bereits im vergangenen Jahr haben die Bundesbürger knapp 61 Milliarden Euro für ihre Reiselust ausgegeben und den Unternehmen damit zu neuen Bestmarken verholfen.
Doch auch Deutschland selbst legt an Beliebtheit bei ausländischen Touristen zu: 2012 rechnet Klaus Laepple, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft, mit einer steigenden Zahl der Übernachtungen von 394 Millionen auf mehr als 400 Millionen. Konstante Reisezahlen bei leicht erhöhten Preisen erwartet er beim Klientel der Geschäftsleute.
Start der Internationel Tourismus-Börse (ITB) am Mittwoch
Trotz der wachsenden Branche werden auf der Internatioalen Tourismus-Börse (ITB), die am Mittwoch in Berlin ihre Pforten öffnet und seit jeher als Konjunkturbarometer gilt, weniger Aussteller als in den Vorjahren vertreten sein. Bis zum Sonntag präsentieren laut Veranstalter 10644 Aussteller aus 187 Ländern ihre Angebote. Noch im vergangenen Jahr gab es 11.163 Messestände. „Die wesentliche Größe ist für uns die vermietete Fläche, und da bleiben wir auf Vollauslastungsniveau“, sagte Messe-Geschäftsführer Christian Göke. Die ersten drei Tage sind dem Fachpublikum vorbehalten. Am Samstag und Sonntag ist die Messe für alle Besucher geöffnet.
Partnerland Ägypten mit großen Erwartungen
Einiges von der ITB verspricht sich auch das diesjährige Partnerland Ägypten. Im Revolutions- und Umsturzjahr 2011 brachen die Tourismuseinnahmen von 12,5 Milliarden Euro auf 9 Milliarden Euro ein, wie Tourismusminister Mounir Fakhry Abdel Nour sagte. Dies sei jedoch nicht gerechtfertigt. Ägypten sei einzigartig, facettenreich und sicher. Reiseziele wie Assuan, Hurghada, Sharm El Sheikh zeigen, dass die Unruhen in Kairo nicht repräsentativ sind und im Land Ruhe und Sicherheit herrsche. Bis 2017 wolle Ägypten die Zahl der Touristen auf 30 Millionen verdreifachen.
ITB als Forum für politische Forderungen
Das Branchentreffen wird auch für politische Forderungen genutzt. So kritisiert Laepple den Protest gegen Flughafen- und Bahnhofsbauvorhaben in Deutschland. Vielen seien sich nicht im Klaren darüber, welche Bedeutung eine zukunftsfähige Infrastruktur hat. „Deutschland darf keine touristische Provinz werden“. Auch Umweltzonen, Bettensteuern, Hygieneampeln in der Gastronomie, die Luftverkehrssteuer und der Emissionshandel gaben dem Präsidenten des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft Anlass zur Kritik.
Reisebranche als wichtiger Bestandteil der Bruttowertschöpfung Deutschlands
Einer Branchenstudie nach ist fast jeder achte Arbeitsplatz in der Bundesrepublik mit dem Tourismus verknüft. Mit einem Anteil von 4,4 Prozent an der Bruttowertschöpfung übertreffe er Banken und Autohersteller.
Dabei ist der Tourismusbegriff weit gefasst: Gut 85 Prozent ihres Umsatzes machen deutsche Gaststätten demnach mit Touristen. Bereits der nicht alltägliche Restaurantbesuch außerhalb des eigenen Stadtteils wird als touristisch definiert. Vorleistungen finden bei der Bruttowertschöpfung keine Berücksichtigung.