Neues Davis-Cup-Format mit vielen Tücken

Madrid – Gerard Piqué sieht in diesen Tagen nicht immer glücklich aus. Zwar bemüht sich der Weltklassefußballer und Geschäftsmann in Personalunion, gute Miene zu machen.

Doch den Start in die von ihm und seiner Investmentfirma Kosmos verantwortete neue Ära des Davis Cups im Tennis hätte sich der Spanier ein bisschen positiver vorgestellt. Denn bei der ersten Auflage des neuen Formats in der spanischen Hauptstadt Madrid werden in dieser Woche viele Tücken sichtbar, die es dringend auszumerzen gilt, soll das Projekt in der Zukunft zu einem Erfolg werden. Eine Übersicht über Vor- und Nachteile des neuen, milliardenschweren Events:

PRO:

Stars: Im Vorfeld hatten auch die meisten Topspieler das neue Format abgelehnt. Der Modus mit 18 Teams in sechs Dreier-Gruppen, der Zeitpunkt spät im November und damit am Ende einer langen Saison – das alles wirkte auf die Stars der Branche eher ablehnend. Doch der Reiz, für sein Land zu spielen, überwog dann doch bei vielen, so dass immerhin sieben Spieler aus den Top 12 in Madrid dabei sind. Auch wenn man hört, dass bei den Superstars Rafael Nadal und Novak Djokovic auch noch finanziell ein bisschen nachgeholfen wurde.

Niveau: In der Gruppenphase gab es einige hochklassige und bis zum Schluss spannende Partien. Nadal gegen Chatschanow, Struff gegen Schwartzman, Berrettini gegen Shapovalov – bei diesen Spielen kamen die Zuschauer voll auf ihre Kosten. Für die meisten Spieler ist es immer noch eine Ehre, die Farben ihres Landes zu vertreten – Modus hin oder her.

KONTRA:

Zu viele Spiele: In der Gruppenphase rauschten viele Partien einfach so an den Beobachtern und Zuschauern vorbei. Drei Begegnungen mit je zwei Einzeln und einem Doppel parallel – da verlor manch einer schonmal den Überblick. «Es fühlte sich wie ein Sprint an», beschrieb die «New York Times» treffend. Das bisherige Format mit Heim- und Auswärtsspielen, vier Einzeln und einem Doppel über drei Tage verteilt war deutlich übersichtlicher.

Kaum Zuschauer: Das größte Problem. Wenn nicht gerade Spanien mit Rafael Nadal spielt, bleiben viele Plätze in den drei Arenen leer. Vor allem in den beiden kleineren Stadien fanden einige Partien fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Bei den beiden deutschen Gruppenspielen gegen Argentinien und Chile war das 3500 Zuschauer fassende Stadion 2 nicht einmal zur Hälfte gefüllt. Die Nationen aus Südamerika konnten sich noch über Support freuen, weil viele ihrer Landsleute in Madrid leben. Amerikanische oder deutsche Anhänger sind dagegen fast gar nicht in Madrid. Der Fanclub aus Frankreich, in der Vergangenheit stets für gute Stimmung gut, boykottiert das Event wegen des neuen Formats. «Kosmos muss sich wirklich Gedanken machen, wie sie ein paar Leute in die Hallen bekommen», sagte US-Teamchef Mardy Fish.

Zeitplan: Das Teilnehmerfeld mit 18 Mannschaften ist für ein Event in einer Woche einfach zu groß, der Spielplan daher zu dicht gedrängt. Immer wieder fingen Spiele der Night Session später an, weil die um 11.00 Uhr begonnenen Begegnungen noch nicht beendet waren. Die Folge: Zahlreiche Spiele endeten erst weit nach Mitternacht. Das Doppel zwischen den USA und Italien sogar erst um 4.04. «Das sorgt für Probleme für uns, aber auch für die Zuschauer, die hier auf die Anlage kommen», kritisierte der Weltranglisten-Erste Rafael Nadal.

Zu viele Events: Laver Cup, Davis Cup, ATP Cup – es gibt einfach zu viele Veranstaltungen nach gleichem Muster. Vor allem in Sachen Davis Cup und ATP Cup müssen die Verantwortlichen eine Lösung finden. Beim ATP Cup spielen Anfang Januar in drei australischen Städten 24 Teams um den Titel. Innerhalb von sieben Wochen gibt es also Davis-Cup- und ATP-Cup-Champion. Weshalb Djokovic und Nadal eine Verschmelzung der beiden Wettbewerbe anmahnten – was angesichts der unterschiedlichen Interessen von Weltverband und Kosmos (Davis Cup) und ATP (ATP Cup) derzeit aber eher unwahrscheinlich ist.


(dpa)

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