Arbeitslosigkeit häufiger Grund für Überschuldung
Hamburg – Arbeitslosigkeit ist der häufigste Grund für Überschuldung. Das geht aus dem aktuellen Überschuldungsreport hervor, den das Institut für Finanzdienstleistungen (iff) und die Stiftung Deutschland im Plus am Donnerstag vorgestellt haben.
Demnach waren im Berichtsjahr 2019 rund 20 Prozent der Betroffenen aus diesem Grund in finanzielle Schwierigkeiten geraten.
Auf Platz zwei der Ursachen liegt dem Bericht zufolge Einkommensarmut (12,3 Prozent) gefolgt von Krankheit (10,6 Prozent) sowie Scheidung oder Trennung (10,0 Prozent). Konsumverhalten ist nur in 9,9 Prozent der Fälle für Überschuldung verantwortlich, gescheiterte Selbstständigkeit in 9,4 Prozent. Eine Überschuldung liegt vor, wenn Einkommen und Vermögen dauerhaft nicht mehr ausreichen, um die Rückstände auszugleichen.
Schulden häufig weniger als 10 000 Euro
Die Höhe der Schulden der Betroffenen ist oft vergleichsweise gering: Die mittlere Schuldenhöhe liegt dem Bericht zufolge bei 13 777 Euro. 42,4 Prozent haben Schulden in Höhe von weniger als 10 000 Euro. Bei weiteren 23 Prozent der Beratenen liegen die Schulden zwischen 10 0000 und 20 000 Euro. Nur 11,8 Prozent haben Schulden in Höhe von mehr als 40 000 Euro.
«Damit setzt sich die seit zehn Jahren anhaltende Entwicklung einer sinkenden Schuldenhöhe ratsuchender Überschuldeter weiter fort», erklärte die Geschäftsführende Direktorin des iff, Sally Peters. Dass die Überschuldung mit immer geringeren Kreditbeträgen verbunden sei zeige, dass die Schere zwischen hohen und niedrigen Einkommen anscheinend immer größer werde.
Corona-Krise könnte Situation verschärfen
In den kommenden Monaten könne sich die Situation verschärfen, erklärte Peters. Die Covid-19-Pandemie und die daraus folgenden wirtschaftlichen Probleme wiesen darauf hin, dass Überschuldung in den nächsten Monaten zu einen der Hauptprobleme werden wird. «Es wird vermutlich mehr Betroffene geben.» Die Probleme zeigten sich wahrscheinlich erst mit einer gewissen Verzögerung, da erst jetzt viele ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen könnten.
Verstärken könnte sich dieser Trend durch steigende Kreditzinsen. Denn Ratenkredite sind in der Corona-Krise einer Auswertung des Internetportals Verivox zufolge teurer geworden. Demnach stiegen die durchschnittlichen Zinsen für einen neuen Ratenkredit von 10 000 Euro mit 48 Monaten Laufzeit seit Ausbruch der Corona-Krise im März um mehr als einen Prozentpunkt auf 5,80 Prozent in dieser Woche (Stichtag: Mittwoch, 17. Juni). Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hatte es einen leichten Rückgang von 4,69 auf 4,56 Prozent gegeben.
Betroffene dürften nicht zu lange warten, bis sie sich den Problemen stellen. «Überschuldung ist nach wie vor ein Tabuthema», sagte Andrea Brinkmann, Vorständin der Stiftung Deutschland im Plus. Das Thema solle am besten zuerst mit Freunden oder der Familie besprochen werden. Wenn sich hier keine Lösungen fänden, könnten Beratungen helfen. Je eher die Probleme gelöst würden, desto besser sei es.
(dpa/tmn)