Das Revershemd ist im Trend
Köln – Charlie Sheen trägt es in der Tv-Serie «Two and a half men», Magnum lebte es: Das Revershemd. Ein Hemd, das eigentlich alles ist, was ein stilvolles Hemd nach Ansicht von Stilexperten nicht sein darf: Kurzärmelig und bunt, wenn nicht gar schrill gemustert.
Für alle, die sich bislang nur auf Bad-Taste-Partys damit blicken lassen würden, heißt es: Tief durchatmen – und vielleicht auch mal im Alltag dazu greifen. Denn das Revershemd ist einer der Modetrends für Männer im Sommer 2020.
Typisch für das Revershemd sind eine kastenförmige Passform mit kurzen Ärmeln, ein offener, kerbenförmiger Kragen, dazu oft bunte Farben und wilde Muster
Für Bernhard Roetzel bricht das Revershemd den klassischen Behördenlook der meisten Hemden auf: «Das trägt man, wenn es warm genug ist, in der Freizeit», sagt der Stilexperte und Buchautor. Es wirke anders «als das bekannte, spießige Kurzarmhemd, was man aus Büros kennt».
Cooler als das typische Büro-Kurzarmhemd
Trotzdem findet Roetzel, dass ein Revershemd seinen Platz im Arbeitsleben haben kann – wenn dort bequeme Kleidung zugelassen ist. «Es ist ein bisschen schicker als ein Polohemd, aber eben deutlich cooler als das typische Büro-Kurzarmhemd», so Roetzel.
Ein Revershemd, auch bekannt als Cuban Collar Shirt, hat schließlich nicht zwingend wilde Farben und starke Muster. «In einer eleganten weißen Variante ist das auch in einem Business-Kontext möglich, wo ein T-Shirt vielleicht zu schlabbrig wäre», erklärt Trendanalyst Carl Tillessen vom Deutschen Modeinstitut in Köln. Er würde das Hemd auch unter einem klassischen Sakko tragen.
Auf eine Variante würde der Experte aber verzichten, wenn man es mit dem Trend ernst meint: das Hemd im Hawaii-Look. «Da wird die Grenze von der Bekleidung zur Verkleidung überschritten, dann wirkt es albern.» Er empfiehlt eine klassische Variante etwa in Weiß, Hellblau oder anderen Farben.
Mit Baumwolle oder Leinen kombinieren
Zum Revershemd empfiehlt Roetzel eine Baumwoll-Chino oder eine weit geschnittene Hose aus Leinen mit Dehnbund, der oben mit einer Schnur zusammengezogen werden kann. Dazu trägt man an den Füßen Penny Loafer, Mokassins oder Gesundheitssandalen.
Das Hemd selbst wird in den Hosenbund gesteckt oder draußen gelassen. Gerade die Modelle, die als Hemdjacke ohne klassischen Saum mit einem geraden Abschluss konzipiert sind, eignen sich für letzteres. «Das sieht dann natürlich super aus, wenn man das über der Hose trägt», so Tillessen.
Und wer das Hemd doch reinsteckt, sollte es zugleich auch wieder etwas herausziehen. So rät Roetzel: «Dann zupft man das ein bisschen raus, so dass es leicht über den Gürtel übersteht – locker flockig. Das ist dann so ein 40er- beziehungsweise 80er-Jahre Look.»
Mit langem Hals aufs Revershemd verzichten
Das Hemd kennt für den Stilexperten keine Altersgrenzen. Roetzel: «Die Altersfrage war in Bezug auf dieses Hemd eigentlich schon immer überholt, weil es eher eine Figurfrage ist.» Und gerade für übergewichtige Männer sei es super, denn es lenke den Blick vom Bauch mindestens leicht ab. Nur Männern mit einem dünnen langen Hals rät Tillessen vom Revershemd ab. «Da würde ich eher ein Hemd mit einem Steg anziehen.»
Das Hemd gibt es in vielen Materialien. «Ich empfehle Leinen oder Baumwolle, weil es in der Regel nicht ganz so doll knittert. Oder Viskose, wenn es ganz leicht und luftig sein soll», sagt Roetzel. Seide sei beim sommerlichen Schwitzen eher wenig praktisch. Carl Tillessen ergänzt den Rat um eine Faustregel: «Je heller die Farbe, desto kräftiger sollte der Stoff sein.» Denn dünne weiße Hemden seien oft durchsichtig.
Ein T-Shirt oder Unterhemd unter dem Revershemd zu tragen, ist für Roetzel Geschmackssache: «Ich finde es unschön, wenn so ein T-Shirt am Hals herausguckt.» Gegen sichtbaren Schweiß oder wenn die Brustbehaarung optisch stört, empfiehlt er allenfalls ein ärmelloses Shirt mit V-Ausschnitt. «Wenn unter einem locker-leichten Sommerhemd ein Unterhemd herausguckt, ist das so ähnlich wie Sandalen mit Socken anzuhaben.»
(dpa/tmn)