Eröffnung der diesjährigen Leipziger Buchmesse
Am Mittwochabend wurde die diesjährige Leipziger Buchmesse mit einer Auszeichnung für die Historiker Timothy Snyder (42) und Ian Kershaw (69) eröffnet. Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert.In seiner Laudatio lobte der deutsche Historiker Karl Schlögel seine Kollegen, die mit ihren Werken über den Totalitarismus in Deutschland und Osteuropa wesentlich dazu beigetragen hätten, ein angemesseneres und vollständigeres Bild von Europa zu zeichnen.
Für die von Donnerstag bis Sonntag geöffnete Messe werden rund 160.000 Besucher erwartet.
Zahlreiche Aussteller
Für die diesjährige zweitgrößte Buchmesse Deutschlands – nach Frankfurt/Main – haben sich 2.071 Verlage aus 44 Ländern angekündigt. Auch zahlreiche Autoren sind nach Leipzig gereist, darunter Martin Walser, Erich Loest und Friedrich Christian Delius. Der umstrittene Schweizer Autor Christian Kracht wird am Donnerstag erstmals seinen Roman „Imperium“ in Deutschland präsentieren. Eine „rassistische Weltsicht“ hatte der „Spiegel“ dem Schriftsteller vorgeworfen und damit eine hitzig geführte Debatte entfacht.
Gefährlicher Rechtsruck in Europa
Bei der Eröffnung der Leipziger Buchmesse warnte Historiker Kershaw am Mittwochabend vor dem zunehmenden Rechtsruck, der sich momentan in Europa bemerkbar macht. „Das wäre eine eindeutig rückläufige Entwicklung. Eine Zunahme von negativen Stereotypen, von Ausländerfeindlichkeit und auch von Rassenhass wäre zweifelsohne die Folge davon.“ Dennoch sieht er optimistisch in die Zukunft Europas: „Die schon erzielte europäische Verständigung bröckelt zwar im Augenblick. Aber sie wird nicht verschwinden und sich auf die Dauer wohl sogar weiter vertiefen.“
Digitalisierung als Kernthema – wachsender E-Book-Markt
Die Digitalisierung hat sich nun auch auf dem Buchmarkt fest etabliert. Nach einem schwachen Start zeigt die Wachstumskurve des E-Book-Marktes in Deutschland steil nach oben. Während der stationäre Buchhandel 2011 einen Rückgang von drei Prozent verzeichnen musste, sei der E-Book-Bereich zu einer festen Größe herangewachsen und erziele nennenswerte Umsätze. „Wir sind angekommen in einem E-Book-Markt“, sagte Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Der Buchhandel reagiere mit neuen Geschäftsmodellen auf die riesige Dynamik.
Am Mittwoch berichtete die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) über den um 77 Prozent auf 38 Millionen Euro gestiegenen Umsatz mit E-Books im vergangenen Jahr. Der Anteil am Gesamtumsatz liege damit bei einem Prozent. Insgesamt 4,7 Millionen Bücher wurden 2011 von deutschen Nutzern kostenpflichtig heruntergeladen.
Sortimentsbuchhandel mit Problemen
Anders als der E-Book-Markt kämpft der klassische Sortimentsbuchhandel mit schwindenden Gewinnen. Honnefelder sprach von einem massiven Umsatzrückgang. Auch für die kommenden Jahre rechnet der Börsenverein im stationären Buchhandel mit schrumpfenden Gewinnen.