Kein erhöhtes Corona-Infektionsrisiko durch Geldscheine
Frankfurt/Main – Europas Währungshüter sehen kein erhöhtes Ansteckungsrisiko durch Banknoten mit dem neuartigen Coronavirus.
Die Ergebnisse von Laboren, mit denen die Europäische Zentralbank (EZB) zusammenarbeite, deuteten darauf hin, «dass auf Oberflächen wie etwa Plastik in den ersten Stunden 10 bis 100 Mal so viele Viren überleben wie auf unseren Banknoten», schrieb EZB-Direktor Fabio Panetta in einem Artikel, der in mehreren europäischen Zeitungen veröffentlicht wurde, darunter in der
«Frankfurter Allgemeine Zeitung».
Aus anderen Analysen gehe hervor, dass poröse Oberflächen von Baumwollbanknoten das Virus deutlich schlechter übertragen würden als glatte Oberflächen wie Kunststoff. «Im Vergleich zu anderen Oberflächen, mit denen die Menschen tagtäglich in Berührung kommen, geht von Banknoten insgesamt kein erhöhtes Infektionsrisiko aus», schrieb Panetta. Zu ähnlichen Ergebnissen war jüngst auch die Deutsche Bundesbank gekommen.
Panetta zufolge legte die Nachfrage nach Bargeld zu Beginn der Corona-Krise deutlich zu. Der Wert der pro Woche zusätzlich in Umlauf gegebenen Banknoten sei Mitte März rasant gestiegen und habe beinahe seinen historischen Höchststand von 19 Milliarden Euro erreicht. Im April sei die Nachfrage nach Scheinen und Münzen gesunken. In mehreren Ländern sei sie aktuell niedriger als sonst.
«Unmittelbar vor den Lockdowns wurde mehr Geld in Supermärkten und Geschäften ausgegeben, und in der Zeit danach waren die Ausgabemöglichkeiten begrenzt», erläuterte das Mitglied des EZB-Direktoriums. «Die Schwankungen zeigen aber auch, dass die Menschen in einer Krise dazu neigen, Bargeld zu horten – ein Trend, den wir auch während der Finanzkrise beobachten konnten.» Das Eurosystem sei in der Lage, die ständige Verfügbarkeit von Banknoten auch in Krisenzeiten zu gewährleisten, bekräftigte Panetta. Zugleich sorge die EZB dafür, dass Online-Zahlungsdienste kontinuierlich funktionierten und sicher seien.
(dpa)