Investitionen in Schwellenländer – Chancen und Risiken
Während Deutschland wie ganz Europa mit der Euro-Krise zu kämpfen hat, suchen sich viele Unternehmen neue Absatzmärkte in Schwellenländern. Die Investitionen in Länder wie China, Indien, aber auch Brasilien und Mexiko sind in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen. Wie ist dieser Trend zu erklären und welche Risiken müssen Anleger einkalkulieren?
Investitionen in Schwellenländer werden immer attraktiver
Die Gründe für die große Investitionsbereitschaft vieler deutscher und europäischer Unternehmen in Schwellenländer liegen auf der Hand. Die meisten Staatshaushalte Europas und Nordamerikas sind überschuldet. Zudem nimmt der Rohstoffmangel in den Industrienationen immer stärker zu. Viele Schwellenländer hingegen gelten als aufstrebende Wirtschaftsmächte, welche die Ökonomie der Zukunft maßgeblich beeinflussen werden. Die Zahlen sprechen für sich: Während Deutschlands Wirtschaft in den letzten zehn Jahren durchschnittlich gerade einmal um weniger als ein Prozent gewachsen ist, konnte China im selben Zeitraum ein Wachstum von über 160 Prozent verzeichnen. Auch Indien hat den Westen im Hinblick auf das Bruttoinlandsprodukt fast überholt. Vor allem in der IT-Branche herrscht ein Überfluss an qualifizierten Fachkräften, die in Deutschland fehlen. Diese Fakten sprechen für sich und machen Länder wie China und Indien attraktiv für Investoren aus allen Branchen. Allein in der Automobilindustrie wollen 30 Prozent der Zulieferer nach eigenen Aussagen in den nächsten Jahren in Schwellenländer investieren. Indien und China stehen dabei an erster Stelle. Aber auch Brasilien und Mexiko gelten als aufstrebende Industriestaaten mit einem straken Wirtschaftswachstum, hohen Umsätzen und günstigen Zinsen. Beeinflussen dürften die Investitionsentscheidungen der Unternehmen auch Studien wie „The World in 2050“. Diese wurde Anfang 2011 veröffentlicht und beschreibt die voraussichtlichen weltweiten ökonomischen Begebenheiten im Jahr 2050. Die Experten, die für diese Studie befragt wurden, prognostizieren eine schrittweise Verlagerung des wirtschaftlichen Schwerpunktes in asiatische und lateinamerikanische Länder. China, Indien, Brasilien und Mexiko werden nicht nur die Märkte dominieren, sondern auch den Kampf um wertvolle Rohstoffe für sich entscheiden können.
Großflächige Investitionen sind risikobehaftet
Investitionen in Schwellenländer scheinen auf den ersten Blick also mehr als lukrativ zu sein und manch ein Investor mag angesichts der überwältigenden Zahlen zu dem Schluss kommen er dürfe auf keinen Fall den Trend verpassen, wenn er seine Umsätze maximieren möchte. Es gibt jedoch auch einige Risikofaktoren, welche immer Berücksichtigung finden sollten. Gerade in China ist die Gesetzeslage im Hinblick auf Finanzgeschäfte sehr undurchsichtig und Anleger müssen damit rechnen, im schlimmsten Fall nicht abgesichert zu sein, wenn es durch unvorhergesehene konjunkturelle Schwankungen zu Einbußen kommt. Um optimale Gewinne erzielen zu können, setzen die Chinesen weniger auf Planungssicherheit als auf teilweise riskante Investitionen. Das kann auf Dauer nicht gut gehen, gerade in einer lang anhaltenden Wachstumsphase. Auch politische Unruhen in China und Indien schließen Experten nicht aus. Nicht zuletzt ist die Frage, ob in Schwellenländer investiert werden sollte, eine moralische. Gerade Chinas explodierende Wirtschaft ist kein Indikator für den Wohlstand des Landes. Die Menschen leben dort nach wie vor häufig in bitterer Armut und werden ausgebeutet, um das Land zur Wirtschaftsmacht aufbauen zu können. Sozialgesetze existieren nicht. Auch der Umweltschutz wird vernachlässigt. China gehört neben den USA zu den größten Umweltsündern der Welt, die CO2-Emissionen steigen seit Jahren immer weiter an.
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