Unruhe vor dem Kurztrip: PSG und der Fall Neymar

Paris – Vor dem Kurztrip mit knapp zwölf Stunden Aufenthalt in Dresden herrscht reichlich Klärungs- und Redebedarf bei Paris Saint-Germain. Im Mittelpunkt Neymar, der 27 Jahre alte Brasilianer mit Hang zur Selbstdarstellung auf und neben dem Fußballplatz, wer sonst.

Vor zwei Jahren hinterlegte er die Rekordablöse von 222 Millionen Euro zunächst selbst, um vom FC Barcelona zu PSG zu wechseln. Nun soll es retour gehen, so scheint es. Neymar wird sich erklären müssen. Fotos, die die französische Sportzeitung «L’Équipe» veröffentlichte, zeigten Neymar am Trainingsgelände Camp des Loges in schlichtem weißen T-Shirt und mit schwarzer Baseball-Kappe. Am Abend zuvor hatte er einen Flieger in Sao Paulo genommen. Nicht ohne vorher mit bemerkenswerten Aussagen die Vermutung nahezulegen, seinen Weggang weiter zu provozieren.

In einem Interview im youtube-Kanal «Oh My Goal» schwärmte Neymar von seinen bisher schönsten Erinnerungen in einer Umkleidekabine. Zunächst antwortete er, dass er das nicht so genau wisse, ehe er von einem denkwürdigen Sieg mit dem FC Barcelona ausgerechnet gegen PSG erzählte.

«Wir waren danach alle wie verrückt. Besser hätten wir uns nicht fühlen können.» Er hatte beim 6:1 im März 2017 im Achtelfinale der Champions League zwei Tore zum Weiterkommen beigetragen, nachdem PSG das Hinspiel 4:0 gewonnen hatte. Die Partie sei neben dem Olympia-Finale mit Brasilien 2016 in Rio auch der denkwürdigste Moment seiner bisherigen Karriere.

Ein Sprecher Neymars versuchte, die bereits erhitzten Gemüter zu beruhigen. Der Brasilianer habe zu keinem Zeitpunkt die Spieler von damals missachten wollen, ließ er via «L’Équipe» wissen.

All das muss Neymar selbst mit PSG-Sportdirektor Leonardo klären. Ebenso wie sein unentschuldigtes Fehlen, während der Großteil des hochkarätig besetzten Kaders um Weltmeister Kylian Mbappé vor einer Woche die Vorbereitung auf die neue Saison aufgenommen hat. «Wir werden die zu treffenden Maßnahmen prüfen, wie wir das für alle Angestellten machen würden», hatte Leonardo bereits angekündigt.

Ob Neymar die Reise zum Testspielauftakt der Pariser beim Zweitligisten SG Dynamo Dresden und vier Tage später zum Erstliga-Absteiger 1. FC Nürnberg auch antritt, wird sich zeigen. In Sachsens Hauptstadt ist die Begeisterung um den Besuch des französischen Meisters, bei dem in Keeper Kevin Trapp, Verteidiger Thilo Kehrer und Offensivmann Julian Draxler drei deutsche Nationalspieler unter Vertrag stehen, auch so schon groß.

«Es ist ein Hauch von Europapokal, der aktuell durch Dresden wabert», schrieb die SGD, die laut «Sächsischer Zeitung» im Juni eine Anfrage der Pariser für ein Testspiel bekommen hatte, auf ihrer Homepage. Es wird aber alles schnell gehen. PSG reist mittags an, bezieht kurz das Hotel, nach dem Spiel um 20.20 Uhr geht es direkt wieder zurück nach Paris. Mit oder ohne Neymar.


(dpa)

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