Aufschwung der Binnenwirtschaft in Lateinamerika
Lateinamerika war in jüngerer Geschichte immer wieder ein Krisenherd. Sie werden sich vielleicht an die heftige Wirtschaftskrise in Argentinien erinnern, die zwischen 1998 und 2002 die gesamte Welt in Atem hielt. In letzter Zeit sind aus Lateinamerika aber fast nur noch positive ökonomische Nachrichten zu hören.
Binnenkonjunktur treibt Wirtschaftswachstum an
Die Zahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung aus Lateinamerika sind beeindruckend. Das Wirtschaftswachstum ist in den meisten Staaten wesentlich höher als in der EU oder den USA. Auch in der jetzigen Krise sind die Volkswirtschaften erstaunlich stabil. Allerdings gibt es zwischen den einzelnen Staaten Unterschiede. Der generelle positive ökonomische Trend in Lateinamerika wurde lange Zeit vor allem von Rohstoffexporten getragen. Zu nennen sind zum Beispiel Kupfer, Erze, Gold und Silber aus Brasilien, Chile, Peru und Kolumbien. Auch die Exportzahlen in der Landwirtschaft, zum Beispiel bei Fleisch oder Soja, sind unverändert hoch. Seit wenigen Jahren trägt aber auch zunehmend die Binnenkonjunktur zum Wirtschaftswachstum bei.
Gründe für das Wachstum der Binnenwirtschaft
Dieses Phänomen ist im Zusammenhang mit den steigenden Exporten zu sehen. Zum einen nehmen dadurch Staaten mehr Geld ein, zum anderen erhöht sich damit auch die Kaufkraft der Bevölkerung. Das hat zur Folge, dass die Staaten mehr Geld in eine funktionierende Infrastruktur investieren konnten. Entsprechende Baumaßnahmen beleben den Bausektor, zugleich verbessern sich die Investitionsbedingungen für die heimische Wirtschaft. Die Bevölkerung profitiert dabei von mehr Arbeitsplätzen und höheren Löhnen. So wuchs das Pro-Kopf-Einkommen in einigen Ländern um fast zehn Prozent im Jahr. Einen Teil der steigenden Kaufkraft nutzen die Menschen zum Konsum und stärken damit die Binnenkonjunktur zusätzlich. Diese Erklärung ist aber nicht hinreichend, ein Blick auf die politische Situation in den meisten Staaten Lateinamerikas muss hinzugefügt werden. Das letzte Jahrzehnt zeichnete sich durch eine bisher unbekannte politische Stabilität aus, während es zuvor zahlreiche Auseinandersetzungen zwischen Militärdiktaturen und revolutionären Bewegungen gab. Nun wird der Großteil der Staaten von gemäßigt linken Politikern geführt, die sich durch eine weitsichtige Wirtschaftspolitik inklusive notwendiger Reformen auszeichnen. Politische Instabilitäten wie drohende Putsche durch Militärs sind mittlerweile sehr unwahrscheinlich. Allerdings können die begrüßenswerten politischen Änderungen nicht für alle Staaten festgestellt werden. So mangelt es in Venezuela an politischen und wirtschaftlichen Reformen. Kolumbien hat weiterhin mit der Rebellenorganisation FARC Probleme, die sich im Lauf der Jahre zu einem Verbrechersyndikat entwickelt hat. Mexiko wird von einem Drogenkrieg überschattet, Korruption hemmt ebenfalls die wirtschaftliche Entwicklung. Vorbilder sind dagegen Staaten wie Chile, Brasilien und Argentinien.
Lateinamerika als interessante Investitionsmöglichkeit
Aufgrund dieses positiven Trends stellt sich Lateinamerika für Sie als Anleger als attraktive Investitionsmöglichkeit dar. Sie können auf vielfältige Weise von dem dortigen Boom profitieren. Wenn Sie kein Experte für diese Region sind, empfiehlt sich der Kauf von breit gestreuten Aktienfonds. Wenn Sie stattdessen einzelne Länderfonds oder gar Aktien kaufen möchten, sollten Sie sich zuvor intensiv mit den Aussichten des jeweiligen Staates beziehungsweise des Unternehmens auseinandersetzen. Interessant sind auch Immobilienfonds. Der Bereich des privaten und gewerblichen Baus verzeichnet nämlich infolge der ökonomischen Erfolge ein rasantes Wachstum. Staatsanleihen können als Beimischung in Ihrem Depot ebenfalls empfehlenswert sein, da im Gegensatz zu vergangenen Jahren die Wahrscheinlichkeit von Zahlungsausfällen enorm gesunken ist, die Renditen aber immer noch überdurchschnittlich hoch sind.
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