Großrazzia: Polizei stürmt Stützpunkte der Hells Angels
Mit einem 1.200 Beamten starken Großaufgebot hat die Polizei mit Hilfe der Spezialeinheit GSG 9 in Norddeutschland mehrere Stützpunkte des Rockerclubs Hells Angels gestürmt und durchsucht. Fünf Mitglieder wurden verhaftet.Der Fokus der Großrazzia lag auf dem Raum Kiel. In Niedersachsen drangen GSG-9-Beamte in das Privathaus von Hannovers Hells-Angels-Boss Frank Hanebuth ein. Mehrere Polizisten seilten sich von einem Hubschrauber ab. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft in Kiel berichteten, wurden insgesamt fünf führende Mitglieder der Hells Angels verhaftet.
Mitarbeiter von Behörden lieferten Informationen an Hells Angels
Wegen der Vorwürfe von Menschenhandel, Waffenhandel, Körperverletzung und Korruption wurde gegen zwei weitere Rockerclub-Mitglieder, die bereits Haftstraßen verbüßten, weitere Haftbefehle erlassen.
Ein Polizist, ein Mitarbeiter des Justizvollzugsdienstes und einer der Stadt Kiel sollen den Hells Angels in Kiel gegen Geld wichtige Informationen preisgegeben haben. Im Zuge der Razzia wurde auch nach dem seit zwei Jahren verschwundenen Türken Tekin Bicer (47) gesucht. Die Beamten gehen von einer Gewalttat aus.
Polizei strebt Rockerclub-Verbot in Hannover an
Dem Hannover Hells-Angels-Boss Hanebuth wird vorgeworfen, über die Delikte informiert gewesen zu sein oder sie sogar in Gang gesetzt zu haben. Sein Anwalt Götz von Fromberg betonte, sein Mandant habe keine Kenntnisse von den Taten gehabt und kenne auch die Leute nicht. „Der erste Zugriff war sehr massiv und unverhältnismäßig“, kritisierte von Fromberg. So sei während des Einsatzes auch Hanebuths Hund erschossen worden. In Ermittlerkreisen gilt der Rocker-Boss als einer der einflussreichsten Deutschlands.
Im November vergangenen Jahres hatte Hanebuth seinen Rückzug aus Hannovers Rotlichtviertel am Steintor angekündigt. Hannovers Polizei erhofft sich ein Verbot der Hells Angels „Wir arbeiten daran, Erkenntnisse zu einem Verbot der Angels in Niedersachsen beizutragen. Es ist auch erklärtes Ziel des Innenministers, zu einem Verbot zu kommen, wenn die rechtlichen Voraussetzungen dafür gegeben sind“, sagte Hannovers Polizei-Vizepräsident Thomas Rochell in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa.