Überfall in Äthiopien: Das BKA schickt Mitarbeiter für weitere Ermittlungen
Das Bundeskriminalamt hat bereits mehrere Mitarbeiter nach Äthopien geschickt, um vor Ort ihre Ermittlungen aufzunehmen. Die Hintergründe des Überfalls auf eine Reisegruppe, bei dem fünf Touristen starben, sind weiter unklar. Von der eritreischen Regierung ausgebildete Terroristen seien dafür verantwortlich, so die äthiopische Regierung. „Sie werden von Eritrea trainiert und geschickt, um an der Grenze zu Äthiopien solche terroristischen Aktionen durchzuführen“, sagte der äthiopische Generalkonsul in Frankfurt, Mulugeta Zewdie, dem Sender NDR info. BKA-Präsident Jörg Ziercke erklärte am Mittwoch im ARD-Morgenmagazin „Es gibt Vermutungen, dass es Rebellen sein könnten, aber da wäre ich sehr vorsichtig, das müssen die weiteren Ermittlungen ergeben. Es könne noch einige Tage dauern, bis konkrete Informationen vorliegen.“
Österreicher und Deutscher unter den Toten
Unter den Toten sind zwei Deutsche. Nach Angaben eines äthiopischen Regierungssprechers wurden auch zwei Ungarn und ein Österreicher erschossen. Die Leichen der fünf getöteten Touristen trafen am Mittwochnachmittag in der Hauptstadt Addis Abeba ein. Zudem seien zwei Deutsche sowie ein äthiopischer Polizist und ein äthiopischer Fahrer entführt worden. „Sie wurden wahrscheinlich alle nach Eritrea verschleppt“, erklärte ein Regierungssprecher der dpa. Zwölf Menschen konnten aus der Gefahrenzone im Grenzgebiet zum Nachbarland Eritrea gerettet werden.
Bundesaussenminister Guido Westerwelle sprach zwar nicht von einer Entführung. Allerdings sagte er, „dass das Schicksal von weiteren Deutschen, die zu der Reisegruppe gehörten, noch ungeklärt“ sei.
Schon in der Vergangenhait kam es zu Übergriffen
„Es handelt sich um einen der wiederholten Angriffe der eritreischen Regierung, die die ganze Region destabilisieren will“, erklärte der äthiopische Regierungssprecher. Eritrea habe bereits im vergangenen Jahr versucht, einen Anschlag auf das jährliche Gipfeltreffen der Afrikanischen Union (AU) zu verüben. Dieser sei jedoch vereitelt worden. Eritreische Diplomaten wiesen die Vorwürfe zurück.
Allerdings kommt es in dem Grenzgebiet immer wieder zu Zwischenfällen. Die Beziehungen zwischen Äthiopien und Eritrea sind sehr gespannt. Eritrea war 1993 unabhängig von Äthiopien geworden. Seither hat Äthiopien keinen Meereszugang mehr. Zwischen 1998 und 2000 kam es zu einem blutigen Grenzkrieg mit mehr als 100 000 Toten.
Bereits 2007 waren in dem Gebiet fünf Europäer – vier Briten und eine Französin – entführt und nach knapp zwei Wochen unbeschadet gegen Lösegeld wieder freigelassen worden. Auch 2008 gab es mehrere Überfälle auf Reisegruppen. Im Frühjahr 2009 fuhr in der Nähe des Vulkans Erta Ale – in der sich auch der neuerliche Angriff ereignet haben soll – ein Touristenfahrzeug auf eine Mine und explodierte. Zwei Äthiopier starben, ein ausländischer Tourist wurde verletzt.
Das Sperrgebiet ist beliebtes Reiseziel
Zu der Attacke kam es in der Nacht zum Dienstag in der Danakil-Senke unweit der eritreischen Grenze, einem der heissesten Orte der Erde. Das Auswärtige Amt und die Aussenministerien zahlreicher anderer Länder weisen auf ihren Homepages auf ein erhöhtes Risiko in dem Grenzgebiet hin. Der Österreichische Minister Michael Spindelegger erklärte in Wien, die Gruppe sei „in einem militärischen Grenzgebiet, de facto einem Sperrgebiet“ unterwegs gewesen.
Die Region, in der es zahlreiche Vulkane und Salzseen gibt, ist von großer landschaftlicher Schönheit. Deshalb bieten Reiseveranstalter nach wie vor Touren in die Danakil an. Das Gebiet gilt als „Wiege der Menschheit“, seit hier in den 1970er Jahren Knochen eines über drei Millionen Jahre alten Hominiden entdeckt wurden.
Der Dresdner Reiseveranstalter Diamir sagte nach dem Überfall alle Reisen in die betroffene Region ab. Geschäftsführer Jörg Ehrlich bestätigte der Nachrichtenagentur dpa, dass Teilnehmer der überfallenen Gruppe ihre Tour bei Diamir gebucht haben. Details nannte er nicht.