Mit breiter Brust ins Derby: Schalke schaut wieder nach oben
Mainz – Spiele gegen den Rivalen Borussia Dortmund kann man beim FC Schalke 04 in der Regel kaum erwarten. Doch das Gute an dem nächsten Derby am 1. April ist erst einmal, dass bis dahin noch zwei Wochen Erholungszeit sind.
«Wir haben dieses Spiel auf dem Zahnfleisch kriechend gewonnen», sagte Sportvorstand Christian Heidel nach dem 1:0 (0:0) bei Mainz 05. «Es gibt auf Schalke niemanden, der nicht froh ist, dass wir jetzt eine Länderspiel-Pause haben.»
13 Spiele haben die Schalker zwischen Anfang Februar und Mitte März absolviert. Doch nachdem sie irgendwann in der Mitte dieser Englischen Wochen noch befürchten mussten, in der Fußball-Bundesliga in den Abstiegskampf abzurutschen und in der Europa League gegen Borussia Mönchengladbach ordentlich einen auf die Mütze zu bekommen, hielt Trainer Markus Weinzierl fest: «Wir können sehr zufrieden sein. Jetzt gehen wir mit breiter Brust ins Derby.»
Auf einmal ist es sein Team, das international um den Einzug ins Halbfinale spielt. Und das selbst in der Bundesliga nur noch vier Punkte hinter einem Europa-League-Platz liegt. Das Restprogramm lässt den Schalkern zumindest auf den ersten Blick alle Möglichkeiten, um am Ende doch noch Sechster zu werden. Denn an den letzten neun Spieltagen geht es fünfmal gegen Clubs, die in der Tabelle hinter S04 stehen (Bremen, Wolfsburg, Darmstadt, Hamburg, Ingolstadt).
Auf der anderen Seite spielt die Mannschaft in dieser Saison derart unbeständig, dass sie ihrem eigenen Aufschwung selbst noch nicht traut. «Es ist doch paradox. Letzte Woche mussten wir uns fast für den Abstiegskampf rechtfertigen. Jetzt heißt es schon wieder Europa League», sagte Torwart Christian Fährmann. «Aber wir sind vorher ruhig geblieben. Und genau das machen wir jetzt auch.»
Für die Schalker geht es in den kommenden zwei Monaten nicht nur um die Rettung einer sportlich so wechselhaften Saison, sondern auch um das künftige Gesicht des Teams. Der Verein kann jedes Argument gebrauchen, um wichtige Spieler wie Sead Kolasinac, Eric Maxim Choupo-Moting oder Leon Goretzka zum Bleiben zu bewegen.
Kolasinac schoss in Mainz das Siegtor, sein Vertrag läuft genau wie der von Choupo-Moting nach dem Ende dieser Spielzeit aus. Wo er in Zukunft spielen wird, wollte der 23-Jährige auch am Sonntag noch nicht verraten. «Wir wollten unbedingt mit einem Sieg in die Länderspiel-Pause gehen. Das ist uns gut gelungen», sagte er nur. «Jetzt können wir mit befreiten Köpfen zu den Nationalmannschaften reisen und freuen uns, wenn es danach mit dem Derby weitergeht.»
Der in Karlsruhe geborene Nationalspieler von Bosnien-Herzegowina kann sich in aller Ruhe aussuchen, für wen er ab dem Sommer spielt. Er kostet keine Ablösesumme, er ist noch jung und er spielt auf einer Position, auf der es weltweit nur wenige Spieler von internationalem Format gibt. «Für uns ist es völlig egal, ob jetzt Cosmos New York, der SC Paderborn oder ein wirklich großer Club auf ihn zukommt. Es weiß ohnehin jeder Verein, was dieser Spieler kann», sagte Christian Heidel. «Wir wollen ihn unbedingt behalten.»
Genauso sieht es bei Goretzka aus, der noch bis 2018 an die Schalker gebunden ist und demnächst ebenfalls eine Grundsatzentscheidung fällen muss: Soll er in Gelsenkirchen bleiben oder seinem Verein in diesem Jahr eine letzte Gelegenheit geben, noch eine Ablösesumme für ihn zu generieren? Sein Verbleib und der von Kolasinac sind so wichtig für Schalke, dass sich jetzt selbst der Kapitän in diese Angelegenheit eingeschaltet hat. «Natürlich habe ich mit Sead und Leon gesprochen. Als Kapitän empfinde ich das als meine Pflicht», sagte Benedikt Höwedes dem «Kicker» (Montag).
(dpa)