Neue Vorwürfe gegen Kapitän der «Costa Concordia»
Der Kapitän des vor knapp zwei Wochen vor der italienischen Insel Giglio havarierten Kreuzfahrtschiffs „Costa Concordia“, gerät immer mehr unter Druck. Die Vorwürfe gegen Francesco Schettino häufen sich. Er soll das auf-Grund-laufen des Schiffs in der Nacht zum 14. Januar verschuldet haben. Die Verantwortung für den Schiffbruch liege „mit Sicherheit“ bei Francesco Schettino, sagte der Generalkommandant des zuständigen Hafenamtes.
Der unter Hausarrest stehende Kapitän der „Costa Concordia“, Francesco Schettino gerät zunehmend unter Druck. Nun sagte der Generalkommandant des zuständigen Hafenamtes, Admiral Marco Brusco, am Donnerstag in einer Anhörung des Senats in Rom, die Verantwortung für den Schiffbruch liege „mit Sicherheit“ bei Francesco Schettino.
Rechtzeitiger Alarm hätte Leben gerettet
Bei einem rechtzeitigen Alarm hätte das Unglück wahrscheinlich keine Todesopfer gefordert. Der Kapitän habe bei der Havarie des Kreuzfahrtschiffs eine „kostbare Stunde“ für die Rettung der über 4000 Passagiere und Crewmitglieder verstreichen lassen.
Reederei widerspricht Schettinos Vorwürfen
Nach Aussagen von Schettino war die Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere über das nahe Heranfahren an die Insel Giglio bereits im Vorfeld unterrichtet. Dem Kapitän zufolge soll die Reederei das Manöver sogar verlangt haben. Solche Manöver seien überall auf der Welt üblich und würden als Werbemaßnahme für die Kreuzfahrtgesellschaften durchgeführt, hatte Schettino in der letzten Woche erklärt.
Die Costa-Reederei widersprach Schettino. „Dieses Manöver war nicht autorisiert. Wir waren darüber nicht informiert“, erklärte Costa-Chef Pierluigi Foschi im Senat. Die Unglücksroute wäre allein Schettinos Entscheidung gewesen.
Kapitän wollte Aussagen abstimmen
Der Costa-Manager Roberto Ferrarini gab sogar an, Schettino habe ihn gebeten, eine gemeinsame Version für den Ablauf der Ereignisse den Behörden gegenüber abzustimmen. Er habe das abgelehnt. Schettino habe angeben wollen, dass das Schiff nach einem Stromausfall auf Grund gelaufen sei, erklärte Ferrarini.
Erste Anhörung für März geplant
Im Beweissicherungsverfahren legte die Ermittlungsrichterin eine erste Anhörung für den 3. März fest. Es ist anzunehmen, dass Schettino dann auch befragt werden wird. Aufgrund des erwarteten Andrangs soll ein Theater in Grosseto der Schauplatz für den Termin sein, teilte Valeria Montescarchio mit. Von Interesse bei diesem zukünftigen Termin wird vermutlich auch die Blackbox sein, die auch die Kommunikation auf der Kommandobrücke der „Costa Concordia“ am Abend der Havarie vom 13. Januar aufgezeichnet hat.
Suche nach Vermissten ging am Donnerstag weiter
Auch am Donnerstag ging die Suche nach vermissten Passagieren des Kreuzfahrtschiffs weiter. 16 Todesopfer sind bereits geborgen worden. Laut Auswärtigem Amt sind drei Deutsche identifiziert. Neun Bundesbürger gelten noch als vermisst.
Taucher begegnen neuer Gefahr
Die Rettungsmannschaften waren bereits in Gefahr durch die Instabilität des vom Sinken bedrohten Wracks. Das Wetter bedrohte auch schon mehrmals den Bergungseinsatz an der „Costa Concordia“. Die Spezialtaucher, die für das Tauchenin Höhlen ausgebildet sind, waren bereits durch die im Schiff frei schwimmenden Möbel und Gegenstände bedroht. Doch nun werden verrottende organische Abfälle und Chemikalien an Bord des 290 Meter langen Schiffes zur Gesundheitsgefahr für die Taucher, sagte der Krisenstabsleiter Franco Gabrielli. Infektionen seien ein mögliches Problem. Die toskanische Umweltbehörde Arpat registrierte im Wasser rund um das Schiff eine als hoch eingeschätzte Konzentration von Tensiden, also Chemikalien aus Wasch- und Reinigungsmitteln. Das Gesundheitsamt der Toskana forderte den Zivilschutz auf, Taucher bei den Bergungsarbeiten von stark verseuchten Bereichen des Schiffes fernzuhalten.