Gibt es «Ridepooling»-Angebote bald auch auf dem Land?
Hannover – Billiger als das Taxi, erst recht als das eigene Auto – und dann auch noch klimafreundlicher. «Ridepooling» heißt das Zauberwort, das inzwischen etliche deutsche Städte erreicht hat.
Durch Hamburg, Berlin, München oder Hannover fahren Hunderte moderne Sammeltaxis, teils sogar elektrisch – wenn auch die VW-Tochter Moia den Betrieb in Hannover in der Corona-Krise noch nicht wieder aufgenommen hat.
Das Prinzip ist einfach, die Technik dahinter schon aufwendiger: Kunden buchen per App, Algorithmen bestimmen die effektivsten Routen, um noch andere Fahrgäste mitnehmen zu können. Nur: Was machen die Fahrgäste auf dem Land?
Das wollen die Region Hannover sowie die Verkehrsbetriebe Üstra und Regiobus ab Sommer 2021 in drei Kommunen um Hannover testen – also eher im Speckgürtel um eine Großstadt als auf dem Land.
Was plant die Region Hannover?
Getestet werden soll im kommenden Jahr ein sogenanntes On-Demand-System. Dafür plant ein Algorithmus anhand der Anfragen die Route und berechnet Fahr- und Ankunftszeit, feste Fahrpläne und Routen gibt es nicht. Die Fahrgäste werden an einer schon vorhandenen Haltestelle abgeholt – oder machen einen Ort aus. Unklar ist noch, in welchen Kommunen der Service getestet werden soll. Die Ausschreibung laufe, sagte ein Sprecher der Region.
Wo gibt es vergleichbare Angebote?
In Hamburg und Hannover bietet Moia, eine Tochter des Autoriesen Volkswagen, ihre Dienste an – jedenfalls bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie. In Hamburg nahm der Service Ende Mai mit einer verkleinerten Flotte seinen regulären Betrieb wieder auf. Zunächst könnten nur fünf statt maximal sechs Passagiere in den Kleinbussen mitfahren, teilte Moia mit. 170 Fahrzeuge sollten eingesetzt werden, während bis zur vorübergehenden Einstellung des Dienstes am 1. April mehr als 300 Moia-Busse in der Hansestadt unterwegs waren. Das Angebot soll schrittweise wieder hochgefahren werden. Wann der Service in Hannover wieder angeboten wird, war zunächst unklar. Der Anbieter Clevershuttle bedient etwa Berlin, München oder Dresden.
Wie sieht es auf dem Land aus?
Bisher eher düster. Denn traditionell sagen Menschen dort: Ein eigenes Auto muss sein – vor allem, wenn Busse höchstens alle zwei Stunden fahren. In Bad Gandersheim – westlich des Harzes – und im Oberharz hat das Göttinger Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation den sogenannten Ecobus getestet. Das Projekt ist abgeschlossen. Kleinbusse waren dafür im Einsatz, die Fahrgäste konnten ihre Tour per App, Internet oder Telefon buchen. Ein von den Forschern entwickelter Algorithmus sorgte dafür, dass Fahrgäste mit ähnlichem Start und Ziel unterwegs aufgelesen werden, feste Fahrpläne oder Linien gab es nicht.
Im vergangenen Oktober begann ein Test in Leipzig – Betreiber sind die Leipziger Verkehrsbetriebe, der Algorithmus stammt aus Göttingen. Ziel ist den Angaben zufolge, Ridepooling mit dem Linienverkehr zu verknüpfen.
Was ist eigentlich Ridepooling genau?
Die schöne neue Welt der Mobilität ist ein wenig unübersichtlich – die Begrifflichkeit ist es auch. Beim Ridesharing beispielsweise bilden mehrere Menschen eine Fahrgemeinschaft und teilen sich ein Auto – ein bekannter Anbieter hierfür ist Blablacar. Beim Ridepooling kommt dann hinzu, dass ein Algorithmus auswählt, wer mit wem ins Auto steigt. Außerdem wird jeweils die Strecke ausgewählt, auf der bis zum Ziel möglichst noch weitere Fahrgäste mitgenommen werden können. Und wer lieber allein unterwegs ist, nutzt Carsharing: Hier kann man öffentlich zugängliche Autos ausleihen und wieder abstellen.
(dpa)