Virtuelle Währungen: Taugen Bitcoins als Geldanlage?
Köln – In nur einem Jahr haben Bitcoins ihren Wert fast verzehnfacht. Doch genauso rasant wie die Kurse steigen, können sie auch wieder fallen. Was bedeutet das für Anleger? Und was sind Bitcoins überhaupt?
Eine digitale Währung, heißt es oft. Doch da fangen die Probleme schon an: «Währung trifft es nicht genau, denn hinter einer Währung steckt immer ein Staat oder eine Zentralbank», sagt der Kölner Vermögensverwalter Uwe Zimmer. Der Bitcoin wurde dagegen erfunden, um bargeldlos im Internet zu bezahlen. Das Guthaben liegt also nicht auf einer Bank, sondern auf dem Rechner zu Hause oder im Netz.
«Bitcoins kann man nicht anfassen, denn es gibt sie nur virtuell», sagt Yann Stoffel, Projektleiter bei der Stiftung Warentest in Berlin. Anders als bei Gold etwa entstehen also keine Kosten für Lagerung oder Transport. Trotzdem warnt der Finanzexperte: «Auch Bitcoins können verloren gehen.» So kann beispielsweise die Festplatte, auf der die Zugangsdaten gespeichert sind, kaputtgehen oder geklaut werden. Der Nutzer hat dann das Nachsehen: «Wenn der Bitcoin-Code weg ist, ist auch das investierte Geld futsch.»
Mittlerweile gibt es rund 900 solcher Kryptowährungen – wie Ether, Litecoin oder Ripple. Sie alle funktionieren nach demselben Prinzip, weiß Kapitalmarktexperte Zimmer: «Es gibt immer eine begrenzte Stückzahl.» Das bedeutet, bei steigender Nachfrage steigt auch der Preis der Währung. Die begrenzte Verfügbarkeit macht den Bitcoin und seine Nachahmer zum begehrten Objekt für Spekulationen.
«Um Bitcoin gibt es einen Hype», räumt Zimmer ein. Kostete ein Bitcoin Anfang 2016 noch 400 Euro, so schnellte der Kurs zwischenzeitlich auf über 4000 Euro. «Deshalb funktioniert der Bitcoin auch als Zahlungsmittel für den Alltag nicht, weil niemand weiß, wie viel er morgen wert ist.» So könne man zwar schon heute bei etlichen Anbietern mit Bitcoins zahlen, aber die Ware wäre dann im Schnitt sehr viel teurer – egal ob es sich nun um das Tesla-Elektroauto oder einen Pizzalieferservice handelt.
«Für den normalen Alltagsgebrauch lohnen sich Bitcoins kaum», bestätigt Stoffel. Es gebe einfach zu wenig Gelegenheiten, regelmäßig damit zu bezahlen. Auch als Geldanlage taugt die virtuelle Währung aus Sicht des Verbraucherschützers nichts. «Bitcoins sind kein Ersatz für Gold, wie manchmal behauptet wird.» Dafür seien die Kurse viel zu wechselhaft. Immer wieder habe es Kurseinbrüche von 20 oder gar 50 Prozent gegeben.
Für wen macht der Kauf von Bitcoins dann überhaupt Sinn? Christian Funke, Vorstand der Frankfurter Vermögensverwaltung Source For Alpha, nennt zwei Gründe: «Der Erwerb von Bitcoins ist sinnvoll, wenn man die Währung für den Zahlungsverkehr ohne Regierungskontrolle nutzen möchte.» Der zweite begründete Anlass, Bitcoins zu kaufen, sei eine Wette: «Der Käufer setzt auf eine Wertsteigerung durch wachsende Popularität und weiteren Zulauf in der Zukunft.»
Für normale Anleger sei so ein Investment eher nichts, so Funke. Dafür müsse man sich intensiv mit dem Thema Kryptowährungen auseinandersetzen – mit den Chancen und den Risiken. Das größte Risiko für den Bitcoin ist aus Sicht des Vermögensverwalters ein Verbot durch Regierungen. Als Beispiel nennt er die aktuelle Diskussion um eine stärkere Regulierung in China. «Die größte Chance ist eine deutliche Wertsteigerung, wenn sich der Bitcoin wirklich als globales, digitales Zahlungsmittel durchsetzen sollte.»
Wer Geld in Bitcoins anlegt, spekuliert ganz klar, sagt auch Zimmer. So schnell wie die Kurse hochgehen, können sie auch wieder fallen. Doch der Vermögensberater sagt auch: «Ich glaube, dass mit Kryptowährungen eine ganz neue Anlageklasse entstanden ist.» Nur werden von den zahlreichen virtuellen Währungen, die derzeit entstehen, nach Einschätzung des Finanzexperten nur wenige überleben. Ein Investment sei deshalb in jedem Fall hochriskant.
Wer das Risiko nicht scheut, Spaß an der Spekulation und etwas Geld übrig hat, der könnte durchaus auch mal mit virtuellen Währungen experimentieren – so die Einschätzung von Zimmer, der selbst bereits 2012 in Bitcoin investierte. Ob sich der Einstieg zum jetzigen Zeitpunkt noch lohnt, vermag der Finanzexperte allerdings nicht zu sagen. «Man könnte stattdessen in die ersten zehn Kryptowährungen investieren, in der Hoffnung, dass sich zwei oder drei davon gut entwickeln.» Wer insgesamt 100 000 Euro anlegen möchte, könne durchaus einen kleinen Teil davon in spekulative Anlagen stecken – «zum Beispiel 5000 Euro in Gold und 5000 Euro in Kryptowährungen.»
Und wie geht das ganz konkret? «Bitcoins bekommt man nicht am Bankschalter», erklärt Zimmer. Stattdessen müssen sich die Nutzer bei einer Bitcoin-Plattform registrieren. In Deutschland geht das etwa über die Website
Bitcoin.de in Verbindung mit der Fidor Bank. Von einem Referenzkonto aus kann der Kunde dann die Bitcoins kaufen.
«Bitcoins müssen über eine Börse wie Bitfinex gekauft werden», bestätigt Funke. Allerdings gibt es mittlerweile auch andere Wege: «Erste institutionelle Anleger investieren bereits über Zertifikate in Bitcoins.» Für solche professionellen Anleger sollen demnächst auch Fonds lanciert werden, die gezielt in Kryptowährungen investieren – etwa von Incrementum in Liechtenstein oder der Crypto Fund AG in der Schweiz.
Ein Investment in Bitcoins sei nur etwas für erfahrene Anleger, sagt auch Stoffel von der Stiftung Warentest. «In den von uns empfohlenen Anlagestrategien spielt das keine Rolle.» Der Finanzexperte warnt vielmehr: Der Hype um den Bitcoin führe auch zu vielen Betrugsversuchen etwa mit gefälschten Kryptowährungen. «Wer sich für das Thema interessiert, der sollte sich an die bereits etablierten, virtuellen Währungen halten.»
(dpa/tmn)