Die ungewöhnliche Reise eines außergewöhnlichen Liebespaares

„Immer und ewig“ heißt ein Kinofilm der Schweizer Regisseurin Fanny Bräuning. Sie hat ihre Eltern auf Reisen durch Europa in einem umgebauten Kleinbus mit der Kamera begleitet. Die Dokumentation ist eine Hommage an das Leben, denn ihre Mutter Anette leidet unter Multipler Sklerose und ist gelähmt.

 

Als Fanny Bräuning zwei Jahre alt ist, wird bei ihrer Mutter Anette Multiple Sklerose (MS) diagnostiziert. Die ständig fortschreitende Erkrankung ist für das junge Mädchen normal, sie kennt ihre Mutter nicht anders. Doch 20 Jahre später der Schock: Anette Bräuning fällt durch einen septisch-toxischen Schock plötzlich ins Koma. Als sie nach einer Woche erwacht, ist sie vom Hals abwärts gelähmt.

 

Hier nimmt die Geschichte, die Fanny Bräuning (43) in ihrem Film erzählt, ihren Ursprung – die Geschichte eines außergewöhnlichen Liebespaares auf der Suche nach einem würdevollen und lebenswerten Leben. Trotz einer schweren Erkrankung! Denn Vater Niggi Bräuning hat einen Kleinbus gekauft und ihn so umgebaut, dass Anette Bräuning in dem Wagen vollständig versorgt werden kann. Mit dieser mobilen Pflegestation ist das Ehepaar in Europa unterwegs. Fanny Bräuning: „Mein Vater wollte sich nicht damit abfinden, dass meine Mutter nur noch im Pflegeheim an die Decke starren sollte. Er wollte ihr ermöglichen, dass sie mit ihm gemeinsam wieder am normalen Leben teilhaben kann.“

 

Rund 240.000 MS-Patienten in Deutschland

 

Die Regisseurin drehte ihre Eltern auf Tour durch Griechenland, Albanien und Sizilien. Ihre Motivation: „Mich hat interessiert, was das Reisen für ihre Beziehung bedeutet und woher sie ihren Lebensmut nehmen.“ „Immer und ewig“ (Kinostart Ende Oktober) ist ein Film, der den etwa 240.000 von MS betroffenen Menschen und ihren Angehörigen Mut machen kann. Wie bei Annette Bräuning bricht die Krankheit meist im Alter zwischen 20 und 40 Jahren aus. Warum, kann niemand mit Sicherheit sagen. Auch nicht, welchen Verlauf sie nimmt. Und die Symptome sind so unterschiedlich, dass Multiple Sklerose auch die „Krankheit mit den vielen Gesichtern“ genannt wird.

 

Multiple Sklerose heute gut beherrschbar

 

MS ist eine Autoimmunerkrankung. Statt den Organismus vor Viren und Bakterien zu schützen, greifen körpereigene Abwehrzellen fälschlicherweise eigenes, gesundes Gewebe in Gehirn und Rückenmark an. Entzündungen entstehen, Befehle und Reize von den Gehirnzellen kommen nur verzögert oder schlimmstenfalls gar nicht bei Muskeln und Organen an. Die gute Nachricht: MS wird immer besser beherrschbar, kann heute in vielen Fällen sogar gestoppt werden. Zum Beispiel durch die Einnahme von Biologika. Diese sogenannten monoklonalen Antikörper greifen gezielt in die Entzündungsprozesse des Körpers ein. Anders als chemische Arzneimittel werden Biologika in lebenden Zellen produziert.

 

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