Vertrauen in die Lebensversicherung sinkt
Einst war sie das Lieblingskind der Deutschen: die Kapitallebensversicherung. Damit scheint es nun vorbei zu sein. Das Vertrauen der Kunden in diese Anlageform erreicht immer neue Tiefstände. Laut einer Umfrage der „Bild am Sonntag“ sind 69 Prozent der Bundesbürger entweder unzufrieden mit ihrem Versicherungsprodukt oder sie würden einen solchen Vertrag nicht erneut unterschreiben. Lediglich 34 Prozent der Deutschen glauben noch an die Erfüllung der Renditeprognose ihres Lebensversicherers. Im Gegensatz dazu herrscht bei 66 Prozent der Menschen starke Skepsis vor.
Mittlerweile hinterlassen die Verwerfungen an den Finanzmärkten und die Schuldenkrisen diverser Staaten auch deutliche Spuren bei der deutschen Versicherungswirtschaft. Einerseits befinden sich die realen Renditen kapitalgedeckter Lebensversicherungen seit Langem im Sinkflug. Zum anderen wächst die Kluft zwischen den ursprünglich versprochenen und den tatsächlich ausgeschütteten Erträgen. Zugleich wurde der Garantiezins auf den Sparanteil der Versicherungsprämien vom Bundesministerium der Finanzen schrittweise gesenkt. Er beträgt zurzeit gerade einmal 1,75 Prozent. Bis Ende Juni 2000 waren es noch vier Prozent.
Vor dem Hintergrund des unverändert niedrigen Zinsniveaus für Kapitalanlagen mit solider Bonität ist eine Besserung der Lage nicht absehbar. Derzeit erwirtschaften deutsche Staatsanleihen inflationsbereinigt sogar nur Renditen im negativen Zahlenbereich. Zwar bestehen grundsätzlich Alternativen mit höheren Ertragschancen, wie zum Beispiel Engagements in Immobilien oder Unternehmensanleihen. Allerdings bergen solche Investitionen naturgemäß auch höhere Risiken. Der Gesetzgeber hat deren Einsatz infolgedessen unter strengen Auflagen limitiert.
Die gegenwärtige Krise der Kapitallebensversicherung ist offenkundig. Branchenvertreter üben sich in Optimismus. Für die Kunden bleibt die Hoffnung auf bessere Zeiten.
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