F1 und der Konfrontationskurs – «Brauchen strenge Regeln»
Melbourne – Der Konfrontationskurs seiner Amtskollegen von Ferrari und Red Bull ließ für Mercedes-Teamchef Toto Wolff nur einen Schluss zu: «Wir brauchen strenge Regeln für eine gemeinsame rechtliche Grundlage, um auf der Strecke kämpfen zu können», betonte der Österreicher.
Wolff saß zwischen Maurizio Arrivabene von Ferrari und Christian Horner von Red Bull, als diese sich am Freitag in Melbourne einen verbalen Schlagabtausch lieferten. Gleich bei der ersten gemeinsamen Pressekonferenz der neuen Saison.
Worum es ging – ein Ingenieur, der vom Automobilweltverband FIA zu Ferrari wechselt -, ist eher nebensächlich. Das Gezanke zeigt: Die Formel 1 ist noch immer auf der Suche nach einem gemeinsamen Weg in eine gesicherte Zukunft. Sportlich unter der Führung der FIA, wirtschaftlich unter der Führung der neuen Besitzer. Horners Vorschlag: «Liberty muss zusammen mit der FIA auf einem gemeinsamen Papier erklären, wie sie die Formel 1 wollen.»
Seit rund einem Jahr gehört die Königsklasse des Motorsports dem US-Unternehmen Liberty Media. Wolff hatte dem neuen Team um Bernie-Ecclestone-Nachfolger Chase Carey und dem ehemaligen Michael-Schumacher-Erfolgsmitgaranten Ross Brawn einen Honeymoon eingeräumt. Der Alltag hat sie alle aber schon an den ersten Tagen der 21 Rennen währenden Marathon-Saison eingeholt.
Die wesentlichen Probleme, die die Formel 1 seit vielen Jahren immer wieder und immer wiederkehrend beschäftigen, müssen gelöst werden. «Die Dinge, die mich am meisten beschäftigen, sind die Kosten, die Leistung und die Vielfalt in der Formel 1», sagte Horner. Die neuen Besitzer wollen den Teams bis spätestens Ende Juni Bescheid geben, wie die Formel 1 mittelfristig aussehen soll.
Die Dinge, die bisher angegangen wurden, sind andere: Die Grid Girls sind Geschichte, dafür gibt es Grid Kids. Man nennt sie nun «Future Stars» (künftige Stars). Einen Livestream soll es künftig geben. Zudem wurde das Logo im Zuge einer spürbaren Digitalisierung der Formel 1 geändert. «Wenn die Leute glauben, wir kümmern uns nur um so etwas, dann liegen sie falsch. Unsere Hauptaufgabe sind substanzielle Dinge», betonte Brawn unlängst in einem Interview des Fachmagazins «auto, motor und sport».
Lob bekamen Brawn und seine Mitstreiter vom deutschen Renault-Piloten Nico Hülkenberg. «Liberty Media macht an vielen Stellen einen guten Job, zum Beispiel bei der Entwicklung von verschiedenen Marketinginitiativen, die den Sport als Marke wachsen lassen und die Verbindung zu den Fans intensivieren», sagte der 30 Jahre alte gebürtige Emmericher dem Onlineportal sportbuzzer.de.
Mehr Fan-Nähe, mer Personalisieren, das ist das eine. Dann gibt es aber so etwas wie Halo. Den für viele gewöhnungsbedürftigen Cockpitschutz. Dafür ist Liberty, das mehr Show und mehr Entertainment will, aber gar nicht verantwortlich. Halo ist eine Maßnahme der FIA.
Nun zeigten die Aufnahmen aus der Onboard-Perspektive aber am Freitag, dass das Sichtfeld der TV-Zuschauer durch den Titanbügel teilweise stark eingeschränkt ist. Hinzu kommt, dass die Piloten schwerer anhand ihrer individuell gestalteten Helme zu identifizieren sind. «Es macht fast keinen Sinn mehr, heutzutage die Helme zu lackieren. Wahrscheinlich mach‘ ich die Farbe ab. Spart Gewicht», kommentierte Vierfach-Weltmeister Lewis Hamilton von Mercedes lapidar.
Die FIA mit Jean Todt an der Spitze ist zuständig für das Regelwerk, die Ecclestone-Nachfolger sind für die kommerzielle Seite verantwortlich. Die Teams stehen dazwischen. Und sind sich meist auch nicht einig. Kleinere Rennställe kämpfen eher ums Überleben als um Punkte, die Großen kämpfen um die WM – und damit automatisch immer auch gegeneinander.
(dpa)