Sieben Spanien-Tipps für Corona-Zeiten
Madrid – Spanien ist das beliebste Auslandsreiseziel der Deutschen – und Mallorca die Ferieninsel Nummer eins. Allerdings dürfte vielen derzeit nicht der Sinn nach Menschentrauben und vollen Stränden stehen. In Corona-Zeiten bieten sich eher Regionen und Sehenswürdigkeiten abseits der Hotspots an. Sieben Vorschläge.
Kanaren: Wandern auf Angela Merkels Lieblingsinsel La Gomera
Wer auf den Kanarischen Inseln Urlaubermassen auf Teneriffa oder Gran Canaria umgehen möchte, findet in den beiden kleinsten Eilanden La Gomera und El Hierro zwei gute Alternativen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel wandert häufig auf La Gomera. Die Insel wird vergleichsweise selten besucht. Prähistorische Nebelwälder, tiefe Schluchten, mystische Tafelberge und Lava-Täler prägen das Landschaftsbild. Die Vulkan-Insel hat zwar kaum nennenswerte Strände, ist aber so etwas wie das ultimative Wanderparadies der Kanaren.
Noch weniger ist nur auf der Nachbarinsel El Hierro los. Nur 6000 Menschen leben hier. Wer Ruhe sucht, ist hier richtig – selbst zur touristischen Hochsaison im Sommer. So nennen die Einheimischen ihre Insel «die Vergessene». Wanderer finden hier skurrile Lava-Landschaften und verwunschene Märchenwälder.
Unterwegs auf einem der einsamsten Jakobswege
Wanderurlaub wird nach den langen Corona-Beschränkungen wieder angesagt sein. Besonders beliebt sind die spanischen Jakobswege. Um nicht mit zu vielen Pilgern unterwegs zu sein, kann man den Camino Primitivo wählen. Über fast 300 Kilometer schlängelt er sich durch die wilde Bergwelt Asturiens und die grüne Hügellandschaft Galiciens.
Der Camino Primitivo in Nordspanien ist nicht nur der älteste aller Jakobswege. Er ist auch einer der einsamsten Pilgerwege zum Apostelgrab des Heiligen Jakobus. Im vergangenen Jahr wählten gerade einmal 15 715 Pilger diesen Pfad. Das sind nur 4,5 Prozent aller Jakobspilger, von denen die meisten auf dem französischen Weg wandern. Das hat natürlich einen Grund: Der Camino Primitivo ist auch einer der anspruchsvollsten Wege. Das Wandererlebnis in menschenleerer Natur ist allerdings überwältigend.
Andalusiens weite Atlantikstrände mit Afrika-Blick
Man muss sich nicht immer gleich in die Berge zurückziehen, um fernab der Massen den Urlaub genießen zu können. Das geht in Spanien auch wunderbar am Strand – jedoch eher schwieriger an Málagas Costa del Sol. Weite und einsame Strände bietet dagegen die andalusische Provinz Cádiz. Hier am Atlantik lockt eine der vielleicht ursprünglichsten Küstenlandschaften Spaniens.
Die kilometerlangen Sandstrände und unter Naturschutz stehenden Dünenlandschaften sind nur vereinzelnd durch weiße Küstendörfer wie Conil de la Frontera, Los Caños de Meca und Zahara de los Atunes getrennt. Die Thunfisch-Restaurants in Zahara sind landesweit bekannt. Genauso wie der acht Kilometer lange Sandstrand.
Beliebt ist auch die Playa de Bolonia mit ihrer 30 Meter hohen Wanderdüne. Doch ist der Strand dermaßen weitläufig, dass sich die Urlauber selbst in der Hochsaison ganz gut verteilen. Von der Düne hat man einen schönen Blick aufs marokkanische Riffgebirge. Die südspanische Atlantikküste ist bei Kitesurfern beliebt, die sich an den Stränden von Punta Paloma, Tarifa und Valdevaqueros tummeln.
Auf den Spuren Don Quijotes durch die Einöde der La Mancha
Den wenigsten Spanien-Urlaubern ist Kastilien-La Mancha bekannt. Ein echter Geheimtipp, der landschaftlich und kulinarisch viel zu bieten hat: verschlafene Dörfer, historische Windmühlen, Ritterburgen, Schafsherden, schwarze Stiere, Weinberge und die weite Ebene der zentralspanischen La Mancha.
Hier siedelte Miguel de Cervantes seinen weltberühmten Roman über Don Quijote und seinen Schildknappen Sancho Pansa an. Auf den Spuren des Ritters von der traurigen Gestalt kann man mittelalterliche Dörfer und Kleinstädte wie Toledo, Almagro oder Villanueva de los Infantes kennenlernen. Oder den Naturpark Las Tablas de Daimiel.
Auch wenn Don Quijote nur der Phantasie eines Dichters entsprungen ist: Wenn man in der weiten, menschenleeren Einöde der Mancha unterwegs ist, glaubt man irgendwann, es habe ihn wirklich gegeben. Vor allem nach zu viel Wein. Und von dem gibt es hier überall. Kastilien-La Mancha ist das größte Weinanbaugebiet der Welt.
Schlemmen im einsamen Trüffelland
Die nordspanische Provinz Teruel befindet sich nur eine Autostunde von Valencia entfernt, dennoch gehört sie zu den touristisch unbekanntesten Flecken Spaniens. Verwunderlich, immerhin lockt die Region mit verschlafenen Dörfern, alten Burgen, schönen Wanderrouten und sogar mit versteinerten Dinosauriern. Hier im Hinterland im südlichen Aragonien finden Urlauber Ruhe und Abgeschiedenheit.
Die wenigen Urlauber lockt vor allem ein ganz besonderer Gaumenschmaus: Trüffel. Die Provinz ist das größte Trüffelanbaugebiet der Welt. Zwischen November und März werden bis zu 40 Tonnen der berühmten Schwarzen Trüffel geerntet. Tourismusagenturen bieten die Knollen-Suche mit Trüffelhunden an und Restaurants spezielle Trüffelmenüs, bei denen natürlich auch regionale Delikatessen wie Steinpilzsuppe und Terueler Eichelschinken nicht fehlen dürfen.
Zu Besuch in der Heimat der spanischen Amerika-Eroberer
Die Extremadura im Südwesten Spaniens an der Grenze zu Portugal gehört ebenfalls zu den touristisch eher unbekannten Juwelen des Landes. Selbst die meisten Spanier schauen sich das riesige Meer aus Stein- und Korkeichenwäldern eher aus dem Auto auf dem Weg an die Strände Andalusiens an. Ein Fehler.
Die weite Hügellandschaft ist nicht nur von fantastisch ursprünglichen Naturlandschaften wie dem Monfragüe-Nationalpark oder der Sierra de Guadalupe geprägt. Vor allem die alten Dörfer und Kleinstädte der Region sind einen Besuch wert. Sie sind die Heimat vieler Konquistadoren, die ihre Heimatstädte mit prachtvollen Adelshäusern, Kirchen, Klöstern und Burgen verschönerten. Zwei Beispiele sind Cáceres oder Jerez de los Caballeros, Heimat des Sklavenhändlers Hernando de Sotos. Trujillo mit seiner Trutzburg und Adelspalästen ist die Konquistadoren-Hochburg schlechthin.
Balearen ohne Massen: Unterwegs auf dem Pferdeweg
Mallorca heißt Massentourismus? Balearen heißt Baden und Ballermann? Von wegen. Wer volle Strände meiden möchte, hat Alternativen. Beispielsweise den Küstenwanderweg Camí de Cavalls auf Menorca. Auf dem sogenannten Pferdeweg kann man in unberührten Naturlandschaften selbst zur Hochsaison Ruhe und Entschleunigung genießen. Der Weg führt durch wilde Olivenhaine, Steineichenwälder, Feuchtgebiete, Dünenlandschaften und zu einsamen Buchten.
Doch selbst auf Mallorca kann man die Urlaubermassen umgehen. Am besten übernimmt man den spanischen Tagesrhythmus und die lokalen Essenszeiten. Urlauber sollten wie die Mallorquiner erst am späten Nachmittag an den Strand gehen – dann sind die Temperaturen angenehmer und die meisten Pauschalurlauber weg. Tagsüber geht man eher im Inselinneren Wandern, hält eine Siesta und besucht die weniger überlaufenen, vorgelagerten Inseln wie La Dragonera oder La Cabrera.
(dpa/tmn)