Julia Timoschenko will mehrwöchigen Hungerstreik beenden
Die inhaftierte frühere Regierungschefin der Ukraine, Julia Timoschenko, plant ihren seit dem 20. April andauernden Hungerstreik am Mittwoch zu beenden. Zugleich sagte die ukrainische Regierung einen geplanten Gipfel in Jalta ab.Das auf den 11./12. Mai datierte Treffen wurde aufgrund zahlreicher Absagen europäischer Staatoberhäupter auf unbestimmte Zeit verschoben, gab das Außenministerium in Kiew am Dienstag bekannt. Mindestens zehn Staatschef, darunter der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck, hatten ihre Teilnahme als Zeichen gegen die Haftbedingungen von Timoschenko zurückgezogen.
Ende des Hungerstreiks nach fast drei Wochen
Die inhaftierte und im Gefängnis erkrankte Timoschenko kündigte an, ihrem fast dreiwöchigen Hungerstreik am Mittwoch ein Ende zu setzen. Der Neurologe Lutz Harms von der Berliner Charité-Klinik werde sie „aus dem Hungerstreik herausführen, was etwa zehn Tage bis zwei Wochen dauern wird“, sagte die Tochter der Oppositionsführerin, Jewgenija Timoschenko. Hams werde sie auch auf dem für diesen Mittwoch angesetztem Transport aus dem Gefängnis in ein nahegelegenes Krankenhaus begleiten und die Behandlung der 51-Jährigen übernehmen.
Die ehemalige Regierungschefin wird seit Monaten von einem Bandscheibenvorfall geplagt. Sie leide unter einem „chronischen Schmerzsyndrom“, sagte Harms. „Das kann nicht mit Physiotherapie und ein paar Tabletten behandelt werden und wird nicht nur drei Tage dauern“. Nach dem Besuch im Gefängnis sagte Jewgenija Timoschenko, ihre Mutter sehe schlecht aus. „Julia hat bis zu zehn Kilo Gewicht verloren.“ Sie befinde sich in einem „Ohnmachtszustand“.
Kiew kritisiert erneut EM-Boykott
Wegen der Haftbedingungen Timoschenkos und der Missachtung der Menschenrechte fordern viele Politiker einen politischen Boykott der Fußball-Europameisterschaft in der Ukraine. Die EU-Kommission wird der sportlichen Veranstaltung geschlossen fernbleiben.
Kritik an dem Vorgehen äußerte erneut die ukrainische Regierung. „Eine solche Haltung ist destruktiv“, sagte ein Sprecher. Vom 8. Juni bis 1. Juli findet die EM in der Ukraine und Polen statt. Beide Länder würden „Fans aus über 100 Ländern zu diesem Feiertag des Sports“ erwarten. Der ukrainische EM-Direktor Markijan Lubkiwski kritisierte zudem die Verbindung von Politik und Sport. „Keine juristische oder politische Frage lässt sich mit dem Boykott einer sportlichen Großveranstaltung lösen.“