Guardiola «fällt durch die Englisch-Prüfung»
London – Bis zur 71. Minute schallte sein Name noch durchs Wembley-Stadion. «Guardiola, wie schön, dass wir dich haben», sangen die Anhänger von Manchester City im Pokal-Halbfinale beim Stand von 1:0.
Doch nach dem Ausgleich für Arsenal wurde es still unter den City-Fans. Das 1:2 ließ auch ihre letzte Hoffnung auf einen Titel platzen und bedeutet für Starcoach Pep Guardiola eine ungewohnte Situation: Erstmals in seiner Trainer-Karriere wird der Trophäensammler am Saisonende mit leeren Händen dastehen.
Die britischen Medien sparten deshalb nach dem Pokal-K.o. nicht mit heftiger Kritik. «Pottloser Pep fällt durch die Englisch-Prüfung», spottete das Boulevard-Blatt «Daily Mail» am Montag. Und die «Sun» fragte nach der Pleite gegen die in der Premier League abgeschlagenen Gunners sarkastisch: «Wann hat zuletzt ein großer Club am Saisonende ein wichtiges Spiel gegen Arsenal verloren?»
Als Guardiola vor der Saison vom FC Bayern zu den Citizens wechselte, eilte dem spanischen Startrainer sein hervorragender Ruf voraus. Mit Barcelona und München hatte er insgesamt 21 Titel gesammelt. Und nach zehn Siegen in den ersten zehn Pflichtspielen mit Man City sahen einige schon den Beginn einer neuen, dominanten Ära für den Verein. Doch seit Sonntag herrscht endgültig Ernüchterung.
«Wenn ich keine Trophäen hole, werde ich hier nicht lange sein», hatte Guardiola noch im März gesagt. Da hatte er die Meisterschaft schon öffentlich abgehakt. Aber im FA Cup und in der Champions League war Man City noch vertreten. Nun erklärte der 46-Jährige, er brauche Zeit. «Wir werden uns in der nächsten Saison verbessern», versprach er nach der Pokal-Enttäuschung. «Wir werden stärker sein.»
Damit seine Zeit in England nicht doch vorzeitig endet, gilt es aber zunächst, in dieser Spielzeit den sportlichen Totalschaden zu vermeiden: das Verpassen der Champions League. Als Guardiolas Vorgänger Manuel Pellegrini in der Vorsaison Platz vier erreichte, nannten es die City-Inhaber «das absolute Minimum». Die Qualifikation für die Champions League ist für Guardiola also Pflicht.
Das bevorstehende Lokalderby gegen den seit 23 Ligaspielen ungeschlagenen Stadt- und Tabellennachbarn Manchester United bedeutet Risiko und Chance zugleich. Verliert City, würde der nur einen Zähler schlechtere Erzrivale United in der Tabelle vorbeiziehen. Gewinnt Manchester City nach dem Hinrundenduell auswärts bei United (2:1) auch am Donnerstag zuhause, könnte Guardiola die Fans zumindest mit einem inoffiziellen Titel trösten: der Stadtmeisterschaft.
(dpa)