TV-Poker zwischen Geheimnissen und komplizierter Taktik
Berlin – Die Spezialisten der Deutschen Fußball Liga haben sich versteckt. Für die Auktion der Medienrechte, die am heutigen Montag beginnen soll, hat sich DFL-Boss Christian Seifert mit seinen wichtigsten Mitarbeitern an einem geheimen Ort abgeschottet.
Ungestört und unbeobachtet wollen sie den wichtigsten Job der Fußball-Bundesliga erledigen. «Wir werden uns zwei Wochen asketisch zurückziehen», hatte Seifert dazu erklärt: «Wo das ist, werde ich nicht sagen, aber es ist in Frankfurt.» Die Geheimhaltung hat Gründe, denn es geht um enorm viel Geld, um mindestens 4,64 Milliarden Euro.
So viel ergab die bisher letzte Auktion für vier Spielzeiten. Und am Montag in zwei Wochen soll nach der Mitgliederversammlung ein noch höherer Betrag für die Spielzeiten von 2021/2022 bis 2024/2025 bekannt gegeben werden.
Seifert, seit 2005 bei der DFL, hat inzwischen reichlich Erfahrung bei den Ausschreibungen der Medienrechte gesammelt. «Da geht es um viel Geld, da haben wir auch schon komische Sachen erlebt in der Vergangenheit», sagte er, ohne Details preiszugeben.
Aber nicht nur die DFL-Manager machen ein großes Geheimnis um ihre Arbeit, auch bei den Medienunternehmen werden besondere Vorkehrungen getroffen. Denn auch für sie geht es um viel. Für den Pay-TV-Sender Sky, der beim Poker um die Champions-League-Rechte leer ausging, möglicherweise sogar um die Existenz.
Bei der bisher letzten Auktion zogen sich die Rechte-Spezialisten von Sky in einen «war room» zurück, wie es der damalige Vorstandsvorsitzende Carsten Schmidt Monate später auf dem Kongress Spobis ausdrückte. Die Scheiben diese Raumes waren «verkleidet», alles musste abhörsicher sein.
«Wir waren extrem sensibel, was Datensicherheit angeht», sagte Schmidt und verriet: «Wir hatten multiple Angriffe abzuwehren.» Der TV-Poker ist schließlich eine Frage der Taktik. Wer weiß, wie viel der andere zu zahlen bereit ist, kann ein entsprechend hohes Angebot abgeben.
Eine Taktik hat auch die DFL, die in der ersten Woche jeden Tag eines der vier besonders teuren Live-Pakete für Pay-Anbieter zum Wettbieten freigibt – aber nicht in der Reihenfolge des Alphabets. So könnten Seifert und Kollegen zunächst die 15.30-Uhr-Spiele am Samstag (B), danach die Partien am Freitag und Sonntag (D) sowie anschließend die Top-Spiele um 18.30 Uhr (C) anbieten – und das besonders begehrte Paket mit der Konferenz (A) als letztes.
So sollen die Gesamteinnahmen in die Höhe getrieben werden. Wer etwa bei Paket B leer ausgeht, kann bei den anderen Paketen mehr bieten. Und wer bei B, D und C leer ausgegangen ist, kann am Ende immer noch alles auf A setzen. Die Konferenz ist schließlich das erfolgreichste TV-Produkt im Pay-Bereich.
«Die Angebote können per E-Mail eingereicht werden oder per Post», sagte Seifert. Manche geben ihre Gebote auch in der DFL-Zentrale ab, «eine Minute vor Frist». Im einfachsten Fall läuft es dann so: Wer am meisten Geld für eine Paket bietet, erhält den Zuschlag und noch am gleichen Tag eine Nachricht.
Ein besonderer und komplizierter Fall tritt nur dann ein, wenn das nächstbeste Gebot 20 Prozent oder weniger unter dem des Meistbietenden liegt. Dann gibt es eine zweite Runde und schließlich bei gleichbleibender Differenz eine Entscheidung durch die DFL. «Das Präsidium hat mir weitgehende Entscheidungsfreiheit gegeben», sagte Seifert dazu.
(dpa)