Münzgeld: Braucht Deutschland die 1- und 2-Cent-Münzen noch?
Viele Länder haben in der Vergangenheit bereits auf Kleinstmünzen wie den Euro-Cent verzichtet. Aber können die bargeldliebenden Deutschen diesem Beispiel folgen und die kleinen Münzen abschaffen? In wirtschaftlicher Hinsicht sind sie kaum noch gefragt.
Cent-Münzen werden kaum noch genutzt
Die Liebe der Deutschen zum Bargeld hat offenbar doch Grenzen – und diese zeigen sich bei den 1- und 2-Cent-Münzen der Eurowährung. Nun hat sich unlängst auch das von der Bundesbank gegründete Nationale Bargeldforum dafür ausgesprochen.
Hintergrund ist, dass diese Münzen kaum noch im Zahlungsverkehr genutzt werden. Viele Menschen sammeln sie zu Hause in kleinen Behältnissen, oft gehen sie auch verloren. Auf diese Weise kommen sie nicht mehr unters Volk.
Die Folge: Die Europäische Zentralbank muss ständig neue Münzen prägen. Laut EZB sind derzeit 40,1 Milliarden 1-Cent- und 31,4 Milliarden 2-Cent-Münzen im Umlauf.
Das Nationale Bargeldforum schlägt nun vor, bei Barzahlungen auf den nächsten Fünf-Cent-Betrag auf- oder abzurunden. Damit könnten die Kosten für Herstellung, Transport und Lagerung gesenkt und der Bargeldkreislauf wird effizienter und nachhaltiger gestaltet. Das Forum fordert das Finanzministerium deshalb auf, sich für eine gesetzliche Rundungsregel einzusetzen.
In vielen Staaten wird bereits aufgerundet
Andere Länder haben diesen Schritt bereits vollzogen: In Finnland, den Niederlanden, Irland, Belgien und Italien wird bei Barzahlungen schon auf fünf Cent gerundet. Die kleinen Münzen werden dort zwar nicht mehr ausgegeben, bleiben aber gesetzliches Zahlungsmittel.
Ein Argument für die Abschaffung ist, dass 1- und 2-Cent-Münzen wirtschaftlich kaum noch eine Rolle spielen, denn im Handel wird praktisch kein Produkt mehr für ein oder zwei Cent angeboten. Zudem übersteigen die Herstellungskosten mittlerweile oft den Nennwert: Die Produktion einer 1-Cent-Münze kostet laut Schätzungen bis zu 1,65 Cent.
Die Deutschen mögen Bares
Trotzdem bleibt Bargeld an sich in Deutschland beliebt. Laut einer Bundesbank-Umfrage wurden im Jahr 2023 noch immer bei 51 Prozent aller Transaktionen in bar bezahlt, auch wenn Kartenzahlungen und Mobile Payment zunehmen. Im Schnitt tragen Deutsche rund 100 Euro Bargeld bei sich – wie viel davon Kleingeld ist, bleibt allerdings offen.
Verbraucherschützer betonen ebenfalls, dass die Abschaffung der kleinen Münzen keineswegs das Ende des Bargelds bedeutet. Vielmehr könne Bargeld so attraktiver und der Zahlungsverkehr effizienter werden. Zudem gibt es Bedenken, dass digitale Bezahlsysteme ausfallen könnten und Bargeld daher als Alternative unverzichtbar ist.
Ob und wann Deutschland die 1- und 2-Cent-Münzen abschafft, ist noch offen. Eine europaweite Regelung wäre laut Experten der sinnvollste Weg, um eine Umstellung möglichst harmonisch zu gestalten.
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