Hausarrest für Kapitän der „Costa Concordia“
Der Kapitän des havarierten Kreuzfahrtschiffs „Costa Concordia“ soll unter Hausarrest gestellt werden. Diesen Beschluss fasste eine zuständige Richterin am Dienstag nach einer dreistündigen Anhörung des 52 Jahre alten Kapitäns, berichteten die italienischen Medien am Abend. Angeblich bestehe Fluchtgefahr.
Der Kapitän des vor der italienischen Insel Giglio havarierten Kreuzfahrtschiffes wird für das Unglück, das in der Nacht zum Samstag das Leben mehrerer Menschen forderte verantwortlich gemacht. Francesco Schettino wurde noch am Samstag von der italienischen Staatsanwaltschaft festgenommen. Mittlerweile sind Aufzeichnungen der Gespräche zwischen dem Kapitän und der Küstenwache aufgetaucht, die angeblich belegen sollen, dass Schettino das Schiff verlassen habe, bevor er und seine Mannschaft sichergestellt hatten, dass alle Passagiere evakuiert und in Sicherheit gebracht worden waren.
Wegen Fluchtgefahr unter Hausarrest gestellt
Die zuständige Richterin von Grosseto, Valeria Montesarchio, entschied am Dienstag nach einer dreistündigen Anhörung des Kapitäns, dass der Mann unter Hausarrest zu stellen sei. Das berichteten am Abend die italienischen Medien. Am Samstag war Schettino von der Staatsanwaltschaft festgenommen worden, angeblich bestehe Fluchtgefahr. Dem 52-Jährigen werden mehrfache fahrlässige Tötung, Havarie und Verlassen des Schiffes mitten in der Evakuierung vorgeworfen. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft.
Warum war das Schiff so nah an der Küste?
Angaben zufolge soll Schettino eigenmächtig die gefährliche Route, die das Kreuzfahrtschiff so nah an die Insel Giglio heranführte, gewählt haben. Er soll damit einem von der Insel stammenden Oberkellner Antonello Tievoli die Möglichkeit gegeben haben, seine Heimat zu grüßen. Medienberichten zufolge hatte dessen Schwester auf dem sozialen Netzwerk Facebook angekündigt, dass die „Costa Concordia“ bald ganz nah vorbeifahren werde. Es war nicht das erste Mal, dass ein Kreuzfahrtschiff zu nahe an die Insel kam.
Es gibt immer noch Vermisste
Bis zu diesem Zeitpunkt wurden bereits elf Leichen geborgen. In der Nacht zum Mittwoch galten immer noch zahlreiche Passagiere als vermisst. Die Spezial-Taucher, die mittlerweile im Wrack der „Costa Concordia“ eingesetzt werden, entdeckten am Dienstag fünf Leichen. Bei den Toten handelt es sich den Angaben zufolge um eine Frau und vier Männer. Sie wurden im überfluteten Heckteil des gekenterten Schiffs gefunden und trugen, laut dem ZDF, Schwimmwesten. Unter den Toten sind wahrscheinlich auch deutsche Passagiere.
Außenministerium bestätigt deutsche Opfer noch nicht
Das Außenministerium in Berlin wollte noch nicht bestätigen, dass ein deutsches Todesopfer bereits identifiziert sei. Der italienische Zivilschutzchef Franco Gabrielli sagte jedoch: „Mir scheint, dass das am Montag geborgene Opfer deutscher Nationalität ist.“ Am Montag wurde die Leiche eines Mannes aus dem Warck geborgen.