Spezialauftrag für Trainer-Azubi Klose beim Confed Cup

Sotschi – Der prominenteste Weltmeister im deutschen Confed-Cup-Tross hat in Russland nur eine Nebenrolle am Rasenrand.

Dabei sieht Miroslav Klose mit seinen muskulären Oberschenkeln und einem Top-Body aus, als könnte er auch drei Jahre nach seinem Abschied aus der Fußball-Nationalmannschaft sofort wieder auf Torejagd gehen. «Gerade junge Spieler schauen zu ihm hoch, haben großen Respekt vor seiner fußballerischen Leistung und vor seiner Persönlichkeit», sagte Bundestrainer Joachim Löw über den erfolgreichsten Torjäger in der deutschen Länderspiel-Geschichte.

In insgesamt 667 Vereinspartien seiner außergewöhnlichen Karriere hat Klose 259 Mal getroffen. 71 Tore erzielte der gebürtige Pole in 137 Länderspielen für Deutschland und übertraf damit sogar den jahrzehntelang gültigen Rekord von «Bomber» Gerd Müller (68).

2002 war Klose WM-Torschützenkönig. Nach seinem vierten und mit dem Titelgewinn gekrönten WM-Turnier 2014 in Brasilien hält er mit 16 Toren auch die Weltmeisterschafts-Bestmarke. «Er hat einen unglaublichen Erfahrungsschatz», sagte Löws Assistent Marcus Sorg. «Für uns ist er wertvoll, weil er vieles aus einer anderen Perspektive sieht, die wir anderen Trainer nicht kennen.»

Seit sieben Monaten gehört Klose zu Löws Trainerstab und tastet sich seitdem an die Geheimnisse und Besonderheiten auf der «anderen Seite» heran. «Miro ist zunächst in einer Lernphase, das war auch klar. Egal, wie viele Länderspiele du als Spieler absolviert hast, Trainer zu sein, ist eine ganz andere Rolle. Man muss eine ganz andere Perspektive einnehmen», sagte sein Chef und Mentor Löw vor dem Start des Confed Cups. Klose, der vor einer Woche im Kreise der Mannschaft seinen 39. Geburtstag feierte, ist dankbar für die Chance: «Die Möglichkeit, gleich bei einem Weltmeister-Trainer einzusteigen, bekommt nicht jeder.»

Das neue Berufsleben unterscheidet sich mitunter kaum von dem seiner weniger prominenten Kollegen. Löw schickte den ehemaligen Profi des 1. FC Kaiserslautern, von Werder Bremen, Bayern München und Lazio Rom als Azubi durch verschiedene DFB-Abteilungen und Nachwuchsteams, «um weiter zu lernen». In der A-Mannschaft hält sich der Weltstar, der nie ein lauter Typ war, in seiner neuen Funktion zurück. Auf dem Trainingsplatz packt Klose auch mal die Bälle aus den Netzen.

Der Bundestrainer hat beim Confed Cup mehrere Spezialaufträge für Klose: «Er soll ganz speziell im Training und im Spiel auf unsere offensiven Kräfte achten. Von mir wird er die Aufgabe bekommen, mit dem einen oder anderen Spieler zu reden und mal ein paar Tipps zu geben aus seinen Erfahrungen heraus.»

Gerade die neuen jungen Angreifer wie Timo Werner (21) oder Amin Younes (23), aber auch die schon reiferen Lars Stindl (28) und Sandro Wagner (29) sind neugierig auf Kloses Tipps. Manchmal stoppt der Ex-Stürmer auch kurz das Training der Offensivkräfte. «Bei uns bringt er sich immer mehr ein», hat Löw registriert. «Er hat immer gute Ideen, will natürlich weiter Erfahrung sammeln.»

Es sieht nach einer klassischen Win-Win-Situation für alle aus. «Es gibt wenige Trainerstäbe, die einen WM-Torschützenkönig im Team haben», betonte Co-Trainer Sorg. Jeder Löw-Assistent betreut einige Spieler speziell, auch außerhalb des Platzes. Klose ist natürlich für die Stürmer zuständig – eine Neuerung. Andererseits profitiert der Trainer-Einsteiger selbst von der Situation. «So ein Turnier ist auch für ihn aus neuer Sicht eine gute Erfahrung», betonte Löw.

Seinen trockenen Humor hat sich Klose bewahrt. Der Trainer-Einstand in der Nationalmannschaft sei ziemlich unspektakulär verlaufen, hatte Klose berichtet: «Ich musste weder singen noch strippen.»


(dpa)

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