TV-Poker um die Formel-1-Rechte: Bleibt RTL im Rennen?

Hannover – Der neue Besitzer der Formel 1 ist ein Freund des Bezahl-Fernsehens. Für die deutschen Fans des Motorsports ist das keine schöne Erkenntnis, denn der TV-Vertrag von RTL endet am Ende der laufenden Saison. Vom kommenden Jahr an drohen WM-Rennen im Pay-TV zu verschwinden.

Nachdem der US-Unternehmer John Malone mit Liberty Media die Formel 1 übernommen hat, werden die Karten auch beim Poker um Medienrechte neu gemischt. Der von Liberty eingesetzte Vermarktungs-Chef Sean Bratches bevorzugt wie sein Chef den Pay-Bereich, «weil da das Geld ist», wie er vor dem ersten Rennen der Saison in Melbourne sagte.

«Es gibt Märkte, wo die Durchdringung des Pay-TV im Vergleich zum Free-TV gering ist», erklärte der Liberty-Manager. Das gilt vor allem für Deutschland im Vergleich zu Großbritannien, wo es deutlich mehr Pay-TV-Kunden gibt. «Das macht es ein bisschen schwieriger», sagte Bratches: «Wir arbeiten daran.»

RTL würde gerne weiterhin die Formel 1 frei empfangbar übertragen, zumal in den bisherigen vier Rennen der Saison die Quoten wieder gestiegen sind. «Wie wir zur Formel 1 stehen, erleben seit 26 Jahren unsere Zuschauer, der ehemalige Lizenzgeber und auch die neuen Eigentümer», sagte RTL-Sportchef Manfred Loppe der Deutschen Presse-Agentur: «Wir leben und lieben die Formel 1! Das wollen wir auch in den nächsten Jahren mit vielen Millionen Fans teilen.»

Das gelte «natürlich unter der Voraussetzung, dass die Rahmenbedingungen passen», erklärte der RTL-Sportchef. Es geht also ums Geld und die Anzahl der Rennen. Für den frei zu empfangenden Privatsender ist die Situation nicht einfacher geworden, weil es hierzulande neben Sky inzwischen im Pay-Bereich neue Wettbewerber gibt: DAZN und Discovery mit seinem Ableger Eurosport.

«Die Formel 1 ist immer sehr interessant», sagte DAZN-Boss James Rushton der dpa. «Und das Schöne an Formel 1 ist, dass es die Menschen vor allem in Deutschland sehr intensiv verfolgen.» Der Chef des Sport-Streamingdienstes schränkte aber ein: «Wenn Formel 1 weiter im Free-TV bleibt, ist es weniger interessant für uns.»

Rushton sagte: «Vielleicht wird es wie in Großbritannien.» Dort laufen seit Jahren alle Rennen im Pay-TV und derzeit nur zehn im frei zu empfangenden Fernsehen bei Channel 4. Während auf der Insel Sky einen bis 2024 laufenden Kontrakt hat, stehen für Deutschland die Verhandlungen kurz bevor.

«Ich glaube, es gibt Wege, Free-TV-Pakete so zu erstellen, dass sie als Lockmittel dienen, um ein Markt-Bewusstsein für eine breite Öffentlichkeit zu erzeugen», sagte Liberty-Manager Bratches: «Eine Kombination von beidem ist ein angemessener Mix für die Zukunft.» Es solle aber in jedem Land unterschiedliche Modell geben.

Für den deutschen Markt würden sich ganz neue Möglichkeiten ergeben. Bei Sky oder Eurosport könnten Pay- und Free-TV sogar in einer Hand bleiben. Beide Unternehmen haben neben ihren Bezahl-Angeboten auch frei empfangbare Kanäle.

Besonders interessante Verhandlungen dürfte es geben, wenn Eurosport für die Formel 1 mitbietet. Der Spartensender gehört über Discovery ebenso zum Firmen-Imperium des US-Unternehmers John Malone wie Liberty Media.


(dpa)

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