Spanien: Arbeitsmarkt endlich wieder im Aufschwung?

Trotz sinkender Arbeitslosenzahlen im Mai bleibt die Lage auf dem spanischen Arbeitsmarkt weiterhin angespannt. Mit mehr als 6 Millionen Arbeitslosen steht das Land weiterhin am finanziellen Abgrund. Und die Lage scheint nicht besser zu werden. Die Gegenmaßnahmen der Regierung zur Regulierung des Arbeitsmarktes stehen unter starker Kritik.

Mit Arbeitsmarkt-Reformen in eine ungewisse Zukunft

Mehr als 6 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter finden in Spanien keine feste Anstellung. Besonders betroffen von der hohen Arbeitslosigkeit sind junge Menschen zwischen 17 und 30 Jahren. Einen traurigen Bewerber-Rekord hat in der letzten Woche das Kunstmuseum in Madrid aufgestellt: Auf elf Stellen als fester Museumsangestellter bewarben sich mehr als 19.000 junge Männer und Frauen. Ein Job wie dieser ist in Spanien sehr beliebt, weil er einen hohen Kündigungsschutz für die Arbeitnehmer verspricht. Diese Art der Anstellung befindet sich in einem Reformationsprozess. Die spanische Regierung versucht, dieses strukturelle Problem zu beheben, indem sie mehr als 40 verschiedene Formen neuer Arbeitsverträge zulässt. Man erhofft sich auf diese Weise, den Unternehmen die Anstellung neuer Beschäftigter attraktiver zu machen, da sie als Arbeitgeber nun vermehrt die Möglichkeit bekommen, Praktikantenverträge und befristete Arbeitsverträge mit Bewerbern abzuschließen. Doch was auf den ersten Blick eine sinnvolle Reform sein könnte, wird von Wirtschaftswissenschaftlern bereits jetzt stark kritisiert.

Eine Jugend ohne Zukunft?

Insbesondere junge Menschen – und hierbei vor allem die Universitätsabsolventen – wird der Berufseinstieg mit den Reformen der Arbeitsverträge nur auf den ersten Blick erleichtert oder gar ermöglicht werden. Natürlich ist es nur von Vorteil, wenn junge Menschen auch eine Chance auf dem angespannten Arbeitsmarkt bekommen. Und tatsächlich sank die Arbeitslosenzahl im Mai um etwa 98.000. Doch was soll die Zukunft für die gut ausgebildeten Absolventen der Hochschulen bereithalten, wenn sie jahrelang nicht besser als Praktikanten gestellt oder nur Teilzeit beschäftigt sind? Von solchen geringen Gehältern ist es schwierig, den Lebensunterhalt zu bestreiten. Auch die Sozialabgaben können so nicht mehr in voller Höhe erbracht werden. Infolgedessen werden auch die Kosten des Sozialsystems in einigen Jahren rapide ansteigen.

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