Müller-Wirbel bei San Marino «Schnee von gestern»

Herzogenaurach – Um die Aussagen von Thomas Müller und «weiße Socken in den Sandalen» soll es für San Marinos Nationalspieler beim ungleichen Kräftemessen mit dem Weltmeister nicht mehr gehen.

«Wir wollen eine gute Leistung abliefern. Was im November passiert ist, ist Schnee von gestern», sagte Trainer Pierangelo Manzaroli am Tag vor dem WM-Qualifikationsspiel des Fußballzwerges am Samstag in Nürnberg. «Halb Europa schaut uns zu, und wir haben die Verantwortung und Aufgabe, uns bestens zu verkaufen», sagte Alessandro Della Valle, Kapitän des 204. der Weltrangliste.

0:13, 0:6 und zuletzt ein 0:8 im Hinspiel der Qualifikationsrunde im November in Serravalle lauten die bisherigen Ergebnisse. Nach dem jüngsten 8:0 des Weltmeisters hatte Müller bei aller Anerkennung für den Kampfgeist der Spieler von San Marino auch darauf hingewiesen, dass der Auftritt des Gegners nichts mit «professionellem Fußball» zu tun hatte. Sportfunktionär Alan Gasperoni verwies bei seinem Konter auf die schönsten Trikots der Weltmeister. Und er stichelte, dass die Deutschen weiterhin diejenigen seien, «die immer weiße Socken in den Sandalen tragen».

Von bald 140 Länderspielen haben die Fußball-Nobodys aus dem Ministaat nur eines gewonnen. Ein Freundschaftsspiel gegen Liechtenstein am 28. April 2004 endete 1:0. In der WM-Qualifikation gab es nur zwei Punkte, einer vor dem Turnier 1994 in den USA beim 0:0 gegen die Türkei, einer vor der WM 2002 beim 1:1 in Lettland. «Eine gute Leistung ist für mich ein gutes Ergebnis», sagte Manzaroli. Der frühere Mittelfeldakteur übernahm am 15. Februar 2014 das Amt des Nationaltrainers.

Die älteste Republik der Welt hat Stolz. Aber im Fußball gibt es nur kaum Grund zur Freude. Fünf Niederlagen, 1:23 Tore stehen für das Schlusslicht der Gruppe C zu Buche. Immerhin gelang Mattia Stefanelli beim 1:4 in Oslo das erste Auswärtstor seit 15 Jahren.

Nachdem Torhüter Aldo Simoncini bei den bisherigen 27 deutschen Gegentreffern im Tor der San-Marineser stand, dürfte diesmal der 21-jährige Elia Benedettini vom italienischen Zweitligisten Novara Calcio unter Dauerbeschuss geraten. «Er hat schon einige Länderspielerfahrung. Wir haben großes Vertrauen», sagte Manzaroli über den sechsmaligen Nationalspieler und ehemaligen U21-Keeper.

Rund 30 000 Menschen leben in dem kleinen Land, das eine Fläche von etwa 60 Quadratkilometern hat. «In San Marino ist es einfacher, Staatsoberhaupt zu werden als Torschütze der Nationalmannschaft. Das klingt wie billiger Spott für den Gegner der deutschen Elf am Wochenende, lässt sich aber belegen», schrieb die «Süddeutsche Zeitung».

In der Republik in der Nähe von Rimini wird die Staatsspitze alle sechs Monate gewechselt. Und da diese Spitze doppelt besetzt sein muss, gab es in den vergangenen 27 Jahren 54 Männer und Frauen auf diesen Posten. In 27 Jahren Zugehörigkeit zum Fußball-Weltverband FIFA wurden dagegen nur 22 Tore bejubelt.


(dpa)

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