So verhält sich der Renault Clio im Test

Berlin (dpa-infocom) – Bei den Kleinwagen stehen große Neuheiten ins Haus: Opel bereitet den Start des nächsten Corsa vor, Peugeot lässt den 208 von Stapel und Renault hat gerade das Tuch vom Clio Nummer 5 gezogen.

Als wichtigstes Modell der Marke geht der Clio im Herbst zu Preisen ab knapp 13.000 Euro in den Handel und soll seinen Platz in der Kompaktklasse vor allem mit inneren Werten behaupten.

Viel Platz und hochwertiges Ambiente

Von außen sieht der neue Clio zwar fast so aus wie der alte, und auch das Format ist bei einer Länge von 4,05 und einem Radstand bin 2,58 Metern nahezu gleichgeblieben. Doch innen ist der Generationswechsel um so deutlicher. Denn wo bislang Hartplastik vorherrschte, kommen jetzt vornehme Kunststoffe und Softtouch-Lacke zum Einsatz. Zusammen mit dem großen, hochkant montierten Touchscreen in der Mittelkonsole und einem ziemlich großen Bildschirm zwischen zwei analogen Anzeigen hinter dem Lenkrad sieht der Clio nun ähnlich edel aus wie ein Audi A1 oder ein Mini.

Zum Premium-Ambiente gibt’s obendrein mehr Platz: Zwar vermittelt vorn eine hoch gesetzte Mittelkonsole dank des kurzen Schaltknüppels ein sportliches Gefühl, doch die Insassen sitzen dafür etwas einengt. Hinterbänkler können sich hingegen auf stolze drei Zentimeter mehr Kniefreiheit freuen. Außerdem wächst der Kofferraum um rund 15 Prozent. Jetzt fasst er nach Renault-Rechnung 391 Liter und ist damit der größte in der Klasse. Zusammen mit dem Erfolg des SUV Capture in der gleichen Klasse ist das offenbar Grund genug, den bisherigen Clio Kombi künftig nicht mehr anzubieten.

Online-Infotainment und Fahrhilfe auf Autobahnen

Auch bei der Ausstattung hat sich viel getan: Das Infotainment geht online, und mit einem Autobahn- und Stauassistent macht der Clio als erster Renault einen großen Schritt in Richtung autonomes fahren: Bis 160 km/h hält er auf Fernstraßen Abstand und Spur, folgt dem Vordermann und gibt dem Fahrer zumindest für ein paar Sekunden frei. Das fühlt sich dann fast so an, wie in einer Limousine aus der gehobenen Mittelklasse. Die Updates lädt man «Over The Air» über ein eingebautes Modem und ohne Werkstattbesuch.

In vielen Punkten ist der neue Clio ganz vorn dabei. Nur beim Antrieb wirkt er auf den ersten Blick erschreckend konventionell. Denn auch wenn die Franzosen ihn als Vorreiter der Elektrifizierung loben, gibt es vorerst nur normale Verbrenner. Allerdings machen die eine richtig gute Figur. Außerdem kommt im nächsten Jahr zumindest ein Hybrid, der im Stadtverkehr zu 80 Prozent elektrisch fahren und so bis zu 40 Prozent Kraftstoff sparen soll. Ohnehin muss Renault mit dem Clio keine Antwort auf einen elektrischen Opel Corsa oder einen Peugeot 208e liefern. Schließlich verkaufen die Franzosen in dieser Klasse schon seit fast zehn Jahren den Zoe und führen damit in Europa bislang die Elektro-Charts an.

Nicht besonders schnelle, aber solide Benziner

Bei den Motoren bleiben die Franzosen erst einmal bescheiden. Zumindest in der Startaufstellung gibt es den Clio nur mit einem 1,0 Liter großen Dreizylinder, der als Sauger 48 kW/65 PS oder 54 kW/73 PS leistet und als Turbo auf 74 kW/100 PS kommt. Außerdem haben die Franzosen einen 1,3 Liter großen Vierzylinder mit 96 kW/130 PS im Angebot. Diesel gibt es in Deutschland nicht mehr.

Zwar sind die Fahrleistungen der Verbrenner auf dem Papier eher mager. Mit einem Sprintwert von 9,0 Sekunden und einem Spitzentempo von 200 km/h tut sich selbst das Top-Modell schwer im Duell mit Dynamikern wie dem Ford Fiesta oder VW Polo, die es mit deutlich stärkeren Motoren zu kaufen gibt. Und der schnittige Look der neuen RS-Line ist sicher kein Ersatz für ein Modell mit mehr Leistung. Doch in der Praxis wirkt der Kleinwagen überraschend flink und vor allem sehr erwachsen. Das Fahrwerk ist souverän, die Lenkung präzise, und auch als Langstreckenauto auf der Autobahn gibt sich der Stadtflitzer seriös. Wer die Hände zwischendurch mal wieder selbst ans Lenkrad legt, wird viel Freude am Fahren haben.

Fazit: Evolution statt Revolution

Man merkt dem Clio auf jedem Meter an, wie viel Erfahrung und Erfolg Renault mit dem Kleinwagen hat. Wie gut er schon war, wie viel besser er geworden ist und wie geschickt die Franzosen ihr Erfolgsrezept verändern. Auch wenn die Revolution ausbleibt, so ist die Evolution doch deutlich spürbar. Auf diese Weise bleibt der Clio eine feste Größe in einem Segment, das sich mit immer mehr SUVs und neuen Stromern gerade gravierend verändert.

Datenblatt: Renault Clio TCe 130

Motor und Antrieb: Vierzylinder-Turbo-Benzindirekteinspritzer
Hubraum: 1333 ccm Max.
Leistung: 96 kW/130 PS bei 5.000 U/min
Max. Drehmoment: 240 Nm bei 1.600 U/min
Antrieb: Frontantrieb
Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Maße und Gewichte
Länge: 4050 mm
Breite: 1798 mm
Höhe: 1440 mm
Radstand: 2583 mm
Leergewicht: 1.248 kg
Zuladung: 425 kg
Kofferraumvolumen: 391-1096 Liter
Fahrdaten
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 9,0 s
Durchschnittsverbrauch: 5,2 Liter/100 km
Reichweite: 810 km
CO2-Emission: 119 g/km
Kraftstoff: Super
Schadstoffklasse: Eu6D temp
Energieeffizienzklasse: k.A.
Kosten
Basispreis der Modellreihe: 12.990 Euro
Grundpreis des Renault Clio Tce130: k.A.
Typklassen: k.A.
Kfz-Steuer: 76 Euro
Wichtige Serienausstattung
Sicherheit: Sechs Airbags, LED-Scheinwerfer, Notbremsassistent
Komfort: Klimaautomatik, Tempobegrenzer, Zentralverriegelung
Spritspartechnik: Start-Stopp-Automatik

Jahr Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

(dpa)