Historischer Wahlsieg: François Hollande löst Nicolas Sarkozy als Präsident Frankreichs ab
Mit frenetischem Jubel feierte Frankreichs Linke den Machtwechsel im Land. Im Präsidentschaftswahlkampf setzte sich der Herausforderer François Hollande gegen den Amtsinhaber Nicolas Sarkozy durch.„Der Wandel beginnt jetzt!“ versprach der Wahlsieger am Abend seinen begeisterten Anhängern. Der 57-Jährige ist der erste sozialistische Präsident seit dem Ende der Mitterrand-Ära vor 17 Jahren.
Demütiger Sarkozy gratuliert Hollande – Rückzug aus Politik angekündigt
Der von Bundeskanzlerin Angela Merkel unterstützte konservative Sarkozy gestand seine Niederlage ein und richtete sich noch einmal an seine enttäuschten Anhänger: „François Hollande ist Präsident der Republik und muss respektiert werden.“ In einem Telefonat habe er ihm Glück gewünscht, sagte der müde wirkende abgelöste Präsident. Seinen vorherigen Ankündigungen folgend, werde er sich aus der Politik zurückziehen.
Hochrechnungen vom späten Sonntagabend bescheinigten Hollande eine Mehrheit von rund 52 Prozent der Stimmen. Sarkozy ist der erste französische Präsident der jüngeren Vergangenheit, der keine zweite Amtszeit antritt. Er galt als unpopulärster Machthaber seit Einführung der Direktwahl 1958.
Frenetischer Jubel
In der Hauptstadt und in Hollandes Wahlkreis Tulle kam es zu spontanen Feiern und Autokorsos. Zehntausende Hollande-Anhänger versammelten sich in Paris auf dem Bastille-Platz. Am Symbol der französischen Revolution hatte Frankreichs Linke 1981 auch den Sieg François Mitterrands als ersten sozialistischen Präsident gefeiert, der es seit der Gründung der Fünften Republik 1958 an die Macht geschafft hatte.
„Was für Emotionen heute Abend, wir haben so lange gewartet“, sagte die Chefin der Sozialistischen Partei (PS), Martine Aubry nach Verkündung der Ergebnisse. Außenminister Alain Juppé, der Hollande seinen Glückwunsch aussprach, gestand ein: „Das ist kein Tsunami, aber eine Niederlage.“
Französische Wirtschaftspolitik vor Kurswechsel?
Die Wahl in Frankreich wurde auch im Ausland mit großem Interesse verfolgt. Ursache sind vor allem die Ankündigungen Hollandes, die Sparpolitik des Landes stark einzuschränken. Auch die geplante Neuverhandlung des Fiskalpakts stieß bei anderen Staaten aus Skepsis. Der Sozialist, der für die nächsten fünf Jahre die Zügel der zweitgrößten europäischen Volkswirtschaft in den Händen hält, warb bereits im Vorfeld für ein sozialeres Europa.
„Sparpolitik darf kein Verhängnis für Europa sein“, hieß seine Prämisse, die er unter anderem bei einer Rede in Tulle mit Nachdruck betonte. Noch am späten Sonntagabend wollte der neue Präsident nach Angaben seines Wahlkampfteams mit Bundeskanzlerin Angela Merkel Kontakt aufnehmen.
Stimmen deutscher Politiker zum Wahlsieg
„Hollande muss nun schnell und unmissverständlich klarstellen, dass der Fiskalpakt nicht verändert wird“, forderte Unionsfraktionsvize Andreas Schockenhoff in Berlin. „Wir alle wollen nachhaltiges Wachstum in Europa. Darunter dürfen aber Stabilitätspolitik und Haushaltsdisziplin nicht leiden, sonst erwartet uns eine neue Phase der Nervosität an den Märkten.“
Außenminister Guido Westerwelle kündigte eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Nachbarland an: „Wir wollen mit dem neuen Präsidenten sehr eng zusammenarbeiten. Gemeinsam wollen wir dafür arbeiten, die Schuldenkrise zu überwinden. Wir haben einen Fiskalpakt. Jetzt wollen wir einen Wachstumspakt für mehr Wettbewerbsfähigkeit hinzufügen.“
Bundespräsident Joachim Gauck schrieb, er habe keine Zweifel, dass die „herausgehobene bilaterale Zusammenarbeit“ fortgesetzt und vertieft werden könne. „Den großen Herausforderungen der EU können wir nur durch eine verantwortliche und solidarische Politik gerecht werden.“