So fällt das Kind nicht auf krude Theorien rein
Berlin – Implantierung von Mikrochips, Impfzwang oder Geheimbunde, die die Macht übernehmen: Mit dem Corona-Virus verbreiten sich auch Verschwörungstheorien, die auf Jugendliche einen besonderen Reiz ausüben können – erst recht wenn sie vom Lieblings-Youtuber oder der hippen InfluencerIn aufgegriffen werden. Doch was können Eltern tun, damit ihre Kinder nicht kruden Theorien und Fake News auf den Leim gehen?
«Heranwachsende müssen lernen, Social-Media-Posts und YouTube-Videos zu hinterfragen – auch wenn sie vom favorisierten Streamer oder der beliebten Instagrammerin kommen», erklärt Kristin Langer, Mediencoach der Initiative «Schau hin! Was Dein Kind mit Medien macht.»
Eine Verschwörung könne als Gedankenexperiment vielleicht spannend sein. Sie dürfe aber nicht ungefiltert als Wahrheit übernommen und auf keinen Fall weiterverbreitet werden. Beim Checken des Wahrheitsgehaltes sollten Eltern Ansprechpartner sein. «Falsch wäre es, merkwürdige Posts umgehend als Quatsch abzutun, sondern mit den Kindern gemeinsam auf Spurensuche nach deren Wahrheitsgehalt zu gehen», empfiehlt Langer.
Bestätigen die Info auch andere Quellen?
Dabei würden Kinder praktischerweise gleich lernen, wie man Dingen auf den Grund geht. Bei der Spurensuche werde überprüft, ob auch noch andere Quellen die Information bestätigen. «Und wenn ja, handelt es sich dabei um seriöse Quellen?», sagt Langer.
Über die Kommentarfunktion könne man auch nachfragen, woher ein Influencer oder die Youtuberin die Infos hat. Falls man eine Antwort bekommt, forscht man weiter, ob die Argumente auch wissenschaftlich belegt werden. «Das ist wie ein hochspannendes Detektivspiel», sagt der «Schau hin!»-Mediencoach.
Dabei machen sich Eltern zunutze, dass sich Kinder nicht gern übers Ohr hauen lassen. Denn sie wollen sichergehen, dass es stimmt, wenn sie etwas weitererzählen. Ansonsten würden sie sich blamieren, für dumm oder leichtgläubig gehalten.
Theorie nicht sofort als Unsinn abtun
Wenig hilfreich seien Kommentare wie dieser: «Das ist völliger Blödsinn. Dass das nicht stimmt, habe ich irgendwo gelesen.» So würden die Kinder mit ihren Fragen allein gelassen.
Eltern sollten entsprechende YouTuber auch nicht bewerten oder madig machen. Besser sei zu fragen «Was glaubst du denn selbst? Kann das stimmen?» und dann gemeinsam nachforschen. Für die Recherche eigneten sich die Bilderrückwärtssuche von Google oder Kindersuchmaschinen wie
blinde-kuh.de und
fragfinn.de.
Dort könne man mit den Begriffen «Fakt oder Fake?» auch nach Portalen suchen, die Falschmeldungen oder Fotolügen mittels Quiz, Comic oder Infofilm entlarven. «Dabei können Kinder spielerisch ein Grundgefühl für Zweifel an falschen Behauptungen entwickeln», so Kristin Langer.
(dpa/tmn)