Thomas Müller: «Die Geisterspiele werden für mich Neuland»
München – Eine Prognose zur der Bundesliga-Fortsetzung erlaubt sich der hocherfahrene Thomas Müller nicht. «Die Geisterspiele werden für mich Neuland, für die ich mir noch keine wirkliche Strategie zurecht gelegt habe», sagte der 30 Jahre alte ehemalige Fußball-Weltmeister in einem Videochat.
«Ich habe es mir zumindest schonmal so vorgestellt, dass es wie beim Abschlusstraining vor einem Champions-League-Spiel sein könnte – und da will man auch das Abschlussspiel gewinnen.» Vor den Königsklassen-Auftritten trainiert die Gäste-Mannschaft in der Regel am Vorabend im leeren Stadion.
Bis sich Müller mit diesem Szenario konkret auseinandersetzen muss, wird es noch einige Zeit dauern. Frühestens im Mai rollt der Ball wieder – und dann ziemlich sicher ohne Zuschauer. Da dürfte laut Müller «die Mannschaft, die das am schnellsten und besten akzeptiert und die höchste Qualität auf den Platz bringt, mehr den Vorteil haben». Immerhin hat er wie Manuel Neuer, Jérôme Boateng, David Alaba und Robert Lewandowski schon ein Geisterspiel erlebt. 2014 gewannen die Münchner in der Champions League bei ZSKA Moskau mit 1:0. Nach dem Fehlverhalten von ZSKA-Fans waren damals keine Zuschauer zugelassen.
Die Vorbereitung auf den Tag X und die Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Bundesliga sei aktuell «kein leichtes Unterfangen», räumte Routinier Müller ein. Man befinde sich angesichts der Corona-Krise in einer «Ausnahmesituation nicht nur für den Fußball» und fühle sich «so ein bisschen in der Schwebe».
Der Vize-Kapitän sorgte in unsicheren gesellschaftlichen Zeiten in dieser Woche bei sich selbst für sportliche Klarheit. Wie Trainer Hansi Flick verlängerte er seinen Vertrag bis zum 30. Juni 2023. «Ich bin froh, dass Thomas verlängert hat und hoffe, dass der eine oder andere auch kommt», sagte Flick. Die Verträge von Kapitän Neuer, Alaba, Thiago und weiteren Akteuren laufen am 30. Juni 2021 aus. Sollten diese Profis nicht verlängern, «heißt das nicht, dass die Übermorgen dann weg sind», sagte Müller mit Blick auf die Laufzeit der Kontrakte.
Viel hätte vor einigen Monaten nicht gefehlt und Müller, der laut Präsident Herbert Hainer zum FC Bayern gehört «wie das Oktoberfest zur Stadt München», hätte für Katerstimmung gesorgt. «Die Gefühlslage im Herbst war ziemlich angespannt. Da hatte ich nicht im Sinn, im Frühjahr unbedingt den Vertrag zu verlängern», erklärte er. Unter Trainer Niko Kovac war er zum Notnagel degradiert, unter Flick ist er wieder Führungskraft.
Doch das impliziere noch lange nicht, dass er zu Transferangelegenheiten beim FC Bayern befragt werde, sagte Müller, als er zum Personaltableau befragt wurde. «Dafür haben wir im Verein extra Angestellte, die sich ausschließlich oder hauptsächlich mit der Kaderplanung beschäftigen.»
Ob er selbst als 2013er Champions-League-Sieger eines Tages zur Club-Führung gehören könnte, so wie jetzt 2001er Gewinner Oliver Kahn als neues Vorstandsmitglied, ließ Müller offen. «Das ist sicherlich nicht ausgeschlossen.» Aber was in Zukunft passiert, überlasse er gerne erstmal anderen.
(dpa)