Kleinstserien der Autohersteller
London – Wem selbst Nobelautos wie Bentley Continental oder Flunder flache Supersportler à la Bugatti Chiron nicht mehr rar genug sind, kann zu immer neue Kleinserien der Autohersteller greifen.
«Die basieren oft auf bekannten Modellen, werden aber mehr oder minder kräftig umgebaut», sagt Dietrich Hatlapa von der Hagi Group in London. «Und während die Stückzahlen bewusst klein gehalten werden, schnellen die Preise in die Höhe», so der Marktbeobachter.
Besitzer können Aufmerksamkeit genießen
Auf den ersten Blick ist das eine klassische Win-win-Situation: Die Besitzer können sich eines besonderen Autos rühmen und genießen maximale Aufmerksamkeit und die Hersteller können bewährte Konstruktionen versilbern und ihre Gewinne mehren. Und das meist sogar ohne Risiko: Denn in der Regel sind solche Modelle bereits verkauft, bevor die Produktion beginnt.
Doch für den Kunden zahlt sich so eine Investition langfristig nur selten aus, sagt Hatlapa, der weltweit die Preise für Sammler- und Auktionsfahrzeuge analysiert und Indizes für Ferrari & Co führt wie andere für Aktien: «Ein Auto das heute dreimal so viel kostet wie das Grundmodell, wird als Klassiker und Sammlerstück nicht automatisch dreimal so viel wert sein.» Die Nachfrage scheint dennoch groß.
Luxuriöses und superschnelles Quartett von der Insel
Allein aus England kommen deshalb bald vier neue Raritäten. Für eilige Genießer hat Bentley den Bacalar angekündigt, den es nur exakt ein dutzendmal geben wird. Er basiert auf dem neuen Continental GT Cabrio, wird aber mit einer stark modifizierten Karosserie zum Zweisitzer.
Zwar machen die Briten noch keine Angaben zum Preis, werden sich aber vermutlich nicht mit den 228 480 Euro begnügen, die sie für das konventionelle Cabrio verlangen – selbst wenn es nicht einmal Änderungen am 485 kW/659 PS starken Zwölfzylinder gibt.
Spitzenpreise und Spitzengeschwindigkeiten
Ebenfalls stark limitiert ist der Silver Bullet, den die einstige Schwestermarke Rolls-Royce auf Basis des Cabrios Dawn auflegt. Auch hier verschwindet die Rückbank unter einer speziellen Abdeckung, und auch hier werden die 350 000 Euro für das Grundmodell kaum reichen, bestätigt der Hersteller ohne Details zu nennen.
Nicht ganz so rar, aber dafür umso rasanter sind die jüngsten Kleinserien von Aston Martin und McLaren: So baut James Bonds Hausmarke gerade 88 Exemplare eines V12 Speedster, der mit 515 kW/700 PS über 300 km/h Spitze erreicht.
Und McLaren setzt 399 Kunden für jeweils 1,7 Millionen Euro im Elva an die frische Luft. Und das kann man in dem Fall wörtlich nehmen. Denn obwohl 599 kW/818 PS stark und über 320 km/h schnell, gibt es nicht nur kein Verdeck, sondern nicht einmal eine Frontscheibe. Immerhin soll ein spezielles System Luft bei hohem Tempo über das offene Cockpit leiten.
Ferrari darf bei den Sonderserien nicht fehlen
Neu ist diese radikale Idee allerdings nicht. Sondern nach dem gleichen Muster hat Rivale Ferrari bereits kurz vor den Briten den Monza SP1 und SP2 vorgestellt. Abgeleitet vom 812 und wahlweise mit einem oder zwei Sitzen zu haben, gibt es auch diese V12-Sportwagen mit 596 kW/810 PS nur ohne Dach und ohne Scheibe.
Zwar nennt Ferrari weder Stückzahlen noch Preise. Doch wenn die Italiener «passionierte Kunden und Sammler» adressieren, sind die Auflagen in der Regel klein und die Summen auf er Rechnung dagegen umso größer.
16 Millionen Euro für ein Einzelstück
Ein Dutzend Bentley, 50 Rolls-Royce, 88 Aston Martin oder 399 McLaren – darüber kann ein ungenannter Bugatti-Kunde nur herzlich lachen. Denn wenn er nach über zwei Jahren Wartezeit endlich sein La Voiture Noire bekommt, hat der bis auf den 1103 kW/1500 PS starken 16-Zylinder nur noch rudimentäre Gemeinsamkeiten mit dem aktuellen Chiron und darf sich nach dem radikalen Komplett-Umbau mit Fug und Recht als Einzelstück feiern lassen. Dafür musste der Kunde allerdings tief in die Tasche greifen. 16 Millionen Euro machen den seltensten Neuwagen der Welt auch zum teuersten.
Selbst der Bugatti Centodieci wirkt dagegen fast schon gewöhnlich. Dabei ist auch dieser Chiron-Umbau auf zehn Exemplare limitiert und bescheidene acht Millionen Euro teuer, teilt der Hersteller mit. Zum Vergleich: Der auf eine Produktion von 500 Exemplaren ausgelegte Chiron steht mit knapp drei Millionen Euro in der Liste.
(dpa/tmn)