Confederations Cup als Test für Video-Referees
St. Petersburg – Kontrolle durch den lange geforderten Video-Referee, ultra-lange Nachspielzeiten und hartes Durchgreifen bei Pöbeleien: Beim Confederations Cup müssen Julian Draxler, Cristiano Ronaldo und Co. auch in Regelfragen auf neue Dinge gefasst sein.
Erstmals werden bei einem großen FIFA-Turnier die Video-Schiedsrichter zum Einsatz kommen, um bei spielentscheidenden Situationen wie Toren, Abseits, Roten Karten oder Elfmetern die Korrektur offensichtlicher Fehlentscheidungen zu ermöglichen.
«Das Wichtigste ist die Ehrlichkeit des Spiels», sagte Massimo Busacca, Schiedsrichter-Chef der FIFA und berichtete von guten Erfahrungen bei der U20-WM in Südkorea. Zwei Schiedsrichter und ein auf Abseitsfragen spezialisierter Assistent werden während der 16 Partien des WM-Testlauf in Russland eingreifen können. Insgesamt acht Referees hat die FIFA für diese Aufgabe nominiert, darunter den Usbeken Rawschan Irmatow, der bei der WM 2010 unter anderem das Eröffnungsspiel leitete.
Per Funk sind die Video-Wächter mit dem Referee verbunden. «Es geht darum, dass wir die klaren Fehler vermeiden, und wir sind auf einem guten Weg», sagte Marco van Basten. Der einstige Weltklasse-Stürmer ist FIFA-Direktor für technische Entwicklung und hatte in der jüngeren Vergangenheit mit revolutionären Ideen wie der Abschaffung der Abseitsregel für Aufsehen gesorgt.
Bei der Junioren-WM habe es in 52 Spielen zwölf Eingriffe gegeben, sieben Situationen hätten letztlich sogar Einfluss auf den Ausgang des Spiels und damit auf den Turnierverlauf gehabt, berichtete Busacca. Aber: «Vor den Video-Schirmen sitzen auch nur Menschen. Auch sie müssen die Situationen interpretieren.» Ob die Video-Referees – wie von FIFA-Chef Gianni Infantino gewünscht – auch bei der WM 2018 zum Einsatz kommen, ist noch nicht entschieden.
Van Basten kündigte am Donnerstag in St. Petersburg weitere Richtlinien für die Schiedsrichter beim Confed Cup an. «Wir wollen eine genauere Berechnung der Nachspielzeit», sagte der Niederländer. Spielpausen, wie es sie durch Video-Überprüfungen geben kann, aber auch Zeitspiel dürften nicht zu einer Verringerung der Nettospielzeit führen.
«Wir wollen mehr Spielzeit», sagte van Basten. Nachspielzeiten von drei oder vier Minuten sind bislang üblich, diese könnten sich demnach durchaus verdoppeln. Genaues Augenmerk sollen die neun Confed-Cup-Referees, zu denen keiner aus Deutschland gehört, auf die Torhüter haben. Die Einhaltung der maximal sechs Sekunden, die der Schlussmann den Ball in der Hand halten darf, ist van Basten wichtig. Ein hartes Durchgreifen werde es auch bei «Mobbing-Situationen» gegen Referees geben. «Wir wollen ein ordentliches Verhalten der Spieler», sagte van Basten.
(dpa)