Humanitäre Katastrophe in Homs bahnt sich an

Das Töten von Gegnern der Assad-Regierung geht in Homs unermüdlich weiter. Nach sechstägigem Dauerbeschuss der syrischen Protesthochburg bahnt sich nun eine humanitäre Katastrophe an. Der Nachrichtensender Al-Arabija meldete landesweit seien am Donnerstag mindestens 126 Menschen von den Regierungstruppen getötet worden, allein 107 in Homs. Bei diesen Angaben berief sich Al-Arabija auf Regimegegner. Die Protesthochburg Homs ist inzwischen von der Außenwelt isoliert.

Humanitäre Katastrophe in Homs

Die gesamte Stadt ist von Regierungstruppen umzingelt. Alle Zugangsstraßen werden von Armeeposten kontrolliert. Bereits seit zehn Tagen konnten keine Lebensmittel mehr in die Stadt geliefert werden. Nahrungsmittel und Medikamente werden knapp. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt gehen auch die Heizölvorräte zur Neige. In Homs gege es Angaben von Aktivisten zufolge nur noch drei Ärzte, einer wurde durch Granatenbeschuss verletzt. Angesichts der prekären Lagen baten Aktivisten um Hilfe vom Roten Kreuz und vom Roten Halbmond.

Krankenhäuser im Untergrund

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) bezeichnet die Lage von Verletzten und Kranken in Syrien als katastrophal. Die MSF-Präsidentin Marie-Pierre Allié erklärte in Paris, Ärzte und Patienten mit Schussverletzungen müssten in Syrien damit rechnen in der Klinik verhaftet zu werden. „Weil die Leute aus Angst nicht mehr in Krankenhäuser gehen, haben die Mediziner und Pfleger ein Parallelsystem aufgebaut.“ Patienten würden nun in Untergrund-Kliniken, unter prekären Umständen, behandelt.

USA und Italien für ein Ersetzen der Regierung Assads

Nach eine Treffen mit dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti am Donnerstag in Washington, erklärte US-Präsident Barack Obama, beide Nationen hätten großes Interesse daran, das „abscheuliche Blutvergießen“ in Syrien zu beenden. Die Vereinigten Staaten stimmten mit Italien darin überein, dass die jetzige Regierung in Damaskus, die „ihr Volk angreift“, ersetzt werden müsse.

Merkel unterstützt Vorschlag für eine „Kontaktgruppe“

Auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich betroffen über die Lage in Syrien. „Die Bilder und Berichte aus Syrien wühlen mich genauso auf wie wahrscheinlich die meisten Bürger“, sagte sie der „Passauer Neue Presse“. Um dem Blutvergießen ein Ende zu setzen, macht sich Merkel gemeinsam mit Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy für die Gründung einer Kontaktgruppe stark. „Um die Bemühungen zu einer raschen Lösung des Konfliktes zu verstärken, unterstützen Präsident Sarkozy und ich die Bildung einer Kontaktgruppe, wie sie von unseren Außenministern vorgeschlagen wurde“, betonte die Kanzlerin.

UN erwägt Entsendung von Beobachtern

Nachdem die Gewalt in Syrien bereits seit fast elf Monaten andauert und 6000 Tote gefordert hat, prüfen die Vereinten Nationen die Option der Entsendung von Beobachtern und eines Sondergesandten nach Syrien. „Wir erwägen eine gemeinsame Mission mit der Arabischen Liga“, erklärte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nach einer Tagung des Sicherheitsrates in New York. Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, sprach von wahllosen Attacken auf Wohngebiete, von einem Massaker an der eigenen Bevölkerung.

Anerkennung des Nationalrats

Der Führungsstab des Syrische Nationalrats, der sich aus mehreren Oppositionsgruppen zusammengesetzt hat, beriet im Golfemirat Katar, wie das Blutvergießen gestoppt werden könnte. Diskutiert wurde unter anderem auch über Waffenlieferungen an Deserteure. Unter arabischen Diplomaten wird erwogen, den Syrischen Nationalrat als legitime Vertretung des syrischen Volkes anzuerkennen.