Die acht Teilnehmer am Confederations Cup im Formcheck
St. Petersburg – Wer löst Brasilien als Gewinner beim Confederations Cup ab? Von Samstag an spielen acht Teams um die FIFA-Trophäe. Einen klaren Favoriten gibt es nicht. Kurz vor dem Turnierstart sucht mancher Teilnehmer noch nach der Bestform.
Gruppe A:
RUSSLAND: Der Gastgeber des Confed Cups und der WM in einem Jahr befindet sich im Umbruch. Nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 2016 hat der neue Trainer Stanislaw Tschertschessow 13 von 23 Spielern aussortiert. «Der Confed Cup ist für uns die Generalprobe», sagte der frühere Bundesliga-Torwart von Dynamo Dresden in einem SZ-Interview. Die jüngsten Testspiele gegen Chile (1:1), Ungarn (3:0) und Belgien (3:3) machen ihm Mut. Aber immer noch hat Russland keine Spieler von internationaler Klasse oder hoffnungsvolle Talente, die nachrücken.
NEUSEELAND: Die All Whites geben sich keinen Illusionen hin. Wie immer ist der Ozeanien-Champion bei Auftritten auf der großen Fußball-Bühne krasser Außenseiter. Die letzten Tests gingen 0:1 gegen Nordirland und Weißrussland verloren. Und doch: «Das Turnier kann unser Leben verändern», sagt Linksverteidiger Tom Doyle. Torwart Stefan Marinovic spielte bei Drittliga-Aufsteiger SpVgg Unterhaching. Einen in Deutschland bekannten Namen hat Alex Rufer. Der Stürmer aus Wellington ist der Neffe von Ex-Werder-Angreifer Wynton Rufer.
PORTUGAL: Die Steueraffäre um Superstar Cristiano Ronaldo überschattet Portugals Auftritt bei diesem Turnier. Rein sportlich gesehen ist der Europameister aber bestens in Form. Die beiden jüngsten WM-Qualifikationsspiele gegen Ungarn (3:0) und Lettland (3:0) wurden locker gewonnen, der letzte Test gegen Zypern (4:0) ebenfalls. 16 der 23 Spieler waren bereits beim EM-Triumph vor einem Jahr dabei. Der Kader ist so stark, dass es sich Trainer Fernando Santos sogar leisten konnte, Bayern-Profi Renato Sanches zur U21-EM zu delegieren und EM-Held Eder gar nicht zu nominieren.
MEXIKO: Schon vor dem Turnier verewigte sich Javier Hernández endgültig in den mexikanischen Rekordbüchern. Mit seinem 47. Länderspieltor beim 1:2 im Test gegen Kroatien überflügelte der Stürmer von Bayer Leverkusen die bisherige Bestmarke von Javier Borgetti. Nach dem jüngsten 3:0 gegen Honduras und dem 1:1 gegen die USA sind die Mexikaner auf dem besten Weg zur WM-Endrunde 2018. Da Brasilien dieses Jahr nicht beim Confed Cup ist, stellt El Tri mit der siebten Teilnahme den Rekordwert ein.
GRUPPE B:
DEUTSCHLAND: Die Stimmung ist gut. Der Turnier-Plan von Joachim Löw könnte wieder einmal aufgehen. Mit seinem Kader aus jungen und bislang nicht berücksichtigten Profis von Timo Werner bis Sandro Wagner hat der Bundestrainer die kurze Vorbereitung genutzt, um die Lust auf einen erfolgreichen Fußball-Sommer herauszukitzeln. Die Motivation: Mögliche Tickets für die WM 2018. Löw weiß aber, um den Confed Cup zu gewinnen, braucht man wie immer bei Turnieren das nötige Glück. Die in Bestbesetzung angetretenen Teams aus Chile, Russland und Portugal wollen dem Weltmeister sicher eins auswischen.
KAMERUN: Die Euphorie ist groß wie lange nicht mehr. Unter Trainer Hugo Broos zeigen die Unbezähmbaren Löwen häufig keinen berauschenden Offensivzauber, sondern spielen nüchternen Ergebnisfußball und gewannen erstmals nach 15 Jahren wieder die Afrikameisterschaft. Das jüngste 0:4 gegen Kolumbien warf jedoch vor allem defensiv Fragen auf. Für Kamerun wird es eine emotionale Rückkehr auf die Confed-Cup-Bühne. Bei der bislang letzten Teilnahme 2003 starb Marc-Vivien Foé kurz nach einem Zusammenbruch im Halbfinale.
CHILE: Bundestrainer Joachim Löw ist ein großer Fan des Südamerika- Meisters von 2015 und 2016. «Chile agiert taktisch auf allerhöchstem Niveau. So variabel spielen nur wenige Nationalmannschaften. Da zählt Chile zu den zwei, drei besten Nationen der Welt», sagte er in einem dpa-Interview. Trotz Top-Spielern wie Arturo Vidal (FC Bayern), Alexis Sanchez (FC Arsenal) oder Charles Aránguiz (Bayer Leverkusen) verliefen die letzten Tests gegen Russland (1:1) und Rumänien (2:3) aber enttäuschend. Auch die WM-Qualifikation ist noch nicht sicher.
AUSTRALIEN: Dieses Mal folgte der Testspiel-Pleite gegen Brasilien keine Entlassung. 2013 verloren die Socceroos gegen den Rekord-Weltmeister und Frankreich jeweils 0:6 – Holger Osieck musste trotz der geschafften WM-Qualifikation als Trainer gehen. Sein Nachfolger Ange Postecoglou bleibt trotz des jüngsten 0:4 gegen Brasilien optimistisch. Sein Team wolle den Titel, verkündete der Coach des Asienmeisters. «Ich habe diesen Job übernommen mit der Absicht, so ambitioniert wie möglich zu sein.»
(dpa)