Jubiläums-Trainer Hütter scherzt – Hertha quält sich
Berlin – Nach dem Sieg in seinem 500. Spiel als Chefcoach inklusive Traumtor hatte Adi Hütter gut scherzen.
«Wenn er nicht ausschauen würde wie ein Japaner, hätte ich gedacht, er ist ein Österreicher, vielleicht ein guter Skifahrer», kommentierte der 50 Jahre alte Coach von Eintracht Frankfurt den fußballerischen Slalomlauf von Daichi Kamada in der Vorbereitung zum Tor des derzeit treffsicheren André Silva. Auch bei ihm hatte Hütter Grund zur Freude: Der 24 Jahre alte Portugiese, ausgeliehen vom AC Mailand, avancierte mit seinen beiden Toren beim 4:1 der Hessen bei Hertha BSC zum besten Torjäger der Bundesliga seit dem Wiederbeginn nach der Corona-Pause.
Eingewechselt in der Pause legte Silva los, erzielte seine Tore fünf und sechs im siebten Eintracht-Spiel seit der Liga-Fortsetzung. «Ich habe mir auf der Bank überlegt, wie ich dem Team helfen kann, wenn ich reinkomme», erklärte er danach. Das Gute aus Frankfurter Sicht: Die Berliner Gastgeber mussten in Unterzahl am Samstag im leeren Olympiastadion nach einer Roten Karte kurz vor der Pause gegen Manndecker Dedryck Boyata ihre Führung durch Krzysztof Piatek (24. Minute) verteidigen. Oder besser, es versuchen. «Alle waren voller Selbstbewusstsein, weil wir ein Mann mehr waren. Ich kam rein mit meiner Power, das war’s», sagte Silva lachend. Und treffend.
Denn es ging schnell. Bas Dost (51.) glich aus, Silva stellte die Führung nach dem Klasse-Solo von Kamada per Hackentor her (62.) und Evan Ndicka (68.) sorgte für die Vor- und dann noch mal Silva (86.) für die endgültige Entscheidung. Ein Sieg für die Stimmung nach den Frustniederlagen in der Liga eine Woche vorher im Rhein-Main-Derby gegen den FSV Mainz 05 und am Mittwoch im DFB-Pokal-Halbfinale bei den Bayern.
Die letzten Restzweifel am Verbleib in der Liga sind beseitigt, mit 38 Punkten gibt es sogar noch eine kleine Chance auf den siebten Rang, der fünf Zähler entfernt ist und zur Teilnahme an der Europa-League-Qualifikation berechtigen würde. «Wir müssten alle drei Spiele gewinnen und sind immer noch angewiesen auf die Konkurrenz», meinte Hütter. «Wenn es am Ende reicht, wäre es natürlich sensationell», betonte Torwart Kevin Trapp.
Punktemäßig sind die Berliner gleichauf, damit hat Labbadia die erste Mission als neuer Hertha-Coach erfüllt: Abstiegskampf adé. Die erste Niederlage als Trainer gegen eine Eintracht-Mannschaft schmerzte aber. «Wir haben zu einfach die Tore kassiert», monierte der 54 Jahre alte gebürtige Hesse. Nach der Verletzung von Per Skjelbred nach einer guten halben Stunde und dem Platzverweis gegen Boyata gingen Sicherheit und Stabilität verloren – allerdings fehlten auch vorher schon zumindest in der Offensive ungeachtet der Führung die Überraschungsmomente.
Dauerläufer Vladimir Darida wollte die erste Heimniederlage unter Labbadia auch nicht nur an der numerischen Unterlegenheit festmachen: «Die Rote Karte war ein Punkt, aber eine Mannschaft mit zehn Spielern kann das auch besser verteidigen. Das haben wir leider nicht gemacht.» An diesem Dienstag wollen es die Berliner beim SC Freiburg besser machen. Die Frankfurter haben einen Tag mehr Pause, sie empfangen am Mittwoch den FC Schalke 04. Ob Hütter dann wieder zu Scherzen aufgelegt ist, wird sich zeigen.
(dpa)