Fernduell um Aufstieg: Paderborn mit Ex-Unioner gegen Union
Berlin/Paderborn – Gewissensbisse wegen seiner besonderen familiären Bande plagen Steffen Baumgart vor dem Aufstiegs-Showdown der 2. Fußball-Bundesliga nicht.
Der Coach des SC Paderborn will die Ostwestfalen im Fernduell mit dem 1. FC Union ins Oberhaus führen – bei seinem Ex-Club leitet Ehefrau Katja die Fanhäuser. «Meine Frau ist im nächsten Jahr auf jeden Fall 1. Liga», sagt Union-Vereinsmitglied Baumgart, der mit seiner Familie noch heute in Berlin-Köpenick wohnt, augenzwinkernd. «Wenn beide aufsteigen, wäre es für sie die Königslösung.»
Doch in der Frage des Aufstiegs kann es zumindest am Sonntag erstmal nur einen geben: Entweder Paderborn, das vor zwei Jahren nur knapp dem Absturz in die Regionalliga entging. Oder Union, das mit dem Image des etwas anderen Vereins erstmals überhaupt seit der Wiedervereinigung erstklassig wäre.
Die Euphorie ist grenzenlos: Mehr als 5000 Union-Fans werden ihr Team zur Partie beim VfL Bochum begleiten, tausende Anhänger werden zum Public Viewing am heimischen Stadion An der Alten Försterei erwartet. «Das ist großartig», sagte Coach Urs Fischer zur erwarteten Unterstützung. «Wir wissen, dass die Stimmung bombastisch sein wird», betonte Kapitän Christopher Trimmel.
Die Berliner müssen im Revier gewinnen, um ihre Chance zu wahren, und gleichzeitig auf einen Ausrutscher des Kontrahenten bei der SG Dynamo Dresden hoffen. Pikant: Auch bei den Sachsen trainiert in Cristian Fiel ein Ex-Unioner. Mit einem eigenen Sieg würde Paderborn wie erstmals 2014 den Sprung in die Bundesliga definitiv perfekt machen. «Wir fahren mit einem positiven Gefühl nach Dresden», kündigte Christopher Antwi-Adjei nach zuletzt vier Siegen aus fünf Spielen an. «Mit dieser Power stoppt uns keiner mehr.»
Der frühere Regionalliga-Stürmer steht beispielhaft für die sportliche Wiederauferstehung der Paderborner, die 2017 als Drittliga-Absteiger nur dank des Neuanfangs von 1860 München überhaupt im Profifußball geblieben waren. Sportchef Markus Krösche stellte das Personal für die zweitbeste Offensive zusammen, empfahl sich damit selbst für höhere Aufgaben und steht Medienberichten zufolge vor dem Wechsel zu RB Leipzig.
In der Bundesliga würde Paderborn personell konservativ planen, finanziell voraussichtlich nicht ins Risiko gehen. «Wir wissen, dass wir auf lange Sicht mit Vereinen wie dem HSV und Union nicht mithalten können», sagte Baumgart über die unverhofft komfortable Ausgangslage vor dem abgeschlagenen Hamburger SV und Berlin. «Umso schöner ist es in der aktuellen Situation zu sein und die vielleicht auch zu nutzen.»
Einen möglichen Aufstieg wollen die Ostwestfalen erst am späten Montagnachmittag vor dem Paderborner Rathaus feiern. In Ermangelung eines Balkons, wird eine Bühne aufgebaut. Am Sonntag soll es noch keine offizielle Party geben. Union will vorerst keine Details über eventuelle Feierlichkeiten offenbaren.
Erstmals diese Saison starteten die Berliner allerdings am Freitag bereits zwei Tage vor der Partie zu einem Auswärtsspiel. «Es ist ein spezielles Spiel, deshalb eine spezielle Maßnahme», erklärte Fischer. Der Schweizer will sich für alle Eventualitäten wappnen: Am Samstag steht ein Besuch der Schalker Veltins-Arena an – um den möglichen Relegationsgegner Stuttgart zu beobachten.
(dpa)