Neue Baustelle: ÖFB-Präsident sorgt in Köln für Diskussionen

Köln – Auch das noch: Ein geschwätziger Verbandspräsident hat beim kriselnden 1. FC Köln die nächste Baustelle eröffnet und das Europa-League-Spiel gegen BATE Borissow am Donnerstag (21.05 Uhr) in den Hintergrund gedrängt.

Die langersehnten Feiertage bei der Europacup-Rückkehr nach 25 Jahren können die Kölner in diesem Jahr nicht nur wegen der sportlichen Krise nicht wie gewünscht genießen. Kölns Trainer Peter Stöger habe «erst gestern schweren Herzens abgesagt», hatte Leo Windtner, Präsident des Österreichischen Fußball-Bunds (ÖFB) bei der Vorstellung des neuen Trainers Franco Foda überraschend verkündet: «Er hat uns länger beschäftigt. Das war eine Hängepartie, wir haben fast täglich miteinander telefoniert.»

Die Aussagen hatten in der Domstadt für große Verwunderung gesorgt. Schließlich hatte sich der Österreicher Stöger zuvor stets klar zum FC bekannt. «Es wäre jetzt der allerfalscheste Ansatz, sich zu verpissen», hatte er gesagt. Das sei «unmoralisch, fahrlässig und egoistisch». Windtners Aussagen erweckten nun den Eindruck, als habe Stöger seit Wochen zweigleisig geplant.

Der 51-Jährige bemühte sich deshalb an mehreren Stellen eifrig klarzustellen: Es habe eine Anfrage gegeben, die Österreicher seien auch hartnäckig gewesen, doch er habe beharrlich abgelehnt.

«Dass sie angerufen haben, war klar. Es war aber auch klar, dass der Zeitpunkt nicht passte. Ich habe eine richtig interessante Aufgabe und einen langfristigen Vertrag», bekräftigte Stöger nach einigen Interviews in lokalen Medien tags darauf noch einmal vor der versammelten Presse. «Dass sie sich dann am Sonntag nochmal gemeldet haben, war auch okay. Der ÖFB steht in der Verantwortung und will sich nicht vorwerfen lassen, nicht alle interessanten Leute abgefragt zu haben. Auch wenn es vielleicht unmöglich schien.» Auch, dass sein langjähriger Bekannter Windtner den Kontakt ausplauderte, sei «für mich kein Problem», versicherte Stöger.

Die Reaktionen vor allem in den Fan-Foren waren gemischt. «Die einen freuen sich, dass Stöger seinen Traumjob abgelehnt hat, obwohl hier gerade alles zusammenbricht», berichtete Ralf Friedrichs, der lange Jahre den «FC Stammtisch» moderierte und viele Bücher über den FC schrieb. «Die anderen fragen sich, wieso er in einer solchen Situation geistige und mentale Ressourcen für andere Jobs verwendet.»

Es scheint trotz des aktuellen Aufruhrs unwahrscheinlich, dass sich durch diese etwas undurchsichtige Geschichte Stögers Standing bei den Fans oder Verantwortlichen nachhaltig verschlechtert. Bei den Anhängern hat er nach vier Jahren erfolgreicher Arbeit in der Krise sogar noch an Beliebtheit gewonnen. Die Club-Bosse haben ihn nach der Trennung von Sportchef Jörg Schmadtke noch mehr in die Personalplanung eingebunden – Stöger ist das Gesicht des Vereins.

Als solches geht er weiter mit Optimismus voran. Auch den Europacup sieht er weiter nicht als ungeliebte Belastung – obwohl der FC als eines von nur zwei punktlosen Teams nach drei Spieltagen gruppenübergreifend Platz 47 von 48 Teams einnimmt. Die vielen knappen und unglücklichen Niederlagen «gehen schon an die Psyche», gestand Stöger. «Aber die Stimmung ist positiv, was den inneren Kern betrifft. Wir wollen endlich anschreiben.» Das heißt in Österreich punkten. Auch Torhüter Timo Horn gibt sich weiter optimistisch. «Wir sind jetzt mal an der Reihe», sagte er.


(dpa)

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