Egal, was passiert: HSV-Trainer Hecking möchte gern bleiben
Hamburg – HSV-Trainer Dieter Hecking ist in die Offensive gegangen.
Einen Tag nach der Niederlage in letzter Sekunde beim 1. FC Heidenheim und dem Verlust des Aufstiegsrelegationsplatzes in der 2. Fußball-Bundesliga bekräftigte der 55-Jährige, dem Hamburger SV auch für die kommende Saison zur Verfügung stehen zu wollen. «Die generelle Bereitschaft ist vorhanden, beim HSV weiterzumachen», sagte Hecking in der Hansestadt. Das sei jedoch keine Einbahnstraße, sondern es sei die Frage, ob der HSV dies auch wolle.
Möglicherweise reagierte er damit auf erste Spekulationen um seine Nachfolge, die nach dem 1:2 in Heidenheim aufgekommen waren. Der Pay-TV-Sender Sky hatte den Ex-HSV-Spieler André Breitenreiter und den früheren Stuttgarter und Kieler Trainer Tim Walter als mögliche Kandidaten genannt. In der «Bild» betonte Sportvorstand Jonas Boldt, dass Hecking «erster Ansprechpartner für die neue Saison» bleibe.
Derzeit sei «nicht der richtige Zeitpunkt», um über den Trainer zu diskutieren, meinte Hecking. «Das werden wir nach der Saison in aller Ruhe besprechen.» Sein Vertrag verlängert sich automatisch im Fall des Aufstiegs. Bei einem Zweitliga-Verbleib muss neu verhandelt werden. «Wir haben vor der Saison bewusst dieses Vertragswerk gewählt», sagte Hecking, der in engem Austausch mit Boldt steht.
Noch können er und der HSV ihr Ziel über die Relegation erreichen. «Für mich gilt es jetzt, den hundertprozentigen Fokus auf das Spiel gegen den SV Sandhausen zu legen – und dann hoffentlich auf zwei Relegationsspiele», sagte Hecking. Am kommenden Sonntag muss seine Mannschaft siegen, um den Aufenthalt in der 2. Bundesliga nicht zu verlängern. Zugleich muss der HSV hoffen, dass Zweitliga-Meister Arminia Bielefeld trotz Feierstimmung ernst macht und einen Sieg der Heidenheimer verhindert. Dann könnten sich die Hamburger doch noch die zwei Bonusspiele gegen den Bundesliga-16. sichern.
Dass die Hanseaten überhaupt noch bangen müssen, haben sie sich selbst zuzuschreiben. Die Niederlage in Heidenheim war die vierte Partie des HSV nach dem Ende der Corona-Zwangspause, in der er wichtige Zähler in der Schlussphase verspielte. Zuvor war ihm das schon beim 2:2 in Fürth, beim 2:3 in Stuttgart und beim 3:3 gegen Holstein Kiel passiert. Sieben Punkte, die den Hamburgern fehlen.
Bislang stellte sich Hecking stets vor sein Team. Am Sonntag kritisierte er jedoch deutlich den wiederholten Defensiv-Dilettantismus. «Wie wir in der Nachspielzeit das Tor kassieren, das hat nichts mit Glück oder Pech zu tun, sondern das ist einfach schlecht verteidigt», sagte er ungewohnt klar.
Es wird deutlich, dass sein Team ein Qualitätsproblem hat. Zugleich muss sich Hecking hinterfragen, warum sich seine Spieler seit der souveränen Saison-Anfangsphase nicht weiterentwickelt haben, warum regelmäßig Taktik-Dummheiten in der Abwehr geschehen.
Unabhängig von der Liga-Zugehörigkeit steht der Kader wie nach dem verpassten Aufstieg 2019 erneut vor einem Umbruch. Große Gestaltungsmöglichkeiten angesichts eines eingeschränkten Finanzrahmens bleiben nicht. Die gut harmonierenden Boldt und Hecking könnten aber einer neuen Mannschaft ihren Stempel aufdrücken.
Noch ist das Zukunft. Die Gegenwart für die Hamburger heißt Sandhausen und Daumen drücken, dass die Bielefelder mitspielen. Hecking sagt: «Und wenn sie es nicht machen, okay, dann haben wir es verdaddelt.»
(dpa)