Gladbach blamiert sich gegen Außenseiter
Mönchengladbach – Borussia Mönchengladbach hat beim Europacup-Comeback nach zweieinhalb Jahren ein Debakel erlebt.
Die Mannschaft von Trainer Marco Rose verlor zum Auftakt der Gruppenphase in der Europa League gegen den österreichischen Provinzclub Wolfsberger AC 0:4 (0:3) und kassierte damit die höchste Europapokal-Heimpleite in der Vereinsgeschichte. Damit steht die Borussia angesichts der weiteren Gruppengegner AS Rom und Istanbul Basaksehir bereits gehörig unter Druck. Zugleich nimmt die Heimmisere immer dramatischere Züge an: Seit elf Spielen und fast acht Monaten sind die Gladbacher vor eigenem Publikum ohne Sieg.
Eine leichte Pflichtaufgabe sollte es zwischen den beiden Derbys gegen den 1. FC Köln (1:0) und Fortuna Düsseldorf am Sonntag sein. Tatsächlich entpuppte sich der Europacup-Neuling aus Kärnten, der gerade einmal einen Jahresetat von sieben Millionen Euro aufweist, als lästiger Stolperstein. Die Gäste bestraften die Gladbacher Nachlässigkeiten vor allem in der Defensive eiskalt und sorgten durch Tore von Shon Weissman (13.), zweimal Mario Leitgeb (31. und 68.), und Marcel Ritzmaier (41.) für einen verdienten Überraschungscoup.
«Das war ein gebrauchter Tag. Ich habe mich eigentlich auf das Spiel gefreut, aber wir sind ganz böse erwacht. Wir haben gedacht, wir spielen sie auseinander. Wir haben nicht nur verloren, sondern richtig verloren. Daraus sollten wir die Schlüsse ziehen», kritisierte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl beim TV-Sender Nitro und Ex-Weltmeister Christoph Kramer fügte hinzu: «Manchmal ist es auch eine Willens- und Kopfsache, wenn man so zurückliegt.»
Nichts war bei den Gladbachern vor 34.846 Zuschauern im Borussia-Park vom leidenschaftlichen Auftritt gegen Köln übrig geblieben. Individuelle Aussetzer in der Hintermannschaft, fehlende Laufbereitschaft und viel zu pomadige Aktionen im Spiel nach vorn – Trainer Rose war an der Seitenlinie sichtlich schockiert vom Auftritt der Borussia. 0:3 zur Pause hatten die Gladbacher in einem internationalen Heimspiel letztmals 1978 im Weltpokal gegen die Boca Juniors Buenos Aires zurückgelegen.
Entsprechend gab es für die Borussia von den Rängen ein gellendes Pfeifkonzert. Dabei herrschte vor dem Anpfiff noch große Euphorie. «Auf nach Danzig – mit voller Kraft», war auf einem Plakat mit Blick auf den Finalort in Polen zu lesen. Nach diesem Auftritt muss eher das Überwintern auf internationaler Bühne in Frage gestellt werden.
Schon in der 13. Minute brachte der israelische Torjäger Weissman Wolfsberg in Führung, als er nach einem abgefälschten Schuss von Romano Schmid am schnellsten reagierte. Florian Neuhaus war bei dieser Aktion wie auch beim zweiten Gegentreffer nicht auf der Höhe, als er Leitgeb nach Freistoß von Ex-Zweitligaprofi Michael Liendl frei einköpfen ließ. Die Österreicher waren auch sonst aggressiver, leidenschaftlicher und engagierter. So wurde Ritzmaier beim dritten Treffer überhaupt nicht attackiert, als er zunächst noch an Sommer scheiterte und im Nachschuss dann traf. Während Gladbach überhaupt keine Torchance im ersten Durchgang besaß, hatte Wolfsberg in Person von Anderson Niangbo eine weitere Großchance (28.).
Zur zweiten Halbzeit musste der schwache Neuhaus für Breel Embolo weichen. Mit dem in dieser Saison bislang so stark aufspielenden Ex-Schalker kam es aber auch nicht zur Aufholjagd. Alassane Plea vergab eine Großchance (60.) – das war’s. Stattdessen traf auf der Gegenseite noch einmal Leitgeb per Kopf und sorgte dafür, dass viele Borussia-Fans aus dem Stadion flüchteten.
Keine guten Voraussetzungen also für das Heim-Derby gegen die Fortuna. Für das Nachbarschaftsduell hatte Rose eine Rotation angekündigt. Angesichts der Vorstellung gegen Wolfsburg dürfte der Coach genügend Argumente haben, einige Akteure aus dem Team zu nehmen.
(dpa)