Trümmer der Raumsonde „Phobos-Grunt“ in den Pazifik gestürzt
Am Sonntagabend (Mitteleuropäische Zeit) sind Trümmer der defekten russischen Raumsonde „Phobos-Grunt“ in den Pazifik gestürzt. Die Teile der 120-Millionen-Euro teuren Sonde, die beim Eintritt in die Atmosphäre nicht verglühten, seien in den Ozean gefallen, meldete das russische Verteidigungsministerium.
Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Alexej Solotuchin, sagte der Absturz wurde von Einheiten der militärischen Weltraumaufklärung von Bodenstationen aus registriert. Nähere Angaben zum genauen Ort wurden zunächst nicht gemacht. Die Trümmer seien in der Region des Südpazifik niedergefallen, präzisierte der Sprecher der Europäischen Weltraumagentur Esa in Darmstadt, Bernhard von Weyhe, unter Verweis auf weitere russische Quellen. Genauere Messdaten würden noch von einer Expertengruppe um Prof. Heiner Klinkrad ausgewertet.
Sonde stürzt nach Fehlstart ab
Die 13,5 Tonnen schwere Raumsonde war zu einer auf zweieinhalb Jahre angelegte Mission zum Marsmond Phobos unterwegs. Doch nach einem Fehlstart im November war sie nicht in die richtige Richtung geflogen, sondern umkreiste die Erde in immer engeren Bahnen. Die Sonde sollte bis 2014 im All bleiben, den Marsmond Phobos erforschen sowie Proben mit zur Erde bringen.
Beim Eintritt in die Erdatmosphäre zerrissen
Der Großteil der Fracht in der Raumsonde war Treibstoff für die mehrjährige Mission zum Marsmond Phobos. Nach Angaben der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos sind die Giftstoffe im tonnenschweren Treibstoff-Tank, sowie das radioaktive Kobalt in einer Menge von rund 10 Mikrogramm verbrannt oder verglüht. An Bord der „Phobos-Grunt“ befanden sich außerdem Behälter mit Mikroorganismen, Mückenlarven, Krebstieren und Samen.
Experten wussten lange nicht genau wo „Phobos-Grunt“ abstürzen wird
Experten der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos hatten ihre Prognosen zum Absturz immer wieder korrigiert und zuletzt als möglichen Ort auch den Atlantik genannt. Eine Gefahr für Menschen in bewohnten Gebieten durch nicht verglühende Teile hatte als sehr gering gegolten, war aber nicht ausgeschlossen worden.
Weltraummüll regnet ständig auf uns herab
„Pro Jahr fällt einige Dutzend Mal Weltraummüll auf die Erde, der nicht komplett in der Atmosphäre verglüht,“ gab der Esa-Sprecher an. In der Regel wären die Teile allerdings kleiner als die der „Phobos-Grunt“-Sonde. Dieser Absturz habe erneut gezeigt, dass Europa ein koordiniertes europäisches Beobachtungssystem zur Datenerhebung im Weltall benötige. Derzeit wäre man für einen Großteil der Daten auf Quellen des US-Militärs angewiesen, sagte Weyhe. Das angedachte europäische System sollte Daten liefern zu Asteroiden in Erdnähe, die Sonnenaktivität und Weltraummüll.